zum Hauptinhalt
Nah dran. Sabine Lisicki kämpfte beherzt, musste sich aber geschlagen geben. Foto: dapd

© dapd

Sport: Auf Augenhöhe ausgeschieden

Sabine Lisicki scheitert in Australien an Scharapowa.

Das „Come on!“ hallte furchterregend durch die Rod-Laver-Arena, Maria Scharapowa brüllte damit die ganze Anspannung der letzten zwei Stunden in Richtung ihrer Box hinaus. Wie ein Donnerhall setzte sie den Schlusspunkt unter eine Partie, in der die Russin so gefordert worden war wie im gesamten Turnierverlauf noch nicht. Sabine Lisicki hatte der Weltranglistenvierten alles abverlangt. Die Berlinerin war sogar nah dran am großen Coup, unterlag Scharapowa im Achtelfinale der Australian Open am Ende aber doch mit 6:3, 2:6 und 3:6.

„Es war ein Match auf Augenhöhe“, sagte Lisicki hinterher, „und sehr eng die ganze Zeit über. Ich hätte meine Chancen nur besser nutzen müssen.“ In den ersten drei Runden hatte Scharapowa insgesamt nur fünf Spiele abgegeben, so wenige wie keine andere Spielerin im Feld. Als Lisicki im ersten Satz schnell mit 0:3 zurücklag, deutete alles darauf hin, dass Scharapowa erneut kurzen Prozess machen würde. Schon bei ihren ersten beiden Treffen – zuletzt im Halbfinale von Wimbledon – hatte Scharapowa die Berlinerin fast überrollt. Das wollte Lisicki nicht noch einmal erleben. „Ich habe hart gearbeitet und sehr viel aus den letzten Niederlagen gelernt“, erklärte sie.

Lisicki kann genauso schnell aufschlagen und die Bälle ähnlich hart und flach über das Netz donnern wie Scharapowa, die diese aggressive Gegenwehr allerdings nicht gewohnt ist. Denn die meisten Spielerinnen haben ihrem Power-Tennis wenig entgegenzusetzen. Lisicki aber ließ sich dieses Mal kaum zurückdrängen, attackierte besonders die Rückhand der Russin, mit der Scharapowa ungewöhnlich viele Fehler unterliefen. Auf insgesamt 47 brachte sie es am Ende. Der bissige Widerstand Lisickis entnervte Scharapowa zusehends. Angefeuert von ständigen Rufen der Zuschauer bäumte sich Lisicki auf und holte sich den ersten Durchgang. „Die ersten drei Spiele liefen gut, danach ging es abwärts“, kommentierte Scharapowa trocken, „der dritte Satz war ein einziger Kampf.“ Im zweiten Durchgang hatte die Russin wieder konsequenter gespielt, Lisicki büßte dagegen etwas an Länge in ihren Grundschlägen ein. Der Knackpunkt der Partie folgte im dritten Spiel des dritten Satzes, das 13 Minuten andauerte. Fünf Breakbälle erzwang Lisicki, gegen die sich Scharapowa jedoch erbittert stemmte. Es fehlten mitunter nur Zentimeter und ein wenig auch jene Erfahrung, die Scharapowa eben mitbringt. „Sie hatte einfach schon viel mehr solcher Matches als ich“, gab Lisicki zu Bedenken. Mit ihren 24 Jahren ist Scharapowa zwar nur zwei Jahre älter als die Berlinerin, hat aber bereits mit 17 in Wimbledon ihren ersten von drei Grand-Slam-Titeln gewonnen.

Sabine Lisicki konnte trotz des Ausscheidens ein positives Fazit des Turniers ziehen. „Vor einem Jahr bin ich hier noch in der Quali ausgeschieden und war schon Zuhause, bevor das Turnier losging“, erinnerte sie sich, „und jetzt schlage ich beinahe eine der besten Spielerinnen der Welt.“ Ärgerlich für Lisicki war dann aber doch, dass im Viertelfinale keine unüberwindliche Hürde gewartet hätte: Jekaterina Makarowa hatte die fünfmalige Australian-Open-Siegerin Serena Williams mit 6:2 und 6:3 aus dem Turnier geworfen.So aber musste sich Lisicki mit dem anerkennenden Applaus der 15 000 Zuschauer zufrieden geben, die ihren leidenschaftlichen Einsatz bei einem Sieg wohl mit stehenden Ovationen gefeiert hätten. Auf der großen Bühne blüht Lisicki stets auf, dort gehört sie hin. Gegen Titelkandidatin Scharapowa war kaum ein Unterschied zu merken.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false