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Sport: Auf Bewährung

Max Rauffer muss den Sieg von Gröden bestätigen

Berlin – Vielleicht haben die richtigen Leute von „Feinkost-Käfer“ und „Weru-Fensterbau“ das Rennen verfolgt. Jene Leute, die entscheiden, wer ihr Logo tragen darf. Sie haben dann gesehen, wie Max Rauffer aus Gmund im Allgäu das Ski-Abfahrtsrennen von Gröden gewonnen hat. Es war der erste Weltcuperfolg eines Deutschen seit 1992. Rauffer groß im Fernsehen, Rauffer umgeben von Journalisten, Rauffer ausgiebig fotografiert. So wollen das Sponsoren. Vielleicht werben „Feinkost-Käfer“ und „Weru-Fensterbau“ deshalb bald wieder mit dem 32-Jährigen. Aber wahrscheinlich ist das nicht. Die Firmen haben 2002 ihre Verträge mit Rauffer schließlich nicht ohne Grund auslaufen lassen. Seit damals ist er ohne Sponsor auf Mützen und Stirnbändern. „Sie wissen ja, die wirtschaftliche Lage“, sagte Rauffer später. Eine Notlüge.

In Wirklichkeit hatte Rauffer einfach nicht mehr das richtige Image. Und, genau gesagt: Der Sieg von Gröden allein verschafft ihm noch keinen Imagewechsel. Werner Margreiter, der deutsche Cheftrainer, sagt zwar: „Es war Zeit für ihn, mehr zu riskieren. Max ist perfekt gefahren.“ An diesem Tag, ja. Aber es gab auch andere Tage. Es gibt diese Vergangenheit.

Max Rauffer, das ist die Geschichte eines Sportlers, der an vielfältigem Druck scheiterte. Da ist zum Beispiel der Druck, unter den er sich selber setzt. Bei der Qualifikation in Garmisch-Partenkirchen zu Olympia 2002 hatte Rauffer eine halbe Stunde vor dem Super-G plötzlich Nasenbluten. „Wegen des Drucks, auf der Heimstrecke gut auszusehen“, sagte er. Er wurde 17. und kam nur wegen eines kuriosen Rechenspiels zu Olympia. Dort war er der einzige deutsche Fahrer in den schnellen Disziplinen, jeder starrte auf ihn. Das Resultat: Platz 34 in der Abfahrt, Platz 22 im Super-G. „Olympia-untaugliche Rennen“, tobte der damalige Chef-Trainer Martin Oßwald. „Stimmt“, sagt Rauffer. „ich fuhr viel schlechter, als ich hätte fahren können.“ Dazu kam und kommt der Druck des Verbands. Rauffer war lange der einzige Abfahrer mit Potenzial für Spitzenplätze. Er sollte die Österreicher angreifen. Er sollte enorme Erwartungen erfüllen. Bei der Abfahrt in Lake Louise 2003 raste Rauffer auf Platz neun, nicht schlecht, aber Margreiter, der Nachfolger von Oßwald, sagte: „Es war mehr drin.“

Es war öfter mehr drin. Bei der WM-Abfahrt 2003 war Rauffer bei der Zwischenzeit Zweiter, dann stürzte er. Und anschließend spottete der norwegische Weltklasse-Fahrer Kjetil-Andre Aamodt: „Max ist ein guter Fahrer, aber man muss mal ins Ziel kommen.“ Rauffer, das war eben auch der, der so oft stürzt. 1997 hätte einer dieser Stürze fast zur Querschnittslähmung geführt. Im Dezember 2000 erlitt Rauffer eine schwere Knieverletzung, in Gröden, im Dezember 2003, dann einen Kreuzbandriss. Doch Sponsoren, sagt Rauffer, „warten darauf, dass ich meine gute Platzierung bestätige“. Platz drei in Kvitfjell (2000), Platz zwölf in Wengen (2003) und Platz neun in Lake Louise (2003) war dafür zu wenig. Aber der Hauptfeldwebel Rauffer, ein besonnener Typ, gab nie auf. Nach jeder Verletzung kämpfte er sich wieder heran. Auch, „weil ich die Kritik der Medien nicht mehr höre und lese“.

Für ein paar Tage feiern ihn die Medien. Aber Rauffer fährt auf Bewährung. Kann er den Erfolg von Gröden bestätigen oder war es eine einmalige Sache? Davon hängen schließlich Sponsorenverträge ab. Rauffer hat keinen Manager, er regelt das selber. Aber Rauffer hat auch seinen Stolz. Wenn die weiteren Resultate eher mäßig sind, wird er den Firmen nicht nachlaufen. Die müssen schon zu ihm kommen. „Klinken putze ich nicht.“

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