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Sport: Auf Bewährung

Leverkusens Trainer Hyypiä kämpft um seine Rolle.

Auch ein finnischer Riese kennt Nervosität. Er zeigt sie nur nicht immer. Der 1,96 Meter große Sami Hyypiä, der nach knapp zwei Jahrzehnten als Fußballprofi am Sonntag seine alte Bühne in neuer Rolle wieder betrat, überstand den Ansturm der Fotografen und Kameraleute so stoisch wie früher das Anrennen der gegnerischen Angreifer. „Da könnten hundert Kameras sein, das macht mir nichts aus. Ich bin schon so lange im Fußball, ich weiß, wie das ist.“ Wer die Abwehrarbeit beim FC Liverpool und bei Bayer Leverkusen organisiert hat, ist öffentliche Aufmerksamkeit gewöhnt.

Am Ostersonntag stand der Finne als verantwortlicher Trainer, nicht als Spieler, vor den Kameras. Es war sein erster Einsatz als Teamchef der Werkself, zur Seite als lizensierter Coach stand ihm Sascha Lewandowski. Natürlich sei er vor seiner Premiere aufgeregt gewesen, gestand Hyypiä später. „Es wäre ja nicht korrekt, wenn ich das nicht gewesen wäre.“ Doch das Prickeln im Bauch ließ mit dem Anpfiff auch schon wieder nach. Und am Ende registrierte der Finne ein letztlich leistungsgerechtes 1:1 gegen den Hamburger SV. „Nach fünf Tagen gemeinsamer Arbeit geht nicht alles hundertprozentig“, sagte Hyypiä eher emotionslos.

Auch Michael Ballack, der langjährige Kapitän der Nationalmannschaft, soll in seinen letzten Spielen für Leverkusen noch einmal überzeugen. Am Sonntag aber blieb der 35-Jährige unauffällig. Das lag aber auch daran, dass er wochenlang verletzt gewesen war. „Ich bin froh, einigermaßen durchgehalten zu haben“, sagte Ballack. Und Hyypiä nahm den Routinier, der in Leverkusen sehr umstritten ist, in Schutz. „Ich wusste, dass er nicht fit genug für neunzig Minuten ist“, sagte der Finne, „aber er hat gut gekämpft. Ich denke, er ist ein sehr wichtiger Spieler für die letzten fünf Spiele.“ Im nächsten Heimspiel trifft Bayer Leverkusen auf Hertha BSC.

In diesen letzten Begegnungen wird sich entscheiden, ob Hyypiä auch in Zukunft an der Seite des vom Leverkusener U-19-Übungsleiter zum Bundesliga-Trainer aufgestiegenen Lewandowski den sportlichen Gang der Dinge bei Bayer bestimmen oder zum Assistenten eines neuen Cheftrainers ernannt wird. Für sich und seine Vorstellung vom Fußball zu werben, bleibt Hyypiä nicht viel Zeit. Er will sie so gut wie möglich nutzen und predigt einen Fußball, bei dem „wir den Ball besser halten und eine gute Raumaufteilung haben“. Hyypiä hatte als Profi ein überragendes Organisations- und Führungstalent. Überträgt er von dieser Fähigkeit etwas auf seine Mannschaft, hätte er sehr viel erreicht, gilt doch gerade das Team von Bayer Leverkusen bei allem spielerischen Potenzial als besonders instabil.

Sein Kollege Lewandowski ist davon überzeugt, dass die Doppelspitze bei Bayer Leverkusen dauerhaft funktionieren würde. „So wie in jedem guten Funktionsteam geht jeder in dem Bereich voran, in dem er der Bessere ist“, sagt Lewandowski. Wie gut das insgesamt ankommt, wird ein früherer Teamchef von Leverkusen am Saisonende bewerten: Rudi Völler, der Sportdirektor von Bayer 04 Leverkusen. „Ich hoffe, dass der Umschwung kommt“, sagte Völler am Sonntag und ließ dabei alle Optionen offen. Verständlich, schließlich hatte die Mannschaft gegen den Hamburger SV nur phasenweise überzeugt.

Sami Hyypiä muss in eigener Sache noch weitere Argumente liefern.

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