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Sport: Auf dem Abflug

Raffaels Wechsel von Hertha BSC zu Dynamo Kiew ist so gut wie perfekt.

Berlin – Es hatte sich schon seit längerer Zeit angedeutet. Wochenlang wurde gepokert und gefeilscht. Nun ist der Wechsel anscheinend perfekt: Herthas Spielmacher Raffael verlässt Berlin. In Richtung Osten, genauer gesagt zu Dynamo Kiew.

Es fehlt wohl nur noch die Unterschrift auf dem Vertrag. Wie die „Berliner Morgenpost“ berichtet, soll Raffael das Trainingslager in Österreich bereits gestern verlassen haben und schon heute nach Kiew fliegen, um sich einem Medizin-Check zu unterziehen. Auch von der Mannschaft soll er sich schon verabschiedet haben.

Die große Überraschung ist das nicht: Hertha und Dynamo waren sich schon seit Wochen einig. Nur Raffael selbst zögerte bis zuletzt. Denn seine erste Wahl ist Kiew nicht. Eigentlich wäre der 27-Jährige lieber in der Bundesliga geblieben – das hörte man zumindest aus seinem Umfeld. Doch die Interessenten, unter anderen der Hamburger SV und Borussia Mönchengladbach, boten nicht genug Geld. Auch mit dem SSC Neapel wurde verhandelt, hier scheiterte es ebenfalls an den Finanzen.

Ganz anders in Kiew. Die Ukrainer sollen nun bis zu acht Millionen Euro Ablöse für den Brasilianer zahlen. Und auch beim Gehalt ist Dynamo nicht zimperlich. Raffael soll einen Vertrag bis 2016 bekommen – und vier Millionen Euro im Jahr verdienen. Hinzu kommen noch mögliche Prämien im Millionenbereich. Kein schlechtes Geschäft.

Auch nicht für die Hertha: Der Abgang ist der zweitteuerste in der Vereinsgeschichte. Nur Sebastian Deisler war 2002 für mehr Geld zum FC Bayern München gewechselt, damals waren es 8,2 Millionen Euro. Der Verkauf von Raffael füllt nicht nur die klamme Berliner Vereinskasse. Auch die laufenden Kosten werden spürbar gesenkt – Raffael war mit angeblich 1,5 bis zwei Millionen Euro Jahresgehalt Topverdiener.

Hertha wird das Geld wohl kaum in Neuzugänge investieren können. Mit dem Großteil der Ablöse wird der Verein seine Schulden abbauen müssen. Wirkliche Reserven für namhafte Verstärkungen würden erst frei, wenn sich in Adrian Ramos ein zweiter werthaltiger Offensivspieler gegen Ablöse verabschieden sollte. Für den Stürmer, der auch weiter erstklassig spielen will, soll es auch schon viele interessierte Klubs geben. Aber noch gibt es keine konkreten Angebote. Möglich, dass sich der Ramos-Transfer am Ende genauso lange hinzieht wie der von Raffael.

Für den ist Kapitel Berlin jetzt zuende. 2008 kam er aus der Schweiz nach Berlin, zusammen mit dem damaligen Trainer Lucien Favre. 130 Ligaspiele machte er für die Hertha, schoss 39 Tore. Doch auf das Abenteuer Zweite Liga hatte Raffael keine Lust.

Wenn alles glatt geht und er noch am heutigen Donnerstag bei Kiew unterschreibt, könnte er schon in wenigen Tagen in ganz anderen Sphären kicken. Bis Mitternacht sind die Meldelisten bei der Uefa noch offen – für die Qualifikation zur Champions League. Bereits am nächsten Dienstag, 31. Juli, könnte Raffael für Kiew beim ersten Quali-Spiel auflaufen – gegen Feyenoord Rotterdam. Dominik Bardow / Christian Wermke

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