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Sport: Auf dem Weg nach oben mit Blick nach unten

TSC-Gewichtheber Andrey Poitschke tritt am kommenden Mittwoch in Thailand auf die WM-BühneVON HARTMUT MOHEIT BERLIN."Nur" zwischen 120 und 150 kg schob Andrey Poitschke zuletzt noch auf die Hantel.

TSC-Gewichtheber Andrey Poitschke tritt am kommenden Mittwoch in Thailand auf die WM-BühneVON HARTMUT MOHEIT BERLIN."Nur" zwischen 120 und 150 kg schob Andrey Poitschke zuletzt noch auf die Hantel.Er war mehr mit der Suche nach Lockerheit und Körpergefühl beschäftigt als mit großen Lasten.Dabei stets den kommenden Mittwoch im Blick: Dann wird der "Stemmer" vom Berliner TSC als erster des deutschen Quintetts bei der Gewichtheber-WM in Thailand auf die Bühne treten.Von dem 25jährigen wird dann viel mehr verlangt."162 Kilo im Reißen und 190 im Stoßen sind mein Tip.Damit stände er im Zweikampf bei 352, was einer tollen Leistung entspräche", beurteilt Trainer Jürgen Glor die Lage im Mittelgewicht.Bis zu den Weltrekorden (170/208/367) sind es für Poitschke zwar dann immer noch Welten, ein "Platz unter den sechs Besten" für ihn damit im Bereich des Machbaren.Kein weiterer Gewichtheber aus Berlin ist so nah an der internationalen Spitze dran.Deshalb durfte ausschließlich der Herkules vom TSC die weite Reise antreten. "Entscheidend wird es sein, wie er das psychische Problem des Einzelkämpfers verkraftet, zu seinem Können findet", nennt der Heimatcoach, mit dem er seit acht Jahren zusammenarbeitet, den entscheidenden Faktor auf dem Weg in die Weltspitze."Im Chemnitzer Bundesligateam, für das Andrey seit 1995 hebt, geht ihm alles leicht von der Hand", so Glor."Da hat er Top-Leute an seiner Seite, und alle zusammen schaukeln sich gegenseitig hoch.In Thailand kämpft er als Erster für Deutschland und für sich allein.Das ist eine völlig andere Situation." Und im Hinterkopf spuken zudem die enttäuschenden Resultate zuletzt bei Olympia (10.) und WM (7.).Nunmehr, ins beste Heber-Alter kommend, sollte langsam der Durchbruch gelingen. Für Andrey Poitschke, Mitglied der Bundeswehr-Sportfördergruppe und "seit einiger Zeit privat wieder solo", ist der Weg nach oben gleichzeitig mit dem Blick nach unten verbunden: dem Thema Doping."Etwa 15 Kontrollen habe ich in diesem Jahr bereits mitgemacht, der Doping-Paß weist sie alle aus.Dazu kamen die obligatorischen internationalen Kontrollen vier und acht Wochen vor der WM", erzählt er, verweist damit auf die Tranparenz in dieser Frage in Deutschland, dieses leidige Thema in den Griff zu bekommen.Längst noch nicht in allen Ländern ist man derartig konsequent, zum Leidwesen der Ehrlichen."Wir müssen damit leben, daß immer noch viele Menschen beim Wort Gewichtheben die Nase rümpfen.Das ist nun einmal so", sagt Poitschke, der zugibt, seinen Sport "nicht nur aus Spaß an der Freude" zu betreiben."Für mich ist es eine Lebenseinstellung geworden, mich jeden Tag aufs neue zu überwinden.Letztlich bauen auch meine Zukunftsplanungen auf den Sport auf." Vor allem für Sydney 2000 möchte er sich noch mehr schinden.Marc Huster, Ronny Weller oder Ingo Steinhöfel - allesamt Weltklasse verkörpernd - haben ihm den Weg vorgegeben.Man kann es also schaffen, "sauber" und auf den Methoden des DDR-Leistungssports aufbauend.Cheftrainer Frank Mantek (Jürgen Glor: "Er ist ein unheimlicher Motor für den Verband.") vertraut auf Poitschkes Steigerungsvermögen.Einen Schub verspricht er sich für sein Team von der Europameisterschaft im kommenden Jahr in Riesa.Mit Weltmeister Huster als Aushängeschild, der aus dem Sachsen-Land stammt und auch über Fähigkeiten eines Entertainers verfügt, plant man den großen Coup im Medaillenkampf. Davon sind Poitschkes Trainingsgefährten beim TSC weit entfernt.Mittlerweile setzt man beim zweimaligen Deutschen Mannschaftsmeister in der Bundesliga zwangsweise auf den Nachwuchs.Im Training können sich die Talente (Poitschke: "Kürzlich war ich bei den Jugendlichen im Trainingslager in Kienbaum.") nach wie vor an ihren Vorbildern orientieren, die einen Teil ihrer Brötchen im "Gewichtheber-Oberhaus" bei anderen Vereinen verdienen.Daß sie am kommenden Mittwoch gebannt auf die Meldung aus Thailand warten werden, versteht sich von selbst.Sie bekamen schon glänzende Augen, als ihr WM-Starter zuletzt mit den "leichteren" Lasten hantierte.Nun ist Daumen-Drücken ihre dritte Disziplin.

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