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Sport: Auf der Proberunde zum Profi

Beim Golfturnier in München versuchen sich immer wieder Talente – nur wenige schaffen den Durchbruch

Ein junger Mann umringt von Journalisten. Er blickt in Fernsehkameras, gibt Interviews. Sean Einhaus ist 16 Jahre alt, während dieser Turniertage bei den BMW International Open in München ist er ein Star. Nicht, weil er sich wie ein solcher gibt, sondern weil der Junior, der derzeit Deutschlands bester Amateurgolfer ist, die Hoffnung wach hält, dass es mit dem Profigolfsport in diesem Land dann doch irgendwann wieder bergauf gehen könnte.

Im Moment geht es eigentlich vorrangig bergab. Das lässt sich auch daran ablesen, dass jene Jungs, die vor einem, zwei oder drei Jahren bei der BMW International Open als die großen Hoffnungsträger galten, entweder überhaupt keine Spielberechtigung mehr in München haben oder inzwischen aufgrund ihrer Leistungen die Kriterien nicht mehr erfüllen. Namen wie Christian Reimbold oder Nicolas Meitinger, die in den vergangenen Jahren gut waren für große Porträts, finden sich jetzt im hinteren Bereich der zweitklassigen Challenge-Tour-Rangliste. Von zehn deutschen Startern bei der BMW International Open werden sieben in der Weltrangliste jenseits der Marke von 1000 gelistet. Die Position des besten Deutschen vor Alex Cejka auf Rang 289 bleibt am Ende wieder Bernhard Langer, der auf Rang 132 abgerutscht ist.

„Zu den Turnierfavoriten zähle ich ja auch nicht mehr“, urteilte der inzwischen 49-jährige Langer nach seiner 70er Auftaktrunde in Eichenried gelassen. Langer aber ist das Prädikat eines internationalen Spitzenstars nicht mehr zu nehmen. Am Dienstag hat er die Proberunde mit Sean Einhaus gespielt. Der Alte und der Junge haben zumindest den Trainer gemeinsam. Willi Hofmann, seit Langers Anfangszeiten als Profi an dessen Seite, arbeitet mit dem stillen und zurückhaltenden Einhaus seit dessen sechstem Lebensjahr. „Ich kenne keinen anderen, der mit 16 Jahren schon so gut ist“, beurteilt er die Leistungen des Gymnasiasten.

Hofmann, der auch andere Profis wie Tino Schuster oder Kariem Baraka betreut, ist eher ein kritischer Typ. Schon deshalb lohnt es sich vielleicht, den jungen Einhaus näher anzusehen. In den vergangenen zwei Jahren hat er zur internationalen Spitze der Jugend aufgeschlossen, in diesem Jahr die französischen Amateurmeisterschaften der Herren gewonnen, sich für das Junior Ryder Cup Team qualifiziert. „Er ist in allen Bereichen, egal ob mental, spielerisch oder technisch, seinen Altersgenossen weit voraus. Das ist ein fertiger Spieler“, sagt Hofmann. Einhaus befindet sich in jenem Karrierestadium, in dem man noch von großen Träumen sprechen darf: Auf die Profitour will er wechseln, Major-Turniere gewinnen, irgendwann einmal die Nummer eins der Welt werden.

Formulierungen wie diese sind nicht untypisch für deutsche Nachwuchsspieler. Was also nährt die Hoffnung, dass Einhaus nicht wie andere in drei Jahren BWL studiert oder irgendwann als drittklassiger Profi Woche um Woche kleine Turniere bestreiten muss? Vielleicht treffen bei Einhaus ein paar günstige Faktoren aufeinander: Ein international anerkannter Trainer wie Hofmann, der seinen Spieler nicht auf ein technisches Format trimmt, sondern sagt: „Ich lasse technische Eigenarten zu, solange die jungen Leute damit Erfolg haben.“ Dass Einhaus schon als Kind Bälle geschlagen hat, bis man ihn stoppen musste, ist zweifellos ein Vorteil. Zum Winter wird Einhaus an die Fort Walton Beach High School in Florida wechseln, um dort bei Trainer Hofmann während des Winters bessere Trainingsbedingungen vorzufinden.

Das Team Einhaus setzt auf bedächtige Schritte. Diese Zurückhaltung könnte sich in schlechteren Zeiten auszahlen. Diese sind in der Karriere eines Golfers unvermeidlich. Tino Schuster, der viel mit Einhaus trainiert, weiß das: „Dieses Jahr ist ein eher härteres“, sagt er nach 77Schlägen in der ersten Runde. Vergangenes Jahr stand er noch kurze Zeit auf dem Leaderboard bei der British Open. Da war er der Nachwuchsstar.

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