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Sport: Auf der Suche nach der Chance

Seitdem Marko Pantelic nicht mehr trifft, gewinnt Hertha nicht mehr

Berlin - Christian Gimenez war ausnahmsweise schneller als Marko Pantelic. Der Argentinier hatte schon den Daumen gehoben, um Patrick Ebert für eine gut gemeinte, aber nicht besonders gut getimte Hereingabe zu belobigen, da war Pantelic noch mit sich selbst beschäftigt. Mit gesenktem Kopf trottete er aus dem Strafraum zurück, er schimpfte, weil Hertha BSC schon wieder eine Chance vertan hatte – dann hob er den Daumen.

Auf den ersten Blick ist kein Unterschied zu erkennen. Der serbische Stürmer durchlebt ein Fußballspiel mit jeder Faser seines Körpers. Er lobt und tadelt, leidet, flucht und feuert an, und er ist ständig unterwegs auf der Suche nach der kleinsten Chance, die sich unter Umständen bietet. Aber wenn die Chance dann kommt, nutzt er sie nicht mehr. „Der Marko Pantelic der Hinrunde hätte gegen Cottbus zwei Tore gemacht“, sagte Trainer Falko Götz nach Herthas 0:1-Niederlage. Der Marko Pantelic der Rückrunde erzielte keins, obwohl er allein in der ersten Halbzeit dreimal frei vor dem Cottbuser Tor auftauchte: Einmal legte er sich den Ball zu weit vor, einmal war der Winkel ein bisschen spitz, und beim dritten Mal brachte Energies Verteidiger McKenna den Serben mit einem Zupfer am Trikot aus dem Rhythmus. In der zweiten Hälfte vergab Pantelic eine gute Kopfballgelegenheit.

Vor einer Woche noch war der Brasilianer Gilberto als Symbolfigur für Herthas Krise ausgemacht worden, doch eigentlich taugt für diese Rolle viel eher Marko Pantelic. Zur Winterpause, als Hertha auf Platz fünf lag, führte er mit zehn Toren die Torschützenliste der Bundesliga an, seitdem hat er nur noch einmal getroffen: am ersten Rückrundenspieltag gegen den VfL Wolfsburg, bei einem der beiden Siege seit dem Winter. Pantelic verwandelte den Elfmeter zum 2:1.

Hertha ist inzwischen auf Platz acht abgerutscht. Marko Pantelic sagt: „Unser Motor stottert insgesamt.“ Aber er war das Schmiermittel, als es für den Berliner Fußball-Bundesligisten in der Hinrunde noch rund lief. Herthas Probleme im Sturm sind nicht nur offenkundig, sie lassen sich auch mit Zahlen belegen. Keine Mannschaft hat in der Rückrunde weniger Tore erzielt als die Berliner, nur acht waren es in neun Spielen. In den zehn Pflichtspielen seit der Winterpause blieb Hertha fünfmal ohne Tor.

Mittelfeldspieler Pal Dardai sagte nach der Niederlage gegen Cottbus: „Das hat nicht schlecht ausgesehen. Bis zum Tor.“ Schon eine Woche zuvor, als Pantelic beim 1:3 in Mönchengladbach gelbgesperrt fehlte, hatten die Berliner die mangelnde Entschlossenheit im Angriff bemängelt. Da aber waren die Berliner kaum einmal gefährlich in den Strafraum gekommen, sondern hatten die Gelegenheiten schon weit vorher durch allgemeine Unentschlossenheit verbaselt. Gegen Cottbus suchten die Berliner entschiedener den Weg in den Strafraum.

Marko Pantelic, der bereits am Samstag zur serbischen Nationalmannschaft gereist ist, hat seit 619 Spielminuten nicht mehr getroffen. Neu ist diese Situation für ihn nicht. Auch in der vergangenen Saison war er neun Spiele ohne Tor geblieben. Pantelic konnte damals nur mit Schmerzen auflaufen, zudem belastete ihn die ungeklärte Vertragssituation: Hertha hatte ihn nur ausgeliehen. „Ich fühlte mich sehr stark unter Druck, durfte keinen Fehler machen“, sagt er. All das kann im Moment keine Rolle spielen, es sei denn, Pantelic fühlte sich für Herthas Gesamterfolg allein verantwortlich. Falko Götz sagt: „Alles an Marko Pantelic festzumachen, das wäre nicht richtig.“

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