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Sport: Auf der Suche nach Stefan Ballack Trotz 0:1: Wolfsburg hat, was Bayern fehlt – Effenberg

München. In der vorigen Woche war es, als hätte eine unsichtbare Kraft die Uhr zurückgedreht.

München. In der vorigen Woche war es, als hätte eine unsichtbare Kraft die Uhr zurückgedreht. Wie zu erfolgreichsten Münchner Zeiten konnte man bei der Lektüre der Zeitungen leicht den Eindruck gewinnen, es gäbe wenig Wichtigeres als die Befindlichkeit des Fußballers Stefan Effenberg. Über abmontierte Nummernschilder an seinem Ferrari wurde die Nation informiert und die Karrierepläne seiner Lebensgefährtin. Mit Fußball hatte das sehr wenig zu tun, was schade ist, weil am Samstag in München ein ganz interessantes Bundesliga-Spiel ausgetragen wurde. Eines, das viel aussagte über die beiden Vereine Bayern München und VfL Wolfsburg. Man kann sogar sagen: Selten ließ sich die Situation zweier Klubs so sehr an einem Spieler fest machen – an Stefan Effenberg.

Was der reife Regisseur für seinen neuen Klub bedeutet, ließ sich am Kommentar des Trainers Wolfgang Wolf ablesen. „Wir waren in der zweiten Hälfte klar die bessere Mannschaft, wir hatten die klar besseren Chancen und haben das Spiel beherrscht.“ Die etwas selbstgerechte Einschätzung ließ das neue Selbstverständnis erkennen, das mit der Verpflichtung Effenbergs zusammenhängt. Selbstbewusst waren die Wolfsburger aufgetreten, hatten nach 70 Sekunden die erste große Chance und den Gegner weitgehend im Griff. Bloß ein Tor wollte nicht fallen. „Das ist das Manko“, sagte Effenberg.

Interessant war die Darbietung Effenbergs auch in Bezug auf die Bayern. Vor allem zu Beginn spulte er eine Lehrvorführung in den Kategorien Aggressivität, Biss und Wille ab – Qualitäten, die den Münchnern derzeit fehlen. Obwohl Effenberg offensiv nicht allzu viel glückte, zeigte sich, dass er nach wie vor „ein absoluter Leader“ ist, wie Ottmar Hitzfeld bekannte. Selten wird der Bayern-Trainer bei der Beurteilung eines gegnerischen Spielers derart an den zentralen Mangel im eigenen Team erinnert worden sein.

„Ich hatte damit ja nicht viel zu tun“, sagte nach dem Spiel Michael Ballack über den medialen Wirbel um Effenberg. Böse gesagt, hatte er mit dem Bayern-Spiel auch nicht allzu viel zu tun. Wieder einmal wehrte sich Ballack hartnäckig dagegen, die Führungsrolle zu übernehmen. So machte der Versprecher eines TV-Reporters deutlich, welcher Akteur dem Spiel der Bayern derzeit sehr gut täte. „Stefan Ballack“, sagte der Mann bei einem Interview mit dem Wolfsburger, und tatsächlich wäre eine Mischung aus den Führungsqualitäten Effenbergs und dem Talent Ballacks, das, was der Star der Bayern-Zukunft haben müsste. „Stefan Ballack“, sagte Effenberg, „guter Name.“

Daniel Pontzen

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