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In Fahrt: Rudolf Haller und Orlando Jet.

© Heiko Lingk

Auf der Trabrennbahn Mariendorf: Das Herzenspferd gewinnt die Breeders Crown

Orlando Jet ist mit Trainer Rudolf Haller auf der Trabrennbahn Mariendorf erneut unschlagbar. Und bleibt Deutschlands bester Traberhengst.

Die Pferde waren schon immer da. Schon bevor Rudolf Haller die ersten Sätze richtig aussprechen konnte, hatte er so manches Fell getätschelt. Dass der Umgang mit den Vierbeinern bereits als Kind stets zu seinem Alltag gehörte, hatte einen guten Grund: Hallers mittlerweile 83-jähriger Vater Richard zählte in seiner aktiven Zeit zu den besten Trabertrainern in Bayern. In den Sulky zu steigen, war für den Sohn daher genauso selbstverständlich, wie auf das Fahrrad zu klettern. Seit dieser Zeit hat Haller Hunderte von Pferden betreut.

Der 54-Jährige entwickelte sich zu einem der besten deutschen Trabrennsportler und wurde in der Saison 2018 Vizemeister. Seine Erfolgsbilanz weist mittlerweile 2187 Treffer auf, bei denen er insgesamt 7,6 Millionen Euro Gewinnprämie erzielte. Er hat Dutzende seiner Schützlinge zu Seriensiegern geformt, ist aber trotz der imponierenden Resultate stets bescheiden geblieben. Nur wenn der Name seines Hengstes Orlando Jet fällt, gibt Haller die Zurückhaltung auf: „Er ist ein unbeschreibliches Phänomen, eine regelrechte Erscheinung. Dieser Hengst ist mein Herzenspferd.“

Dass Haller Orlando Jets außergewöhnliches Können bereits erkannt hatte, bevor dieser auch nur ein einziges Rennen bestritt, beweist die Fachkenntnis des in Aschheim lebenden Familienvaters. Als das Pferd erst drei Jahre alt und noch völlig unerfahren war, lautete Hallers Urteil bereits: „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen solch guten Traber trainiert. Er ist ein Rohdiamant.“

Vielleicht war die ungewöhnliche Euphorie des ansonsten eher schweigsamen Sportlers der Grund dafür, dass sich das Interesse der Zuschauer und der Experten von Anfang an auf den Hengst richtete. Orlando Jet entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zu einem von allen Seiten bewunderten Publikumsliebling. Siebzehn Siege und 370 000 Euro an gewonnenem Preisgeld – so lautet die aktuelle Statistik des Vierbeiners.

Am vergangenen Samstag war Haller mit seinem Paradepferd auf der Trabrennbahn Mariendorf zu Gast. An jenem Ort also, wo er 2016 und 2017 die sogenannte Breeders Crown gewonnen hatte – das wichtigste Rennen neben dem Derby. Hier hatte Orlando Jet außerdem im Sommer einen fantastischen Bahnrekord aufgestellt. In der über hundertjährigen Geschichte der Sportstätte war noch nie ein Pferd schneller gewesen.

Und obwohl es diesmal ziemlich eng für ihn wurde und der vom Schweden Jörgen Sjunnesson gesteuerte Gegner Tsunami Diamant auf den letzten Metern des Rennens gewaltig heranstürmte, hatte Orlando Jet auf der Ziellinie unter dem Jubel des Publikums erneut die Nüstern vorn. Bei der Siegerehrung musste der sonst so sachliche Rudolf Haller ganz tief schlucken: „Ich bin jedes Mal aufs Neue von diesem wundervollen Hengst fasziniert.“

Heiko Lingk

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