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Sprung nach oben. Yves Grafenhorst (Mitte) und der SCM sind wieder wer. Foto: dpa

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Sport: Auf die harte Tour

Nach chaotischen Jahren ist der SC Magdeburg zurück in der Handball-Spitze.

Berlin - Die Nachricht machte Mitte September ihre Runde. Der deutsche Nationalspieler Michael Haaß hatte seinen Wechsel von Göppingen zum SC Magdeburg zum Ende der Spielzeit bekannt gegeben. Für den Traditionsklub aus Sachsen-Anhalt war die Verpflichtung des 28-Jährigen ein Zeichen an die Konkurrenz. In den Jahren zuvor hatte der SCM viele Nationalspieler abgeben müssen. Vor dem heutigen Heimspiel gegen die Füchse Berlin (19.30 Uhr/Sport 1 live) sagt Geschäftsführer Mark-Henrik Schmedt: „Nicht nur der Wechsel von Michael Haaß hat gezeigt, dass der SC Magdeburg wieder eine interessante Adresse ist.“ Die Betonung liegt auf „wieder“.

Vor ziemlich genau zehn Jahren war der SCM ganz oben. Als erster deutscher Handball-Verein gewann der DDR-Rekordmeister 2002 die Champions-League, mit Spielern wie Stefan Kretzschmar, Olafur Stefansson oder Henning Fritz. Es war aber auch der Anfang des Niedergangs. Im Rausch des Erfolgs hatte sich der damalige Manager Bernd-Uwe Hildebrandt der finanziellen Völlerei schuldig gemacht und hinterließ 2007 Verbindlichkeiten in Millionenhöhe. Von 2007 bis 2010 ging es chaotisch zu: Fünf Trainer wurden verschlissen, das verrückte wie treue Magdeburger Publikum wandte sich mehr und mehr ab. Negativer Höhepunkt war Rang elf in der Saison 2009/10 – die schlechteste Platzierung seit der Bundesliga-Zugehörigkeit 1991. Der Verein war gezwungen, die Reset-Taste zu drücken.

Marc-Henrik Schmedt ist eines der Gesichter dieses Neuanfangs. Seit 2010 führt der 42-Jährige die Geschäfte beim SCM. „Als wir zum ersten Mal in die Bücher geschaut haben, war die Situation wirklich bedrohlich“, sagt Schmedt. Schuldenstand: 1,2 Millionen Euro. Die Magdeburger schafften den Spagat zwischen finanzieller Konsolidierung und punktueller Verstärkung des Kaders, der gerade vorgelegte Jahresabschlussbericht 2012 weist Verbindlichkeiten von weniger als 500 000 Euro aus. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagt Schmedt, „wirtschaftlich wie sportlich“.

Denn auch auf der Trainerbank ist mit Frank Carstens wieder Kontinuität eingezogen. Der 41-Jährige, nebenher Co-Trainer der Nationalmannschaft, führte den Klub zuletzt zwei Mal in den Europapokal. Komplettiert wird das neue Führungstrio durch Steffen Stiebler. Der langjährige Abwehrchef ist mittlerweile Geschäftsstellenleiter. „Es war schon immer ein Markenzeichen des Vereins, auf eigene Leute zu setzen“, sagt Schmedt, „das wollen die Menschen hier sehen.“

Sportlich läuft es in dieser Saison allerdings noch nicht. Aktuell belegen die Magdeburger nur Rang neun, obwohl als langfristiges Ziel die Teilnahme an der Champions League ausgegeben wurde. „Wir müssen geduldig sein“, sagt Mark-Henrik Schmedt, „es macht keinen Sinn, den schnellen Erfolg erzwingen zu wollen.“ Diese Lektion haben sie in Magdeburg auf die harte Tour gelernt. Christoph Dach

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