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Hauptsache Schläger. Rafael Nadals Knie schmerzen fast schon chronisch, auch wenn er wie hier Golf spielt. Jetzt streikt sein Körper auch an anderer Stelle. Foto: dpa

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Sport: Auf die weiche Schulter

Rafael Nadal schleppt sich wieder einmal dem Tennis-Saisonende entgegen

Die erste Frage, die Rafael Nadal im Pariser Palais Omnisports gestellt wurde, war gar nicht so abweisend gemeint, wie sie zunächst klang. „Was machen Sie eigentlich hier?“, wollte ein Journalist vom Weltranglistenersten wissen. Ein Arzt hatte bereits bestätigt, dass eine Entzündung in Nadals Schulter die Teilnahme des Spaniers beim letzten Masters der Saison verhindern würde. Nadal hätte also gar nicht erst anreisen müssen. Der 24-Jährige überlegte einen Moment, bevor er antwortete, und das lag nicht nur daran, dass ihm die englischen Vokabeln nicht immer leicht fallen. Er wollte seine Worte genau wählen und sagte: „Ich kann nicht spielen, und das tut mir vor allem für die Fans leid. Paris ist für mich immer ein ganz besonderer Ort.“

Fünf Mal hat Nadal hier den Titel bei den French Open in Roland Garros gewonnen, zuletzt in diesem Sommer. Doch das Kraftpaket von der Insel Mallorca war von den kritischen Franzosen als Champion stets mehr geduldet als geliebt worden. Dass sie sich im letzten Jahr bei seiner ersten Niederlage überhaupt in Roland Garros sogar gegen ihn wendeten, hatte Nadal tief getroffen. Beklagt hatte er sich nie darüber, dafür immer betont, wie gerne er die französischen Fans möge. Für sie legte er nun einen Extratag Öffentlichkeitsarbeit ein. Doch warum Nadal diesen Abstecher vor allem machte, war offensichtlich. Er weiß, was mittlerweile passiert, wenn er ein wichtiges Turnier absagt. Die Diskussionen über seinen Gesundheitszustand nehmen überhand. Immer wieder sind es seine leidigen Knie, die Nadal auch weiter plagen werden. Sein aggressives, aufwendiges Tennis ist viel zu belastend für seinen Körper. Nun ist die Schulter als nächste Schwachstelle hinzugekommen, doch Nadal betont: „Ich hoffe, es ist nicht so schlimm. Aber der Arzt sagt, es kann schlimmer werden, wenn ich jetzt spiele.“

Allerdings bleibt Nadal nicht viel Zeit, um die Verletzung auszukurieren. Weniger als zwei Wochen dauert es bis zum Tour-Finale in London, bei dem die acht besten Spieler des Jahres antreten. „Ich muss am Sonntag wieder anfangen zu trainieren, um mich noch normal vorbereiten zu können. Ich hoffe, dass es geht“, sagte Nadal und zog die Stirn in Falten. Vor einem Jahr wirkte er ausgelaugt beim Tour-Finale. Jetzt könnte wieder eine Enttäuschung auf ihn warten. Der schnelle Hallenboden bereitet seinem Spiel und seinen Gelenken Probleme, anders als auf dem Weg zu seinen letzten drei Grand-Slam-Titeln in diesem Jahr muss es Nadal dort täglich mit den Besten der Branche aufnehmen. „Es gibt kein Turnier, das schwieriger für mich zu gewinnen ist“, stellte Nadal fest.

Es wird für den 24-Jährigen auch künftig nicht einfacher werden, denn regelmäßig zum Ende der Saison geht dem Vielspieler die Puste aus. 21 Turniere hat Nadal wieder in den Knochen, anders lässt sich die Spitzenposition nicht verteidigen. Am Turnierkalender für 2011 lässt sich längst nicht mehr rütteln, doch Nadals Arzt Mikel Sanchez rät seinem Patienten dringend, sich mehr Pausen zu gönnen. Andernfalls würde sein Körper noch mehr Schaden nehmen. „Ich weiß, dass es für mich absolut unmöglich ist, alle vier Grand Slams in einem Jahr zu gewinnen“, sagte Nadal ernüchtert.

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