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Sport: Auf Sand ohne Glauben

US-Tennis-Asse scheitern bei den French Open früh

Vielleicht sind es die schmutzigen Socken, die Amerikaner am Sandplatztennis stören. Möglicherweise sind es auch die quälend langen Ballwechsel. So genau wissen es die US-Spieler selbst nicht, warum die erfolgreichste Tennisnation der Welt in Paris einfach nicht zum Zug kommt. 22 US-Spieler waren bei den French Open am Start, nach drei Runden hält nur noch Lindsay Davenport den amerikanischen Sternenbanner hoch. Das erste Mal seit 1968 hat es keiner der neun gestarteten Männer in die dritte Runde geschafft. Der letzte große Erfolg liegt sechs Jahre zurück, als Andre Agassi das Turnier gewann. Seitdem schaffte es kein Amerikaner mehr über das Viertelfinale hinaus.

„Das ist wirklich frustrierend“, sagte die Nummer zwei der Welt Andy Roddick, nachdem er in der zweiten Runde ausgeschieden war. Er befand sich in bester Gesellschaft – mit Andre Agassi, Vincent Spadea, James Blake, um nur einige zu nennen. Bei den Frauen dasselbe Bild. Serena Williams, die als letzte Amerikanerin im Jahr 2002 in Paris den Titel holte, konnte verletzungsbedingt nicht spielen. Ihre Schwester Venus verabschiedete sich in Runde drei gegen die 15-jährige Bulgarin Sesil Karatantchewa. „Ich will einfach nur weg, ich weiß nicht, warum wir hier nicht auf die Beine kommen, ich habe keine Erklärung“, sagt sie deprimiert.

Dabei sind die USA nach wie vor die beste Tennisnation der Welt. 28 Grand-Slam-Titel haben sie bereits gewonnen, das ist Rekord. Auf Rang zwei dieser Wertung rangiert Schweden mit gerade einmal neun Titeln. Aber Paris war im Vergleich zu Melbourne, Wimbledon oder New York nie das erfolgreichste Pflaster für die Amerikaner.

Den ersten Titel für die USA gewann Tony Trabert 1955. Dann dauerte es 34 Jahre ehe der damals 17-jährige Michael Chang den zweiten Titel für die USA sicherte. Jim Courier setzte die Serie fort und gewann gleich zweimal in Folge 1991 und 1992. Agassi schaffte 1999 den vierten Erfolg. Bei allen anderen Grand Slams waren die Amerikaner je achtmal erfolgreich. Für Patrick McEnroe, US-Davis-Cup-Kapitän, liegt die Sache auf der Hand: „Wir spielen einfach zu wenig Sandplatzturniere, wir üben nicht genug auf Sand und unsere Kinder spielen mehr auf Hartplätzen als auf Sand und das ist unser Fehler.“ Die meisten Amerikaner spielten ein sehr aggressives Tennis, aber das funktioniere nur auf schnellen Belägen wie Gras oder Hartplätzen, nicht auf Sand.

Coronin Matthew vom US-Tennismagazin „Inside Tennis“ hat eine zweite Erklärung: „Unsere Spieler verlieren ihr Selbstvertrauen und den Glauben an sich, wenn sie nach Paris kommen. Das ist wie eine Krankheit.“ Lindsay Davenport muss heute gegen die Belgierin Kim Clijsters antreten. „Das wird sie wohl auch verlieren, und dann registrieren wir das schlechteste Abschneiden der Amerikaner bei einem Grand-Slam-Turnier in unserer Tennisgeschichte“, sagt Matthew. Er sieht darin einen eindeutigen Negativtrend.

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