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Sport: Auf Zement gebaut

Viele offene Fragen bei russischem Engagement in Jena

Berlin - Mit Fußball hatten sie bisher nichts zu tun. Dafür mit Baustoffen, die sie vertreiben. „Alpha Invest Group Corporation“ heißt das Unternehmen, hinter dem die russischen Geschäftsmänner Atlan Schischkanow und Murat Lujanow stehen. Beide wollen wie berichtet beim FC Carl Zeiss Jena als Investoren einsteigen. In russischen Handelsregistern taucht die Firma nicht auf, dafür auf den „Virgin Islands“. In Deutschland beliefert sie beispielsweise den größten deutschen Baustoffhersteller „HeidelbergCement“. „Wir haben keine schlechten Erfahrungen mit der Firma gemacht“, sagte eine Unternehmenssprecherin.

Doch noch ist der Vertrag nicht unterschrieben. „Es gibt noch einige offene Fragen“, sagt Sergej Kirjakow. Der ehemalige Bundesliga-Profi berät Carl Zeiss Jena und hilft auch bei der Installation des neuen Investors. Jena muss seine Fußballabteilung zu einer GmbH umwandeln und kann davon 49 Prozent an die Investoren abtreten. Die Fans müssen dieser Ausgliederung mit Zweidrittelmehrheit zustimmen, und auch die Deutsche Fußbal-Liga (DFL) muss einverstanden sein. „Es gibt noch drei offene Punkte, die aber nicht heikel sind“, sagt Klubsprecher Andreas Trautmann. Vonseiten der DFL will sich niemand äußern. Zu schwierig sei die Lage. Denn sollten die Investoren tatsächlich einsteigen, wäre das ein Novum. Und die ohnehin umstrittene „50 plus eins“-Regel, die besagt, dass Vereine die Mehrheit an einer GmbH behalten müssen, könnte weiter ins Wanken geraten.

Sportökonom Rainer Gömmel sieht im Engagement von ausländischen Investoren die einzige Möglichkeit für ostdeutsche Teams. „Das ist der letzte Strohhalm“, sagt Gömmel. Allerdings sieht auch er Risiken. Entscheidend sei, wie lange der Investor sich engagieren will und aus welcher Motivation heraus – neben dem Gewinn. Im Fall Jena ist das schwer zu sagen. Die beiden Geschäftsmänner agieren sehr öffentlichkeitsscheu. „Sie haben keine große Gewinnerwartung, weil alles Erwirtschaftete in der GmbH verbleibt“, sagt Trautmann. Maximal 25 Millionen Euro über fünf Jahre wollen sie investieren.

„Das ist nicht viel Geld – für den Aufstieg in die Bundesliga jedenfalls ist das zu wenig“, sagt Gömmel. Das Problem vieler Ostvereine sei nicht nur das schwierige wirtschaftliche Umfeld, sondern auch die sportliche Situation. „Viele haben sich im grauen Mittelmaß etabliert, und das ist tödlich“, sagt der Ökonom. Interessant seien nur Spitzenvereine oder Klubs, die gegen den Abstieg kämpften. Immerhin Letzteres scheint Jena nach fünf Spielen in der Zweiten Liga zu erfüllen: Platz 16 mit nur einem Punkt. Anke Myrrhe/Christian Tretbar

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