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Sport: Auferstanden aus Ruinen

Vom letzten Platz in den Uefa-Cup: Der HSV trifft nun auf Litex Lowetsch

Von Karsten Doneck, dpa

Eine Strafmaßnahme aufgrund schwacher Leistungen zuletzt sei es nicht gewesen. Und selbst wenn es so wäre, würde Huub Stevens das nie und nimmer öffentlich kundtun. Jedenfalls ließ der Trainer des Hamburger SV beim Qualifikations-Rückspiel zum Uefa-Cup gegen Honved Budapest seinen Topstürmer Mohamed Zidan 90 Minuten lang von der Bank aus zusehen. Top ist Zidan derzeit allerdings nur, was die Ablöse betrifft (5,8 Millionen Euro zahlte der HSV). Seine Aufgabe, Tore zu schießen, ist noch unerledigt. Geschadet hat Zidans Fehlen dem HSV nicht: Die Mannschaft siegte überzeugend 4:0 und steht nach dem 0:0 im Hinspiel in der ersten Runde des Uefa-Pokals. Der Gegner wurde gestern in Monte Carlo ausgelost: Es geht nun gegen Litex Lowetsch, in der vorigen Saison Vierter der bulgarischen Meisterschaft.

„Ob einer spielt oder nicht, darüber entscheiden meine Eindrücke aus dem Training. Außerdem war Mohamed in der vorigen Woche zwei Tage krank“, begründete Stevens seine Personalwahl im Angriff gegen Budapest. Dass Zidan in dem Spiel nicht vermisst wurde, daran hatte ausgerechnet sein Vertreter maßgeblichen Anteil. Paolo Guerrero war in den drei Bundesligaspielen des HSV bisher lediglich zweimal eingewechselt worden, jeweils in der 73. Minute. Nach 34 Minuten Bundesliga ließ Stevens den Peruaner diesmal von Beginn an aufs Feld – für exakt 60 Minuten. Diese Zeit nutzte Guerrero, um sich dem Publikum als „der bessere Zidan“ zu präsentieren. Beide Tore zum 2:0-Pausenstand schoss Guerrero, um später fast emotionslos festzustellen: „Ich hoffe, dass mir meine Tore weiter Auftrieb geben und ich auch in der Bundesliga an diese Leistung anknüpfen kann.“

Doch der Sieg über die schwachen Budapester vernebelte dem HSV nicht den Blick für die Realitäten. Schon der nächste Gegner in der Bundesliga am Sonntag, Bayern München, erfordert höchste Konzentration. „Das ist ein ganz anderes Kaliber“, warnt Huub Stevens. „Die Bayern sind den anderen noch auf viele Jahre voraus.“

Aber auch der HSV war schon mal viel weiter im Hintertreffen. Und allzu lange ist das nicht her. Vor gerade mal sieben Monaten waren die Hamburger noch abgeschlagener Bundesliga-Letzter, galten da als ein ernsthafter Anwärter auf Reisen zu Punktspielen nach Paderborn, Koblenz und Jena. Doch mit Stevens gelang die Kehrtwende: von Platz 18 in der Bundesliga über Platz sieben zum Saisonabschluss mitten hinein in den europäischen Wettbewerb. „Man kann zu unserer Situation ja fast schon sagen: Auferstanden aus Ruinen“, scherzt Abwehrspieler Bastian Reinhardt. „Wenn man bedenkt, wie die vergangene Saison so gelaufen ist, haben wir jetzt schon eine Menge erreicht“, sagt Spielmacher Rafael van der Vaart. „Eigentlich unglaublich“, findet Mittelfeldarbeiter David Jarolim den Werdegang der Mannschaft.

Und der Aufwärtstrend soll trotz kleiner Rückschläge wie der 1:2-Niederlage beim VfL Bochum vor acht Tagen seine Fortsetzung finden. Stevens baut dabei auch auf solch kernige Typen wie David Jarolim. Der hatte gegen Budapest Kniebeschwerden, hielt das vor seinem Trainer aber geheim und volle 90 Minuten lang durch. „Der will immer spielen. Wenn ich davon gewusst hätte, hätte ich ihn früher ausgewechselt“, sagte Stevens, als er nach Spielschluss von Jarolims Schmerzen erfuhr. Den neu entbrannten Konkurrenzkampf im Angriff sieht der HSV-Trainer ohnehin entspannt. Zidan oder Guerrero? Stevens sagt: „Mir ist das doch völlig egal, wer die Tore schießt.“

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