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Der Weltmeister dreht wieder am großen Rad. Sebastian Vettel gibt auf der Zielgeraden der Saison noch einmal Gas. Foto: AFP

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Sport: Aufholjagd des Nervenstarken

Nach dem Sieg in Singapur glaubt Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel wieder an den Titel.

Fast drei Stunden lang musste Sebastian Vettel Sonntagnacht in Singapur noch zittern, ehe sein zweiter Saisonsieg 2012 endgültig feststand. Denn direkt nach dem Rennen entschloss sich der Weltverband Fia zur allgemeinen Überraschung, den kleinen Zwischenfall beim ersten Neustart, als Jenson Button von einem „Aufwärmmanöver“ von Vettel offensichtlich überrascht wurde und fast ins Heck des Red Bull gekracht wäre, noch einmal zu untersuchen. Überraschend vor allem deshalb, weil die Untersuchung, im Gegensatz zu anderen, während des Rennens nie angezeigt wurde – eine seltsame Vorgehensweise.

Am Ende wurde dann aber alles für „in Ordnung“ befunden – eine Meinung, die viele Experten schon vorher geäußert hatten. So auch der Schweizer Sebastian Buemi, zuletzt noch für Toro Rosso unterwegs. Der schüttelte nur den Kopf: „Ziemlicher Quatsch, das überhaupt zu untersuchen, da war überhaupt nichts. Sebastian hat ganz normal seine Reifen und Bremsen aufgewärmt – und wer vorne ist, bestimmt das Tempo.“ Genauso urteilte dann auch die Fia. Anhand der Datenaufzeichnungen hätten sich keinerlei Anzeichen für eine extrem ungewöhnliche oder unregelmäßige Fahrweise Vettels finden lassen.

Viel Lärm um nichts also, offenbar vor allem deshalb, weil Button sich auf dem Podium noch einmal heftig beschwert hatte. Vettel war sich von Anfang an keiner Schuld bewusst: „Ich wusste anfangs gar nicht, von welcher Situation er eigentlich redet, vom ersten oder vom zweiten Neustart?“ Seiner Meinung nach sei es nicht ungewöhnlich, „in der Kurve dort zu bremsen. Aber Jenson war wohl irgendwie überrascht, hatte das nicht so deutlich erwartet. Die Reifen sind auch kalt, vielleicht haben deshalb seine Räder blockiert. Ich sehe da überhaupt kein Problem“. Trotzdem sei er nach der Anhörung bis zur endgültigen Entscheidung ein bisschen nervös gewesen.

So konnte sich dann aber das ganze Red-Bull-Team nachts um eins doch noch zum großen Siegerfoto aufstellen, bei dem neben Vettel auch noch Red-Bull-Chefmechaniker Kenny Handkammer, der in Singapur seinen 400. Grand Prix absolvierte. „Und mein eigener erster Mechaniker, Joe Robinson, hatte auch noch Geburtstag, also alles perfekt“, sagte Vettel. Nur dass er durch die ganzen Verzögerungen seinen eigentlich noch für die Nacht geplanten Heimflug nach Zürich verpasst hatte, sei ein bisschen ärgerlich.

Vettel wird es verkraften angesichts von nur noch 29 Punkten Rückstand auf den WM-Führenden Fernando Alonso. Doch Vettel bleibt vorsichtig: „Wir müssen vor allem darauf schauen, dass wir jetzt alle Rennen beenden, keine Zuverlässigkeitsprobleme mehr haben. Der Speed ist schon ganz gut, aber wir müssen eben sehen, dass wir zumindest immer viele Punkte holen, auch dann, wenn es mal nicht zum Gewinnen reicht.“

Vor allem aber hat Vettels Auto, was das reine Tempo angeht, noch Luft nach oben. Sebastian Vettel sagt: „Ich denke, der McLaren ist im Moment das schnellste Auto, die Stärke von Ferrari ist, dass sie überall recht schnell und sehr zuverlässig sind. Uns das müssen wir auch sein.“

Die verbleibenden Grand Prix sollten Vettel und seinem RB8 fast durchweg liegen. In Japan, Südkorea, Indien, Abu Dhabi und Brasilien hat der Heppenheimer in den Vorjahren schon gewonnen. Das weiß auch der WM-Führende Alonso. Dessen Teamchef, Stefano Domenicali, sagte deshalb: „Wir müssen sicherstellen, dass Fernando bis zum Saisonende wieder aus eigener Kraft gewinnen kann, sonst wird es schwer.“

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