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Sport: Aufs Eis geführt

Irgendwie klappt es bei Magdeburgs Handballern in dieser Saison mit dem Schlittschuhlaufen nicht. Wie hatte doch einer von ihnen, Torjäger Olafur Stefansson aus Island, gesagt, als der SC Magdeburg mit Heike Kugler eine Sportpsychologin verpflichtete: "Wenn der mentale Bereich eine glatte Eisfläche ist, dann haben wir jetzt die passenden Schlittschuhe.

Irgendwie klappt es bei Magdeburgs Handballern in dieser Saison mit dem Schlittschuhlaufen nicht. Wie hatte doch einer von ihnen, Torjäger Olafur Stefansson aus Island, gesagt, als der SC Magdeburg mit Heike Kugler eine Sportpsychologin verpflichtete: "Wenn der mentale Bereich eine glatte Eisfläche ist, dann haben wir jetzt die passenden Schlittschuhe. Nun liegt es an uns loszulaufen." Vergangenes Jahr liefen sie brillant los, holten am Ende den deutschen Meistertitel. Diese Saison stolpern sie von einer Verlegenheit in die andere. Vom Titel spricht an der Elbe längst niemand mehr. Ihre letzte Hoffnung ist die Champions League. Dort hat es der SC Magdeburg heute im Viertelfinal-Hinspiel mit Sloweniens Meister RK Celje zu tun. Gespielt wird nicht in der Magdeburger Bördelandhalle, weil die belegt ist. Was Berlins nun wahrlich nicht verwöhnte Handballanhänger freut, denn Anpfiff ist um 15 Uhr 30 in der Max-Schmeling-Halle in Prenzlauer Berg.

Auf der Tribüne sitzt dann auch Heike Kugler. Und hofft, dass sich allein ihre Anwesenheit positiv auf die Psyche der Magdeburger auswirkt. In letzter Zeit hat Kugler, am Magdeburger Olympiastützpunkt angestellt und seit 1996 beim SC Magdeburg auf Honorarbasis tätig, wenig für die mentale Stabilität der Magdeburger Handballer getan. Heike Kugler: "Die hatten durch die Dreifach-Belastung Champions League, Bundesliga und Pokal doch manchmal drei, vier Spiele in der Woche. Da blieb für mich kaum noch Zeit." Sie konnte nur "den Ist-Zustand registrieren", ein wenig mithelfen, dass "sie sich selbst orientierten". Irgendwie muss das mit der Orientierung nicht so recht geklappt haben. Der derzeitige Bundesliga-Platz sechs ist nicht die Position, die ein Meister anpeilt.

Auch Stefan Kretzschmar sitzt heute auf der Tribüne. Er, der in seiner Heimatstadt vor Jahren bei Blau-Weiß Spandau noch Bundesliga-Handball spielte und hier nun endlich mal wieder auf der Linksaußenposition glänzen wollte, ist durch seinen Jochbeinbruch zur Untätigkeit verurteilt worden. Nicht ganz. Er wird heute kräftig Autogramme schreiben dürfen. "Wir haben ihm extra einen Platz zugewiesen, wo ihn die Kids gut erreichen können", kommentierte Henning Opitz, Vorsitzender des Handball-Verbandes Berlin.

Fast hätte auch Nenad Perunicic auf der Tribüne sitzen müssen. Der Jugoslawe, der über 130 Länderspiele für sein Land bestritt, brach sich im selben Freundschaftsspiel, bei dem Kretzschmar das Jochbein lädiert wurde, den Daumen. Nun wird die Bruchstelle, direkt an der Daumenkuppe, getapt. Und das Trainergespann Alfred Gislason (Island) und Githa Licu (Rumänien) hat eine Sorge weniger.

Schwer genug ist die Aufgabe ohnehin. Rokometni Klub Celje stellt den Großteil der slowenischen Nationalmannschaft, die bei der EM 2002 in Schweden dem späteren Silbermedaillen-Gewinner Deutschland nur einen knappen 31:28-Sieg gestattete. Rechtsaußen Renato Vugrinec war bei der EM mit 35 Toren erfolgreicher als Daniel Stephan und Kretzschmar, obwohl er ein Spiel weniger als die Deutschen bestritten hatte. Und Celje, in der Saison 1966/67 einen Monat lang von Vlado Stenzel trainiert und im Vorjahr in Slowenien zum zehnten Mal in Folge Meister und Pokalsieger, erreichte in den vergangenen fünf Jahren stets das Halbfinale der Champions League.

Gestern war die Schmeling-Halle mit ihren 7827 Plätzen noch nicht ausverkauft. Heute gibt es ab 12 Uhr an der Tageskasse noch 750 Steh- und Sitzplatzkarten.

Klaus Rocca

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