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Sport: Aufstieg aus dem Nichts

Pamela Jelimo ist der neue Star der Leichtathletik und gewinnt auch in Stuttgart

Kämpferisch hatte Tegla Loroupe schon vor rund zehn Jahren junge Kenianerinnen aufgefordert: „Verlasst nicht die Schule, um zu heiraten und damit zu verschwinden! Setzt euren Sport fort!“ Die ansonsten sehr zurückhaltende Tegla Loroupe war eine Vorreiterin und ein Vorbild für Kenias Athletinnen. Als erste Läuferin ihres Landes gewann sie 1994 den New-York-Marathon und lief fünf Jahre später in Berlin Weltrekord. Es scheint, als wurde Tegla Loroupes Appell erhört: Die Läuferinnen aus Kenia werden immer stärker. Inzwischen auch auf den Mittelstrecken.

Erst vor einem Jahr wurde Janeth Jepkosgei erste kenianische Weltmeisterin über 800 Meter, doch in dieser Saison dominiert plötzlich eine andere Läuferin: Pamela Jelimo. Die erst 18-Jährige ist nicht nur für Kenia, sondern für die internationale Leichtathletik der Shooting-Star der Olympiasaison – trotz des Sprinters Usain Bolt. Denn im Gegensatz zu dem Jamaikaner kam Pamela Jelimo praktisch aus dem Nichts.

Am 19. April hatte in Nairobi ihr Aufstieg begonnen, der in der Leichtathletik seinesgleichen sucht. Damals lief sie ihr erstes 800-Meter-Rennen und gewann – so wie alle ihre inzwischen 14 Läufe über diese Distanz. Jelimo wurde Afrika-Meisterin, dann Junioren-Weltrekordlerin, Afrika-Rekordlerin, Olympiasiegerin, und vor neun Tagen knackte sie zudem in Brüssel als einzige Athletin den Jackpot der Golden League. Gestern gewann sie in Stuttgart beim World Athletics Final souverän in 1:56,23 Minuten weitere 30 000 Dollar. „Das war mein letztes Rennen in diesem Jahr. Ich werde jetzt nach Kenia zurückkehren und mich auf die Saison 2009 vorbereiten“, sagte die 18-Jährige. Jelimo war bis zum letzten Jahr noch eine 200- und 400-Meter-Läuferin. Es waren dann Janeth Jepkosgei und ihre Mutter, die sie überzeugt haben, sich über 800 Meter zu versuchen. „Das war nicht leicht, mich zu überreden, denn ich wollte zunächst 400-Meter-Läuferin bleiben“, sagt Jelimo. Nachdem sie in einem ihrer ersten Rennen im Mai Afrika-Meisterin geworden war und die mehrfache Weltmeisterin Maria Mutola (Mozambique) besiegt hatte, war klar: Die 800 Meter sind ihre Strecke. Beim Istaf in Berlin entthronte Jelimo dann Mutola als Afrika-Rekordhalterin, in der Zwischenzeit steht ihre Bestzeit bereits bei 1:54,01 Minuten. Damit ist sie die drittschnellste Läuferin aller Zeiten. Und sogar der 25 Jahre alte Weltrekord der Tschechin Jarmila Kratochvilova, die 1983 in München 1:53,28 Minuten gelaufen war, ist in Reichweite. „Es ist gut, dass jetzt auch die kenianischen Frauen Medaillen über die Mittelstrecken gewinnen“, sagt der 800-Meter-Weltrekordler Wilson Kipketer. „Und einige von ihnen sind sehr schnell.“ Pamela Jelimo und Tegla Loroupe werden es gerne hören.

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