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Jungs, wir haben es geschafft. Trainer Luhukay feiert mit Augsburgs Fans.

© dapd

Aufstieg: Das Pflänzlein Euphorie in Augsburg

Für Augsburg ist der Bundesliga-Aufstieg ein Jahrhundert-Ereignis – die Fans lernen das gerade. Die erste Bundesliga bedeutet den Aufbruch in eine neue Welt auf vielen Ebenen.

Der Vater hatte seine liebe Mühe auf dem Bahnhofsvorplatz, auf dem sich am späten Sonntagnachmittag nicht viele Menschen aufhielten. Der Nachwuchs war trotzdem irritiert. Da riefen ein paar laut „Oh du schöner FC Augsburg“. „Das ist ein Jahrhundertereignis, der FCA ist aufgestiegen“, erklärte der Vater dem staunenden Sohn.

Der Vorfall im Herzen der drittgrößten bayerischen Stadt verdeutlicht zwei Dinge. Der erste Aufstieg in die Fußball-Bundesliga der Vereingeschichte ist in der Tat ein besonderes Ereignis – und nach 23 Jahren im Amateurfußball haben Verein, Stadt und das Umland noch Nachholbedarf in Sachen Begeisterung. Die erste Bundesliga bedeutet den Aufbruch in eine neue Welt auf vielen Ebenen.

„Die Euphorie ist hier ein zartes Pflänzchen“, sagte Augsburgs Manager Andreas Rettig, der den FCA mittelfristig in die „Top 20“ des deutschen Fußballs führen will. Dass der Klub vorerst unter den „Top18“ steht, ist durchaus eine Herausforderung. Bisher war nicht der FC Bayern München der große Rivale, sondern der krisengeschüttelte 1860 München. Rettig will nun den Standort Augsburg „etablieren“, was auch in Sachen Fangemeinde durchaus als Prüfung gilt. „Uns fehlt der Mittelbau; bei den Älteren und ganz Jungen sind wir stark. Als wir im Amateurfußball waren, sind viele zu Sechzig, den Bayern oder nach Stuttgart abgewandert“, sagt er.

Wie viel Potenzial die Fußballstadt Augsburg besitzt, aus der Stars wie Helmut Haller, Bernd Schuster und Karlheinz Riedle stammen, zeigte sich am Sonntagabend. Im Festlokal erreichte Rettig der verzweifelte Anruf des Oberbürgermeisters, der Rathausplatz sei voll, die Mannschaft müsse kommen. Doch die Aufstiegshelden waren weder zu Fuß noch im eigenen Wagen im Stande, den Weg ins Stadtzentrum zu bewältigen. So holte die Polizei die Kicker in grünen vergitterten Mannschaftswagen ab und fuhr sie zum Rathausbalkon.

Anschließend tanzte auch der Mann, mit dem die Erfolgsgeschichte des FCA vor elf Jahren begann, auf der „Theke“, wie Augenzeuge Rettig berichtet. Präsident und Mäzen Walther Seinsch war aus seinem Wohnort Lindau herbeigeeilt. „Er hat damals das Potenzial des Standorts erkannt“, sagt Rettig. Schon in der Bayernliga plante Seinsch das neue 30 000-Zuschauer-Stadion und irgendwann auch den Aufstieg. Der in die Zweite Liga gelang im Sommer 2002.

2006 kam Rettig dazu, der Aufstiege aus Köln und Freiburg kannte. Der ehemalige Textilunternehmer Seinsch stellte eine Investorengruppe zusammen, die „das eine oder andere Defizit“ (Rettig) ausglich. Während sich die Investorengruppe bald zurückziehen soll, wird Seinsch Präsident bleiben.

Den Aufstieg will Rettig auch dazu nutzen, die Infrastruktur auszubauen und „erstklassige Bedingungen“ zu schaffen. Trainingsplätze zum Beispiel und ein Leistungszentrum. Für Trainer Jos Luhukay ist diese Liga ebenso eine Bewährungsprobe wie für viele ältere FCA-Profis, die wie Torwart Simon Jentzsch, Michael Thurk und Kapitän Uwe Möhrle bewegte Karrieren hinter sich haben. „Ab jetzt“, sagt Manager Andreas Rettig deshalb, „hat für uns der Abstiegskampf begonnen.“

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