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Neuzugang Suat Serdar hat sich rechtzeitig zum Saisonauftakt bei Hertha in die Startelf gespielt.

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Auftakt beim Drittligisten SV Meppen: Hertha BSC startet einen neuen Versuch im DFB-Pokal

Für Hertha geht es am Sonntag gegen Meppen. Trainer Dardai zeigt sich positiv, aber weiß aus Erfahrung, dass ein Sieg nicht selbstverständlich ist.

Es sind an einem Samstagnachmittag Ende August nur knapp 5000 Zuschauer im Olympiastadion, aber diese fühlen sich bestens unterhalten. In einem „Wohltätigkeitsspiel zweier Prominentenmannschaften aus Politik, Kultur und Sport“, so versprach es das Ankündigungsplakat, laufen neben Uwe Seeler und Rainer Bonhof beispielsweise auch Musikproduzent Jack White sowie Eberhard Diepgen auf. Das Spiel endet 6:6, der Regierende Bürgermeister Diepgen macht ein Tor.

Danach spielt Hertha BSC vor 15.000 Fans in der ersten Runde des DFB-Pokals – und verliert. Das ist im Jahr 1986 wahrlich kein Grund zur Enttäuschung und schon gar keine Blamage. Hertha war wenige Monate zuvor erstmals in der Vereinsgeschichte in die Oberliga abgestiegen, forderte nun Titelverteidiger FC Bayern München heraus und ging durch Peter Loontiens früh in Führung. Reinhold Mathy und Roland Wohlfarth in der 89. Minute drehten das Spiel.

Fast genau 35 Jahre ist die Fast-Sensation her. Ein Jahr länger, seit 1985, ist Berlin fester Austragungsort des Endspiels. Seitdem haben sich sehr viele Spieler und Trainer von Hertha BSC daran versucht, das Finale im eigenen Stadion zu erreichen. Am Sonntag beginnt für die Berliner die neue Pokalsaison beim Drittligisten SV Meppen (15.30 Uhr, live bei Sky). Die Emsländer haben bereits zwei Pflichtspiele absolviert, dabei drei Punkte geholt und sich unter der Woche in einem Test 1:1 von Lazio Rom getrennt.

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Herthas Bilanz in Meppen liest sich eher wenig erbaulich. In neun Zweitligaspielen und einem in der Aufstiegsrunde dorthin gab es einen Sieg, fünf Unentschieden und vier Niederlagen. Im einzigen Aufeinandertreffen im DFB-Pokal setzte sich Hertha im Jahr 1992 mit 4:2 nach Verlängerung durch.

Für das aktuelle Aufeinandertreffen hat die Statistik jedoch keine Aussagekraft, die Spiele fanden zwischen 1987 und 1997 statt. Dann verließ Hertha die Zweite Liga nach oben und Meppen diese ein Jahr später nach unten.

Trainer Pal Dardai ist positiv

Bis ins Endspiel des DFB-Pokals geschafft haben es vor 28 Jahren Herthas Amateure. Die erste Mannschaft war meist weit weg. Seit 1985 war oft in der ersten oder zweiten Runde Schluss, zuletzt in der vorigen Saison gleich zum Auftakt mit 4:5 beim damaligen Zweitligisten Braunschweig. 2016 erreichte Hertha das Halbfinale, gegen Dortmund, Trainer war Pal Dardai. „Es war ein schöner Tag, bis das Spiel begonnen hat. Wir waren euphorisch, das Stadion war voll, aber Dortmund hat uns aufgefressen“, erinnert sich der Coach. Endstand: 0:3.

Der Ungar ist inzwischen wieder Trainer der Berliner. „Wir sind vorbereitet, haben auch genug Elfmeter geschossen. Wir sind positiv“, sagt Dardai. Die Vorbereitung sei sehr gut gelaufen. Vorige Saison sei er mit Bauchschmerzen in die Kabine gekommen, „weil das kein richtiges Team war“. Dieses schlechte Gefühl ist nun weg, erzählt Dardai. Aber: „Es ist ein Pokalspiel“, sagt der Coach. Da können immer Dinge passieren, die nicht im Sinne des Favoriten sind.

Trainer Pal Dardai ist positiv: Die Vorbereitung sei sehr gut gelaufen.
Trainer Pal Dardai ist positiv: Die Vorbereitung sei sehr gut gelaufen.

© imago images/Nordphoto

Das kennen sie bei Hertha nur zu gut. Zwei, die um die schönen Eigenschaften des Wettbewerbs wissen, sind nun in Berlin tätig. Sie haben den Pokal 2018 mit Eintracht Frankfurt gewonnen: Fredi Bobic seinerzeit als Sportvorstand, Kevin-Prince Boateng als Spieler.

Herthas Sportgeschäftsführer Bobic hat unlängst gesagt, „dass wir immer den Traum haben müssen: Wir wollen in dieses Finale. Das ist in unserem Stadion.“ Der zu Hertha zurückgekehrte Mittelfeldspieler Boateng ging beim Thema sehr weit zurück. Schon zu seiner ersten Zeit bei Herthas Profis von 2005 bis 2007 „hatten wir diesen Traum. Jedes Jahr reden wir darüber. Vielleicht ist es besser, wenn man gar nicht darüber redet und dann werden wir alle überrascht.“

Der letzte Triumph der ersten Mannschaft

Die Neuzugänge sollen beim ersten Pflichtspiel der Saison – in der Dedryck Boyata Kapitän bleibt, wie Dardai inzwischen mitteilte – alle zum Einsatz kommen. Suat Serdar hat seinen Platz im zentralen Mittelfeld sicher, Boateng wird laut Dardai „mindestens 60 Minuten spielen“ und Stevan Jovetic sei auf jeden Fall für eine Halbzeit bereit.

Im Jahr 1986 spielte Oberligist Hertha BSC nur drei Tage nach dem großen Auftritt im Pokal gegen den FC Bayern München in der zweiten Runde des Berliner Landes-Pokals bei Preußen Wilmersdorf. Auf dem Hartplatz in der Blissestraße reichte es zu einem 2:1 nach Verlängerung. Nach vier weiteren Siegen gewann Hertha am 17. Mai 1987 schließlich auch das Endspiel im Poststadion 2:0 gegen Tennis Borussia.

Es ist bis heute der letzte Triumph der ersten Mannschaft – die 1988 in den Profibereich zurückkehrte – in einem offiziellen Pokalwettbewerb.

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