zum Hauptinhalt

Sport: Auftauchen hinter dem Meister

Der SC Wedding will in die Wasserball-Bundesliga – damit der Nachwuchs nicht nach Spandau geht

Berlin – Es ist eng. Zuschauertribünen gibt es nicht. Die Anhänger des SC Wedding drängeln sich um das Becken herum. Das Kombibad in der Seestraße hat seinen ganz eigenen Charme, ist mit 16,60 Meter in der Breite sogar 3,40 Meter kleiner als im Regelfall im Wasserball. Und ist ganz schnell proppenvoll, wenn 100 Fans des Zweitligisten in die Halle kommen. Auswärtige Teams haben es in der für sie ungewohnten Enge oft nicht einfach, ihnen dröhnt die eingespielte Jubelmusik häufiger um die Ohren, als es ihnen lieb sein kann. Immer dann, wenn Wedding ein Tor erzielt hat, schreitet DJ Wilfried Paetzke zur Tat. Und das passiert in dieser Saison häufig, denn die Berliner sind eines der drei Spitzenteams der Zweiten Liga, haben von zwölf Spielen nur eines verloren, was ihnen zwischenzeitlich schon Rang eins bescherte. Diesen Platz wollen die Berliner am Saisonende innehaben, denn der Aufstieg ist in Wedding fest eingeplant.

Trainer Matthias Lorenz klingt sehr bestimmt, wenn er über die Ambitionen seines Klubs spricht. Seit elf Jahren ist der SC Wedding nun in der Zweitklassigkeit, gehört damit zum Inventar dieser Klasse, kein anderer Konkurrent hat sich so lange dort aufgehalten. „Diese Saison muss es passieren“, sagt Lorenz. „Sonst wird es schwer, unsere guten Spieler zu halten. Wir müssen ihnen eine Perspektive bieten, und die haben sie nur in der Ersten Bundesliga.“ Seit Jahren profiliert sich der Klub aus Nordberlin mit seinem guten Nachwuchs, wurde in den vergangenen elf Jahren gleich dreimal Deutscher Meister bei den Junioren. Doch wenige der Talente sind in Wedding geblieben.

Weddinger Spieler wie Jens Pohlmann, Andreas Schlotterbeck oder Fabian Schroedter wurden später auch Meister bei den Männern – natürlich dort, wo das ein Spieler im deutschen Wasserball wird: bei den Wasserfreunden Spandau 04, wo sie nun mal mehr zahlen können als bei der Konkurrenz. Im Schatten des Rekordmeisters lebt es sich für die anderen Berliner Klubs nicht leicht. Ganz so beliebt sind die Spandauer daher bei der lokalen Konkurrenz auch nicht. „Das ist eine Einbahnstraße. Es kann doch nicht sein, dass wir denen die Spieler ausbilden“, sagt Norbert Wudke. Durchgerechnet hat der Sportliche Leiter des SC Wedding die Operation Aufstieg längst: „Teurer als die Zweite Liga würde das für uns nicht werden, wir fahren ja jetzt schon durch die halbe Republik.“ Derzeit sind die Weddinger im Tableau auf Rang zwei, das könnte in einer Relegationsrunde mit dem Vorletzten der Ersten Liga zum Aufstieg reichen. Platz eins wäre aber besser, sagt Lorenz.

Dann wäre Wedding direkt aufgestiegen. Lorenz ist davon überzeugt, dass es klappt. Mit 28 Jahren ist er der jüngste Trainer im deutschen Bundesliga-Wasserball überhaupt. Der Aufwand, den er mit seinem jungen Team mit dem Altersdurchschnitt von 24 Jahren betreibt, ist enorm. Viermal Training pro Woche im Becken, dann die Einheiten im Kraftraum. Lorenz ist ehrgeizig, seine Ziele sind klar: Aufstieg und dann der Kampf um den zweiten Platz in Berlin mit der SG Neukölln. An Rang eins mag er aber nicht denken. „Der gehört den Spandauern“, sagt er und lacht. Auch wenn die künftig vielleicht ohne Talente vom SC Wedding auskommen müssen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false