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Sport: Augen zu geht nicht mehr

Der TSV 1860 München macht schon seit längerer Zeit eher neben als auf dem Fußballplatz von sich reden. Zuverlässig beliefert der Zweitligist die Fußballgemeinde mit absurden Geschichten und Skandälchen.

Von Christian Hönicke

Der TSV 1860 München macht schon seit längerer Zeit eher neben als auf dem Fußballplatz von sich reden. Zuverlässig beliefert der Zweitligist die Fußballgemeinde mit absurden Geschichten und Skandälchen. Im Mai ließ der Meister von 1966 aufhorchen, weil er nur durch die Finanzspritze des jordanischen Investors Hasan Ismaik vor der Insolvenz gerettet werden konnte. Wer geglaubt hatte, nach der wundersamen Rettung würde es ruhiger um 1860, sah sich getäuscht: Knapp fünf Monate später liefern sich Präsident Dieter Schneider und Ismaik weiter einen öffentlichen Machtkampf. Im Kern geht es darum, ob Ismaik dank seiner 18-Millionen-Euro-Mitgift und seiner 49 Prozent Stimmanteile die Vereinspolitik bestimmen darf. So will Ismaik laut Schneider ihn als Präsidenten absetzen, geschlossene Verträge nachverhandeln und weitreichende Machtbefugnisse im Verein erlangen.

Der Fall ist mehr als eine typische Sechzig-Posse. Er wird zum Härtetest für die 50+1-Regel der Deutschen Fußball-Liga (DFL), die Investoren die schnelle Übernahme eines Klubs verbietet. Über die Einmischungen des Hoffenheimer Mäzens Dietmar Hopp ins Tagesgeschäft sah man noch geflissentlich hinweg, nun aber werden die Grenzen der Regel für jeden offensichtlich. Auf Dauer werden Großinvestoren ihr Geld nicht in deutsche Klubs pumpen, ohne Mitspracherechte zu fordern.

Sollte sich Ismaik durchsetzen, wäre dies der Anfang vom Ende der 50+1-Regel. Das dürfen die Klubs, die die ja DFL bilden, nicht zulassen. Sie haben in dieser heiklen Frage zu lange laviert, um potenzielle Geldgeber nicht zu verschrecken. Im Präzedenzfall 1860 geht das nicht mehr, weil die Eigenständigkeit des Vereins bedroht ist. Es gilt nun, zwei wichtige Signale zu setzen: erstens an alle Investoren, denen endlich klargemacht werden muss, was sie bei kurzfristigen Einstiegen in den deutschen Profifußball erwarten können: nämlich nichts. Und zweitens an die Vereine, denen endlich klargemacht werden muss, dass nur sie für ihre Finanzpolitik verantwortlich sind. Denn den wundersamen Retter, das hat der TSV 1860 München gezeigt, den gibt es nicht.

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