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Nichts zu holen. Deutschlands Kapitän Lukas Kampa (l.) schied im Viertelfinale aus.

© Ronald Hoogendoorn/dpa

Aus bei der Volleyball-EM: Nächster Halt Olympia-Qualifikation

Die deutschen Volleyballer bekommen beim EM-Aus von Weltmeister Polen die Grenzen aufgezeigt. Laut Kapitän Lukas Kampa kann das noch wichtig werden.

Den einen Moment im Spiel, in dem ihm klar wurde, dass Polen im Viertelfinale der Volleyball-Europameisterschaft am Montagabend (0:3) einfach nicht zu schlagen ist, gab es nicht, gab Lukas Kampa am Tag danach zu Protokoll. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass gar nichts geht, nichts funktioniert“, sagte der deutsche Kapitän. „Wir hatten aber letztlich viel zu wenig Aufschlagdruck und haben zu viele Fehler gemacht, um die Polen ins Wanken zu bringen.“ Letztlich waren es genau die Attribute, die den Deutschen für den möglichen Halbfinal-Einzug fehlten, die sie gegen die Niederlande im Achtelfinale noch so stark gemacht hatten.

Und das lag letztlich vor allem an der Qualität des Weltmeisters um Kapitän Michael Kubiak auf der anderen Seite des Netzes, der sich immer wieder mit einfachen Gewinnschlägen Luft verschaffte. Wenn man sich die einzelnen Statistiken anschaute, wurde die Mannschaft von Trainer Andrea Giani im Laufe des Spiels sogar immer besser. Nur lief sie, mit Ausnahme der Mitte des ersten Satzes, immerzu einem Rückstand hinterher.

Zu keiner Zeit hatte das deutsche Team selbst in der Hand, in welche Richtung das Spiel geht. Und auch wenn die Deutschen in wenigen Momenten nah dran waren und mithalten konnten – vom Gewinn auch nur eines Satzes waren sie weit entfernt. Schon am Montagabend nach dem Spiel sprach Kampa von der „Grenze, die wir aufgezeigt bekommen haben“. Und legte am Dienstag nach.

„Wir sind einfach ein gutes Stück weit weg von der besten Mannschaft der Welt“, sagt der 32-Jährige, der sich sicher ist, und mit dieser Meinung sicherlich auch nicht allein dasteht, dass die Polen durch das Turnier durchmarschieren werden. „Es war ihrer Qualität geschuldet, dass wir da nicht so den Zugriff hatten wie gegen Holland“, resümierte Kampa. Gegen die Niederländer hatten die deutschen Volleyballer im Achtelfinale am Samstag ihre beste Turnierleistung gezeigt.

Doch Polen ist nun mal eine andere Hausnummer, gegen die es nicht möglich war, mit dem Aufschlag und Abwehrblock – der großen Stärke der Deutschen – in dem Maße zu punkten, in dem es nötig gewesen wäre. Weil bei den Polen plötzlich vier bis fünf Spieler mitwirken, die Kampa und Co. in den Griff bekommen mussten – und nicht zwei wie gegen die Niederlande.

Junge Spieler beeindruckt von der Atmosphäre

Hinzu kam noch die beeindruckende Kulisse in Apeldoorn. War die Halle im Achtelfinale noch ganz in orangener Hand, setzte der Montagabend noch einen drauf. Grund dafür waren tausende enthusiastische Polen unter den 6500 Zuschauern. Dass es das nicht einfacher machte, konnte auch Lukas Kampa nicht leugnen: „Da wurde es schon schwieriger, auf dem Feld zu kommunizieren. Wir mussten uns mehr anstrengen, um alle Informationen an den richtigen Mann zu bekommen.“

Das beeinflusste weniger die erfahrenen Akteure wie Kampa, Georg Grozer oder Christian Fromm, sondern die vielen jungen Spieler wie Anton Brehme. „Gerade die ganz jungen Spieler müssen sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob sie hätten viel besser spielen können“, erklärte Kampa, „sondern sich Gedanken darüber machen, was sie da erlebt haben, was das bedeutet und wie sie das nächste Spiel anders angehen können.“ Die Atmosphäre war auch Thema Nummer eins beim Teammeeting am Abend im Hotel. Weil die Mannschaft daraus lernen will und muss. „Das war für uns alle ein wertvolles Erlebnis und für die jungen Spieler nochmal ganz wichtig auch in Hinblick auf die Olympia-Qualifikation.“

Die steht im Januar in Berlin an und ist eine weiterer von zwei Schritten, den die deutschen Volleyballer gehen können – wenn es schon nicht zu erhofften Medaille reichte. Mit dem Viertelfinal-Einzug hatten sie sich ja schon für die kommende EM 2021 qualifiziert. „Für uns war es gut, dass wir nur drei Monate vor der Olympia-Quali ein so großes Event gespielt haben“, gab Kampa zu. Gerade, weil es das erste seit der EM 2017 war, die mit dem zweiten Platz endete. Auch das sieht Kampa als ein Grund, warum die Deutschen eben nicht so eingespielt waren, nicht konstant spielten und nicht oder zu spät das Maximum erreichten.

Was für eine Atmosphäre. Die polnische Fans bejubeln den Sieg ihres Teams.
Was für eine Atmosphäre. Die polnische Fans bejubeln den Sieg ihres Teams.

© Ronald Hoogendoorn/dpa

Aufgrund der verpassten WM 2018 spielte die Mannschaft zum ersten Mal seit zwei Jahren als Nationalmannschaft ein großes Turnier – anders als die anderen Spitzenteams. „Das sind dann schon Unterschiede, die in solchen Spielen wie gegen Polen einen Ausschlag geben können. Es ist mit Sicherheit ein Problem, dass wir die WM nicht spielen konnten, das hat uns in der Entwicklung einen deutlichen Schritt gekostet“, sagt Kampa. Auch, weil die meisten und gerade die jungen Spieler im Verein nicht tagtäglich mit Top-Spielern auf dem hohen Niveau zu tun haben.

Und somit geht es für die deutschen Volleyballer nicht weiter nach Slowenien zum Halbfinale. Wie für die Polen, die sogar mit dem polnischen Regierungsflieger hingebracht wurden, da der Linienflug von Amsterdam aufgrund finanzieller Schwierigkeiten der Fluggesellschaft ausgefallen war.

Für die Deutschen geht es statt nach Ljubljana für ein paar Tage nach Hause, bevor es schon in der kommenden Woche in den Vereinen weitergeht. Für Lukas Kampa ausgerechnet nach Polen zu seinem Verein Jastrzebski Wegiel. Doch schon in diesem Jahr trifft sich die Nationalmannschaft wieder, am 25. Dezember in Kienbaum zur Vorbereitung auf die Olympia-Qualifikation. Um den nächsten Schritt zu gehen. Die gute Nachricht ist: Polen ist dann nicht mit dabei.

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