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Sport: Aus dem Gleichgewicht

Alba verliert zum Bundesliga-Auftakt in eigener Halle 73:85 gegen Bonn

Berlin - Zwischen der 34. und 35. Spielminute passierte plötzlich Erstaunliches auf dem Feld der Max-Schmeling-Halle. 22 Punkte lag Alba Berlin zum Auftakt der Basketball-Bundesliga gegen die Telekom Baskets Bonn zurück. 57:79, ein Debakel. 58 Sekunden später waren die Berliner, mit Wohlwollen betrachtet, wieder in Reichweite eines Kraftakts: Mit 10:0-Punkten in Folge, fünf davon von William Avery, war der Rückstand für gestrige Verhältnisse vergleichsweise gering. Doch der unverdiente Sieg gelang den Gastgebern vor 7364 Zuschauern nicht mehr. Alba verlor 73:85 (33:49) gegen Bonn.

„Wir haben noch keinerlei Gleichgewicht. Anfangs wollten wir alles ganz schnell ganz gut machen und sind bitter bestraft worden“, sagte Marco Baldi, Geschäftsführer der Alba Berlin Basketballteam GmbH über die Mannschaft, deren Ziel der Meistertitel ist. „Wir haben uns das ganze Spiel nicht freigespielt.“ Den Druck, unter dem die Spieler standen, „hat man physisch gesehen“. Beste Berliner Werfer waren William Avery und Sharrod Ford mit je 16 Punkten, Topscorer war der Bonner Jason Gardner (22).

Als die Verlierer sich noch einmal im Mittelkreis sammelten und der Hallensprecher brüllte: „Euer Team, die Albatrosse von Alba Berlin!“, ließen sich nur die treuesten Fans zu Applaus hinreißen. Die Pfiffe waren deutlicher zu hören, wie schon zur Pause. Pfiffe zur Halbzeit, das waren die Berliner vom Champions Cup gegen Köln gewohnt. Doch vor zehn Tagen verloren sie nach katastrophaler erster und engagierter zweiter Halbzeit letztendlich nur unglücklich mit einem Punkt. Gestern wurden sie jedoch von den Bonnern streckenweise vorgeführt, die aggressiver waren und besser harmonierten. Sie verwandelten sechs von elf Distanzwürfen, Alba drei von 24, zwei davon in jenen 58 Sekunden der Hoffnung. Außenseiter Bonn gewann das Reboundduell deutlich und verwandelte mehr Freiwürfe, 25 nämlich, Alba nur acht (von 12). „Wenn man den Korb in eigener Halle nicht trifft, ist es schwer, ins Spiel zu kommen“, sagte Albas Trainer Henrik Rödl, „in der ersten Halbzeit haben wir keine Bindung zum Spiel gehabt.“

Beide Mannschaften begannen mit vier Neuzugängen. Bei Alba war nur Sharrod Ford ein alter Bekannter, er hatte den Vorzug vor Ruben Boumtje Boumtje bekommen. Doch das neue Bonner Team war eingespielter als das der Berliner. Bis zum 6:6 hielten die Gastgeber im ersten Viertel mit, das Bonn 26:14 gewann. Aufbauspieler Jason Gardner steuerte schon jetzt elf Punkte bei, während Albas William Avery das Spiel nicht lenken konnte wie erwünscht, zwei Punkten in der ersten Halbzeit dann aber 14 in der zweiten folgen ließ.

Albas Trainer Rödl schickte eine fast komplette neue Mannschaft ins zweite Viertel, doch am Spielverlauf änderte sich nichts. Julius Jenkins hatte zwar Gardner im Griff, dafür aber trafen andere, der ehemalige Berliner Martynas Mazeika etwa. Immerhin ein Berliner setzte sich nun gelegentlich in der Max-Schmeling-Halle in Szene: Neuzugang Ruben Boumtje Boumtje, der immer wieder seinen Größenvorteil von 2,12 Metern ausnutzte.

Koko Archibong sowie Chris Owens mussten kurz nach der Pause nach dem vierten Foul vorsorglich auf die Bank, Alba schien nicht mehr zu helfen zu sein. Doch mit einer 16:7-Serie kämpften sich die Berliner noch einmal heran (49:59), fielen dann aber wieder hoffnungslos weit zurück, ehe sie die letzte Aufholjagd starteten. „Die Mannschaft hat bis zum Schluss gekämpft“, sagt Marco Baldi nach dem missglückten Saisonauftakt. Viel mehr Positives gab es jedoch bei Alba nicht zu berichten.

Helen Ruwald

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