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Sport: Aus dem Windschatten

Am Sonntag startet die Formel 1 in Melbourne in die neue Saison – die Konkurrenz hat zu Ferrari aufgeschlossen

In dieser Saison könnte einiges anders werden. Wenn die Formel 1 am Sonntag in Melbourne beginnt, spricht vieles dafür, dass Michael Schumachers Dominanz nach fünf Titeln in Folge zu Ende geht: Ferrari schwächelt, die Konkurrenz hat aufgeholt. Diese Teams haben Siegchancen:

Ferrari

Ist es Taktik oder Verunsicherung? Der Titelverteidiger äußert sich in diesem Jahr deutlich zurückhaltender als gewohnt. Zahlreiche Motorschäden und schlechte Rundenzeiten bei den Testfahrten geben keinen Anlass zum Optimismus. Ferrari wird in den ersten vier Rennen mit einer modifizierten Version des zwar bewährten, aber längst nicht mehr dominierenden Vorjahresautos antreten. Erst danach soll der neue Wagen zum Einsatz kommen. „Die ersten Rennen könnten frustrierend werden“, gibt Cheftechniker Ross Brawn zu. Deshalb setzt Michael Schumacher ganz auf den F2005. Wie schnell der ist, weiß er bislang selbst nicht. „Das Auto ist schön“, sagt er und fügt vorsichtig hinzu: „Hoffentlich ist es auch gut.“

McLaren-Mercedes

Genau das Gegenteil erhofft sich Ron Dennis. Der Teamchef von McLaren glaubt an „ein Jahr, das für uns sehr positiv zu werden verspricht“. Dennis’ Zuversicht nach acht Motorschäden und dem fünften Platz in der Konstrukteurs-WM 2004 stützt sich vor allem auf Kimi Räikkönen und Juan Pablo Montoya, „die stärkste Fahrerkombination in der Formel 1“, wie der frühere Weltmeister Niki Lauda findet. Der MP4-20 hat bei Tests zudem ausgezeichnete Rundenzeiten erzielt, selbst bei der Zuverlässigkeit scheint es keine Probleme zu geben. „Ich habe ein deutlich besseres Gefühl als letztes Jahr“, sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Nun müssen Ergebnisse sein Gefühl bestätigen.

Renault

Für die Franzosen wird 2005 ein entscheidendes Jahr. Die Konzernleitung hat verlauten lassen, dass sie es ermüdend findet, nur im Mittelfeld herumzufahren. Wenn sich nicht bald Erfolge einstellen, wird Renault wohl sein Formel-1-Engagement einstellen. Deshalb hat Teamchef Flavio Briatore an seine Fahrer Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella folgende Anweisung ausgegeben: „Das Ziel ist der WM-Titel.“ Und das ist gar nicht so unerreichbar: Der neue Renault war die große Überraschung der Wintertests und ist derzeit das wohl schnellste Auto im Feld. Probleme gibt es nur mit der Zuverlässigkeit. Wenn Briatore dieses Hindernis aus dem Weg räumt, ist der Weg zum Ziel frei.

BAR-Honda

Jenson Button hat einen Traum: „Ich will ganz oben auf dem Podest stehen und auf Michael Schumacher runterschauen.“ Ob der WM-Dritte das im BAR 007 schaffen kann, darf zumindest bezweifelt werden. Die Wiederholung des zweiten Platzes in der Hersteller-WM wäre schon ein Erfolg. Mit einem eher konservativen Chassis und einem mittelmäßigen Honda-Motor werden Button und Takuma Sato hin und wieder um Siege, wohl aber nicht um den Titel mitfahren. BAR-Teamchef Nick Fry gibt zu: „Dass wir Ferrari in dieser Saison dauerhaft schlagen können, ist wahrscheinlich etwas zu viel verlangt.“

BMW-Williams

Auch das einstige Weltmeister-Team gehört nicht zu den ganz großen Favoriten. Nach dem Weggang von Ralf Schumacher und Montoya hat Williams in Nick Heidfeld und Mark Webber sicher die besten verfügbaren Piloten verpflichtet. Allerdings traut nicht einmal Teamchef Frank Williams seinen Fahrern den Titelgewinn zu. Wie auch, wenn der größte Vorteil des Wagens laut Heidfeld die Zuverlässigkeit ist? Tatsächlich haben sich große Aerodynamik-Defizite bemerkbar gemacht. Trotzdem fordert BMW-Motorsportchef Mario Theissen: „Wir müssen um Siege mitfahren.“ Er wird wissen: Am Sonntag wird das vermutlich noch nicht passieren.

Christian Hönicke[Karin Sturm], Frank Bach

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