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Kein Silber, doch Silber? Lilli Schwarzkopf im Verwirrspiel. Foto: AFP

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Sport: Aus der Bahn und zurück

Lilli Schwarzkopf holt sich im Siebenkampf die Silbermedaille, wird dann disqualifiziert – und darf am Ende doch jubeln. Diskuswerferin Nadine Müller verpasst den Sprung aufs Podium.

Als ob ein Siebenkampf nicht schon lang und belastend genug sei, schloss sich für Lilli Schwarzkopf auch noch ein Verwirrspiel an. Vor dem abschließenden 800-Meter-Lauf lag sie auf Platz fünf und einer auch nach Punkten guten Position, um noch nach einer Medaille zu greifen. Als der Lauf zu Ende war, stand sie trotz guter Leistung auf einmal auf Platz 28. Um dann zu guter letzt doch mit der Silbermedaille belohnt zu werden.

Schwarzkopfs Lauf war nicht gewertet worden, sie soll auf der Bahn übergetreten sein. Das ist in der Tat ein Grund zur Disqualifikation. „Ich war erst total schockiert“, sagte sie. Doch es lag offenbar eine Verwechselung vor. Die Kampfrichter hatten eine andere Läuferin gemeint, nämlich die Russin Kristina Sawitskaja auf Bahn sechs und nicht Schwarzkopf auf Bahn fünf. Auch die Fernsehbilder zeigten eindeutig, dass die Russin die Bahn übertreten hatte und nicht Schwarzkopf. So landete Schwarzkopf wieder auf dem zweiten Platz und hat nach David Storl im Kugelstoßen zum Auftakt in London schon die zweite deutsche Leichtathletikmedaille in Silber gewonnen.

„Die Briten haben eine neue Art von Humor“, sagte die gebürtige Kirgisin Schwarzkopf und freute sich mit etwas Verzögerung über ihre erste Olympiamedaille, die erste deutsche Medaille im Siebenkampf seit Sabine Braun 1992. „Das war der Siebenkampf meines Lebens.“

Begünstigt haben dürfte die Verwirrung der ohrenbetäubende Jubel im Stadion. Denn Jessica Ennis hatte im Siebenkampf die erste britische Goldmedaille in der Leichtathletik bei diesen Olympischen Spielen gewonnen. Sie kam auf 6955 Punkte, Schwarzkopf erreichte eine neue persönliche Bestleistung von 6649 Punkten.

Überhaupt war es eine goldene Stunde für die Briten. Im Weitsprung gewann Greg Rutherford mit 8,31 Metern Gold. Sebastian Bayer aus Hamburg landete mit 8,10 Meter auf Platz fünf. Und auch auf der längsten Laufstrecke im Stadion siegte ein Brite. Mo Farah war der Schnellste über 10 000 Meter in 27:30,42 Minuten vor Galen Rupp aus den USA (27:30,90) und Tariku Bekele aus Kenia (27:31,43). Kenenisa Bekele, der ältere Bruder von Tariku, landete auf Platz vier (27:32,44). Es wäre sein dritter Olympiasieg in Serie geworden. Das letzte Gold des Abends ging an die Jamaikanerin Shelly-Ann Fraser-Pryce im 100-Meter-Finale (siehe Text unten).

Auch Nadine Müller kam wie Sebastian Bayer auf einen fünften Platz. Die Diskuswerferin legte mit 65,71 Meter gut vor und musste dann doch zusehen, wie noch vier Werferinnen im Laufe des Wettbewerbs an ihr vorbeizogen. Müller steigerte sich zwar noch einmal im letzten Versuch auf 65,94 Meter, zu einer Medaille reichte es aber nicht mehr. Die Goldmedaille sicherte sich die Kroatin Sandra Perkovic in neuer kroatischer Rekordweite von 69,11 Meter. Aufs Siegerpodest kamen mit ihr noch die Russin Daria Pitschalnikowa (67,56 Meter) und die Chinesin Li Yanfeng (67,22 Meter). Die Berlinerin Julia Fischer war in der Qualifikation ausgeschieden.

Als „Super Saturday“ hatten die Briten diesen Samstag angesichts von 25 Entscheidungen und vielen britischen Medaillenchancen genannt.

Lilli Schwarzkopf wäre mit etwas weniger Aufregung sicher auch glücklich gewesen.

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