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Sport: Aus Enttäuschung wird Erleichterung - Nach dem Aus gegen die Haie

Das abrupte Saisonende lag für die Capitals gerade einmal eine Stunde zurück, da waren die Berliner schon wieder zu Scherzen aufgelegt. "Nächstes Jahr erwarte ich von dir in den Play-offs aber mindestens acht Tore", sprach Andrej Mezin zu Rob Guillet.

Das abrupte Saisonende lag für die Capitals gerade einmal eine Stunde zurück, da waren die Berliner schon wieder zu Scherzen aufgelegt. "Nächstes Jahr erwarte ich von dir in den Play-offs aber mindestens acht Tore", sprach Andrej Mezin zu Rob Guillet. Der Angesprochene ließ sich nicht lumpen, lächelnd folgte die Replik des Stürmers in Richtung Torwart: "Natürlich, kein Problem".

Die Frustration bei den Berlinern Spielern hielt sich am späten Dienstagabend in Grenzen, und dies hatte einfache Gründe. Dass die Kölner Haie und nicht die Capitals das Endspiel der Deutschen Eishockey Liga (DEL) erreicht haben, überraschte nicht einmal den Halbfinalgegner aus Berlin. Die finanziellen und strukturellen Voraussetzungen sind am Rhein nun einmal ganz andere als an der Spree. Dies wurde allein schon durch die gigantische Kulisse in der Kölnarena am Dienstag deutlich. Über 16 000 Zuschauer jubelten über den Finaleinzug ihrer Lieblinge, nach dem Spiel war in Köln-Deutz Karneval mit Hupkonzert.

Das Starensemble vom Rhein hatte sich für die Berliner zumindest in zwei von drei Partien als eine Nummer zu groß erwiesen. Insbesondere im letzten Spiel standen die müde wirkenden Akteure der Capitals auf verlorenem Posten, den Kölnern fiel ihr 4:1-Erfolg sichtlich leicht. Dies sah Michael Komma freilich etwas anders. "Das Ergebnis drückt nicht das aus, was auf dem Eis passiert ist", meinte der Capitals-Trainer. Trotzdem habe der Gegner den Einzug in das Finale natürlich verdient, zeigte sich Komma als fairer Verlierer. Man selbst habe sich im Rahmen der eigenen Möglichkeiten aber hervorragend verkauft, insofern brauche sich niemand zu schämen. "Das Einzige, was ich bei meiner Mannschaft kritisieren könnte, ist die mangelnde Chancenauswertung", meinte Michael Komma, "doch das macht keiner mit Absicht, also kann ich auch niemanden etwas vorwerfen."

Schon wenig später war bei Komma die Enttäuschung einer gewissen Erleichterung gewichen. Alle Anspannung passé - endlich war der Augenblick da, wo man sich über das Erreichte freuen durfte. Natürlich, da war wieder einmal eine Eishockeymannschaft aus Charlottenburg im Halbfinale gescheitert. Doch Vergleiche mit den Vorgängerverein BSC Preussen, der in den 90er Jahren ein Abonnent auf das Aus in der Vorschlussrunde gelöst zu haben schien, verbieten sich dabei von selbst. Die Capitals sind ein anderer Klub, mit anderen Spielern und anderen Verantwortlichen hinter den Kulissen, wie zum Beispiel Roger Wittmann. Innerhalb von zwei Jahren hat der Manager einen zuvor dahinsiechenden Klub wieder an die Spitze der DEL geführt.

Wittmann sieht damit seine Mission als beendet an, will sich künftig wieder seinem eigentlichen Metier, der Fußballbranche, widmen: "Dafür, dass es weiter aufwärts geht, muss mein Nachfolger sorgen". Der ist noch nicht in Sicht, dafür zeichnen sich in anderen Personalfragen Konturen ab. Trainer Michael Komma wird wohl in den nächsten Tagen die Unterschrift unter einen neuen Vertrag setzen. Beim Spielerpersonal wird sich, im Vergleich zur letzen Saison, wo die Capitals 15 neue Akteure verpflichteten, wenig ändern. Fest steht, dass Cimetta seine Karriere beendet, Stillman, Hede, Kuzminski, Rucchin, Ytfeldt und Meyer den Verein verlassen. Bei Ersatztorwart Berge und Verteidiger Schiffl ist die Frage des Verbleibens noch nicht geklärt.

Der in den Play-offs auffälligste Spieler bei den Berlinern, Rob Guillet, wird wahrscheinlich einen neuen Vertrag bekommen. Womit die Capitals sich nicht nur die Dienste eines treffsicheren Stürmers gesichert hätten, sondern auch weiter für Unterhaltung in den Stadien der Konkurrenz gesorgt wäre. Betonte der Krefelder Stadionsprecher bei den Viertelfinalspielen gegen die Capitals den Namen des Franko-Kanadiers noch wie den eines bekannten Herstellers von Rasierklingen, so erinnerte die Aussprache seines Kölner Kollegen stark an Gelee. Dies bekamen natürlich auch die Mannschaftskameraden von Guillet mit, und die favorisieren die Krefelder Variante. So durfte sich der Kanadier bei der kleinen, spontanen Feier am Dienstagabend auch schon von Andrej Mezin seinen neuen Spitznamen anhören. "Ab jetzt heißt du Gilette", sprach der Torwart zum Stürmer.

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