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Sport: Aus Erfahrung stürmisch

Hertha BSC baut ein neues, junges Team auf – und vertraut dabei auf zwei routinierte Angreifer

Berlin - Es ist viel die Rede von der neuen, jungen Mannschaft von Hertha BSC und von einem Neuaufbau. Trotz des 4:0 gegen Hannover 96 und des ersten Bundesligators des 19-jährigen Patrick Ebert war die Stimmung bei den Berlinern am Tag danach deshalb eher vorsichtig optimistisch als euphorisch. Weil „wir erst ein Team formen müssen“, wie Yildiray Bastürk sagt. Das brauche eben seine Zeit. Sicher muss der Kader, in den vier junge Spieler aus dem Nachwuchsteam aufgerückt sind, erst zusammenwachsen.

Aber in dem Mannschaftsteil, der in den vergangenen Jahren die große Problemzone war, scheint sich Hertha so verstärkt zu haben, dass es keine lange Anlaufzeit braucht. „Im letzten Jahr war es schwierig, überhaupt mit zwei Stürmern zu spielen, weil die Alternativen fehlten“, sagt Herthas Trainer Falko Götz. „Jetzt ist es ein schönes Gefühl, zwei erfahrene Angreifer zu haben.“ Der 27-jährige Marko Pantelic und der 31 Jahre alte Neuzugang Christian Gimenez deuteten in ihrem ersten gemeinsamen Spiel von Beginn an bereits an, dass sie gut harmonieren können. Zudem schoss Pantelic zwei Tore, Gimenez bereitete eines vor.

In der vergangenen Saison hat Götz häufig nur eine Spitze und dahinter Marcelinho aufgestellt, jetzt spiele sein Team mit zwei Stürmern „viel mehr nach vorne“. Gegen Hannover ergab sich das insofern von selbst, als die Niedersachsen den Berlinern ungeschickterweise nach Ballverlusten so viel Raum ließen, dass diese zügig, aber ohne sich besonders beeilen zu müssen, nach vorne kombinieren und Tore schießen konnten.

Diese Freiheit nutzte besonders Gilberto, der die ersten beiden Treffer einleitete und fast immer einen freistehenden Mitspieler fand. „Dabei war das Verständnis noch gar nicht perfekt“, sagte Christian Gimenez, „aber das ist normal“. Sein Sturmpartner Pantelic muss nun mehr laufen, weil Gimenez seine Stärken vor allem im Strafraum hat und Pantelic mehr nach außen ausweichen muss. „Das kommt seinem Spiel zugute, weil er von seinem Temperament lebt und viele Ballkontakte braucht“, sagt Falko Götz. „Und auch er ist im Strafraum stark. Dieses Wechselspiel macht uns unausrechenbar.“

Schwer ausrechenbar ist trotz des viel versprechenden neuen Sturmduos nach dem zweiten Spieltag auch, zu welchen Leistungen Hertha in dieser Saison fähig sein wird. Eher nichts sagend war das 0:0 am ersten Spieltag in Wolfsburg, und zu schwach war der Gegner im ersten Heimspiel. So drückt sich der vorsichtige Optimismus bei Hertha auch darin aus, dass die Spieler selbst noch nicht wissen, was sie sich in dieser Saison zutrauen sollen. „Erst wenn wir in den nächsten fünf oder sechs Spielen weiter punkten, wird man sehen, ob etwas nach oben geht“, sagte Marko Pantelic, der nun in 30 Bundesligaspielen für Hertha bereits 13 Tore geschossen hat.

Der Serbe strahlt großes Selbstvertrauen aus und antwortet selbst auf einfache Fragen mit längeren ausschweifenden Erzählungen, die kaum ein Ende finden. Er verbreitet jene gute Laune und den Spaß, den Hertha anstelle eines bestimmten Tabellenplatzes neben der „Entwicklung der Mannschaft“ als Saisonziel ausgegeben hat. Auch Christian Gimenez lacht viel und sagt, dass Hertha ein „Super-Stadion hat. Ich will, dass es voll wird.“

Dafür müsste Hertha aber wohl dauerhaft in der Spitze der Bundesliga mitspielen, und das ist in diesem Jahr trotz des guten Starts nicht zu erwarten. „Wir genießen es, die Leute gut zu unterhalten“, sagt Falko Götz. Den Spaßteil des Saisonziels hat Hertha im ersten Heimspiel erfüllt, und was die Entwicklung der Mannschaft angeht, gibt es langfristig Reserven. „Die jungen Spieler müssen sich auf die höheren Anforderungen bei den Profis noch umstellen, sie sind zum Teil ganz schön platt“, sagt Falko Götz. Auch Patrick Ebert möchte er „sehr vorsichtig aufbauen“.

In der Startelf vom Samstag standen erfahrene Spieler wie Pal Dardai oder Ellery Cairo, ihre jungen Konkurrenten sitzen erst einmal draußen. Das gilt auch für die Stürmer Srdjan Lakic, Solomon Okoronkwo und Chinedu Ede. Für sie wird es nicht leicht, Herthas erfahrenes Sturmduo zu verdrängen.

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