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Sport: Aus Freude am Selbsterhalt

Warum die F1-Teams nicht bestraft wurden

Es gibt noch gute Nachrichten in der Formel 1. Diese zum Beispiel: Der Selbsterhaltungstrieb in der größten Rennserie der Welt ist noch nicht völlig verschwunden. Nur so ist es zu erklären, dass die sieben Teams, die wegen Problemen mit ihren Michelin-Reifen nicht beim Großen Preis der USA vor eineinhalb Wochen angetreten waren, am Mittwoch nicht bestraft wurden. Unter diesen Teams befinden sich die Autohersteller BMW, Daimler-Chrysler, Honda, Toyota und Renault, die schon seit längerem mit den Formel-1-Verantwortlichen im Streit liegen und sogar mit Abspaltung drohen, weil sie mehr Geld aus der Vermarktung fordern.

Statt der totalen Konfrontation suchte der Automobil-Weltverband (Fia) nun zumindest kurzfristig den Weg der Entspannung. Der Fia-Weltrat sprach die Teams zwar in zwei von fünf Punkten schuldig, verschob aber die Bemessung des Strafmaßes auf den 14. September. Dadurch wurde zumindest das Schlimmste abgewendet. Eine harte Bestrafung hätte der Boykottdrohung der Teams bei den nächsten Rennen in Frankreich am Sonntag und in England neue Nahrung gegeben und die Spaltung der Formel 1 weiter forciert. Das hat wohl auch Fia-Präsident Max Mosley eingesehen, der mit seinem rigorosen Auftreten am Skandalrennen von Indianapolis auch einen Anteil hatte.

Man wolle abwarten, ob der Reifenhersteller Michelin seine Ankündigung, die amerikanischen Zuschauer finanziell entschädigen zu wollen, auch wahr mache, erklärte Mosley. Er will außerdem beobachten, ob Michelin dafür Sorge trägt, dass es in Zukunft zu keinen weiteren Vorfällen dieser Art komme. Sollten diese Bedingungen erfüllt werden, könnten die Teams mit einer milden Strafe davonkommen. Die Rennställe werden dieses Angebot zu würdigen wissen: Zwar gingen außer Red Bull alle in die Berufung, doch das dürfte eher der Wahrung des eigenen Gesichts als weiterer Konfliktsuche dienen.

Ganz auf eine Machtdemonstration mochte Mosley aber nicht verzichten. Der Engländer verlangt von Michelin eine komplette Dokumentation aller Reifenschäden der letzten zwei Jahre. Es bestehe der Verdacht, dass die Reifenkonstruktionen der Franzosen generell riskant und damit unsicher seien. Diese Unterstellung verärgert Michelin – vor allem, weil so etwas vom Konkurrenten Bridgestone nicht verlangt wird, der in der Vergangenheit durchaus auch Schäden zu verzeichnen hatte. Bridgestone rüstet unter anderem Ferrari aus, und das Team steht seit der Abkehr von den anderen Autoherstellern auf der Seite von Fia und Formel-1-Chef Bernie Ecclestone. Nicht nur die Michelin-Verantwortlichen vermuten hinter Mosleys Forderung daher eine politische Motivation. Auch wenn an diesem Wochenende wieder der Sport im Vordergrund stehen könnte – es sind noch längst nicht alle Probleme gelöst in der Formel 1.

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