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Sport: Aus Weiß-Blau wird Silber

Formel-1-Rennfahrer Juan Pablo Montoya wechselt vor der Saison 2005 von BMW-Williams zu McLaren-Mercedes

Berlin. Man kann es ja wenigstens versuchen, hatte sich Julian Jakobi wohl gedacht. Der Manager von Juan Pablo Montoya berief sich schlichtweg auf das EU-Recht der freien Arbeitsplatzwahl, als er den kolumbianischen Formel-1-Fahrer ein Jahr vor dessen Vertragsende bei BMW-Williams zu McLaren-Mercedes lotsen wollte. Selbst noch zu einem Zeitpunkt, als Mercedes-Sportchef Norbert Haug den Schotten David Coulthard ausdrücklich als Fahrer für 2004 neben Kimi Räikkönen bestätigt hatte, wurde diese Story mit immer neuen Details angereichert. Zum Ärger von Montoyas aktuellem Team, das bis zuletzt auf der Einhaltung des Vertrages bestand. So blieb dem WM-Dritten Montoya letztlich nichts anderes übrig, als in Bogota offiziell zu verkünden: „Ich werde im nächsten Jahr für BMW-Williams fahren.“ Was danach folgen würde, verdeutlichte dann sein Zusatz: „Für 2005 bin ich absolut frei.“

Frei für McLaren-Mercedes, wie der britisch-deutsche Rennstall nunmehr gestern offiziell verkündete. Damit haben beide Seiten auch ihre Glaubwürdigkeit behalten, denn Haug hatte immer wieder betont: „Wir kaufen keine Fahrer aus bestehenden Verträgen heraus.“ Und BMW-Motorsport-Direktor Mario Theissen wurde im Verlaufe der vergangenen Saison nicht müde zu betonen, dass sein Team mit Montoya und Ralf Schumacher 2004 ganz Großes vorhat. „Das Potenzial für den WM-Titel ist vorhanden“, sagte er. Theissen ist deshalb auch davon überzeugt, dass Montoya in der kommenden Saison noch einmal alles für BMW-Williams geben wird: „Man hat nicht oft die Chance auf einen WM-Titel. Ist sie da, muss man sie nutzen. Dessen ist sich Juan bewusst.“ Die Entscheidung Montoyas ist für Theissen nachvollziehbar: „Ende 2004 ist Juan vier Jahre bei uns. Es ist ganz normal, dass ein Fahrer nach einem solchen Zeitraum über einen Wechsel nachdenkt“, sagte er gestern dem Sport-Informationsdienst.

Mit Juan Pablo Montoya wird ab 2005 einer der herausragenden und spektakulärsten Piloten der Formel 1 von einem weiß-blauen Boliden in einen Silberpfeil umsteigen. Der 28-Jährige war 2001 in die Formel 1 gewechselt, nachdem er zuvor bereits Cart-Champion in den USA geworden war. Insgesamt gewann der Südamerikaner drei Formel-1-Rennen und startete elfmal von der Poleposition. In der abgelaufenen Saison hatte Montoya mit 82 Punkten Rang drei hinter Schumacher (93) und seinem künftigen Teamkollegen Raikkönen (91) belegt. Dabei hatte er vor den letzten beiden Saisonrennen in Indianapolis und Suzuka als Zweiter sogar nur drei Punkte Rückstand auf den nunmehr sechsmaligen Weltmeister Michael Schumacher im Ferrari.

„Wir haben die Chance genutzt, ein Talent wie Juan Pablo unter Vertrag zu nehmen. Diese Perspektive wird Formel-1-Fans in aller Welt bestimmt begeistern“, urteilte McLaren-Chef Ron Dennis über den Transfer, der bei McLaren-Mercedes auch einige Auseinandersetzungen verspricht. Ist der Schotte David Coulthard in den Reihen der Silbernen immer zurückhaltend, loyal und im Stile eines Gentleman aufgetreten, so kann es schon mal passieren, dass Montoya mit seiner Meinung laut an die Öffentlichkeit geht. Vor allem dann, wenn er glaubt, dass sein Teamkollege bevorteilt wird. Mit Ralf Schumacher gibt es deswegen bei BMW-Williams intern einen Dauerstreit. Ab 2005 bekommt er mit Kimi Räikkönen einen Teamkollegen, der ihm ebenfalls ebenbürtig ist. Das allein verspricht schon einiges.

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