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Sport: Ausbruch eines Stoikers

Ein 0:0 in Hannover ärgert Werders Trainer Schaaf

Gemeinhin ist es recht schwierig, den Stoiker Thomas Schaaf zu emotionalen Äußerungen nach Spielschluss zu bewegen. Der Trainer von Werder Bremen gilt als Freund der nüchternen Spielanalyse, meist staubtrocken, mitunter humorvoll, fast nie unbeherrscht. Gestern reichte eine Frage, um den Trainer von Werder Bremen nach dem 0:0 bei Hannover 96 zu einem selten erlebten Gefühlsausbruch zu verleiten. Ob denn die Nullnummer in Niedersachsen ein Indiz dafür sein könnte, das die Seinen sich weg vom Erlebnisfußball und hin zum Ergebnisfußball bewegen würde, wurde gefragt. Schaaf gefiel die Frage nicht. „So ein Blödsinn, wir müssen auch in Bremen mal begreifen, dass wir nicht jeden Gegner in Grund und Boden spielen.“ Überdies könne man nicht jedes Mal sechs Tore schießen. „Wir wollen immer nach vorne spielen, so blöd sind wir nicht, dass wir das ändern.“

Schaafs barsche Art verriet, wie wenig den Bremern trotz aller gegenteiliger Beteuerungen das Hannover-Gastspiel gefallen hatte. Auf Spielerseite sprach das nur Torsten Frings ähnlich deutlich aus: „Wer Meister werden will, muss hier gewinnen.“ Der Nationalspieler mahnte an, „aufzupassen, dass wir nicht die Gefährlichkeit nach vorne verlieren“. Noch sei die Balance nicht gefunden, „nach vorne stark zu spielen und hinten stabil zu stehen“. Frings sagte frustriert: „Wir haben zwei Punkte verschenkt.“ Werder wurde überdies nicht nur die Tabellenführung los, sondern verlor auch noch seinen Abwehrspieler Frank Fahrenhorst, der sich wegen eines Handspiels in der 82. Minute eine Rote Karte einhandelte.

Der sportliche Verlauf des begrenzt unterhaltsamen Nachmittags vor 48 672 Zuschauern in der AWD-Arena ist schnell erzählt: Gegen die übervorsichtigen Hannoveraner hatte Werder zwar die größeren Spielanteile und die größeren Chancen, agierte aber zu umständlich und zu unentschlossen. Der Favorit hatte noch Glück, dass ein Kopfballtreffer von Christoph Dabrowski wegen angeglichen Foulspiels an Bremens Torwart Andreas Reinke von Schiedsrichter Franz-Xaver Wack nicht anerkannt wurde. „Das war ein regulärer Treffer“, monierte 96-Trainer Ewald Lienen später.

Ansonsten brachte Hannover aber erschreckend wenig zustande. Auf der Gegenseite war der entthronte Tabellenführer ohne den erfolgreichsten Teil seines Sturms angetreten: Schaaf hatte Miroslav Klose zur Schonung auf die Bank gesetzt und erst nach 63 Minuten für den unglücklichen Valdez eingewechselt. Eine Viertelstunde später vergab Klose sogleich die beste Chance des ganzen Spiels: Nach Doppelpass mit Klasnic hatte der Torjäger den vorzüglichen Keeper Robert Enke schon ausgespielt, doch landete der Ball am Innenpfosten. Diese Szene nahm Schaaf übrigens äußerlich noch recht gelassen hin.

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