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Sport: Ausflug abgesagt

Deutsches Eishockeyteam setzt auf Konzentration

Wer am Donnerstagnachmittag erst im letzten Drittel der Partie zwischen Deutschland und Großbritannien das Coliseum von Amiens betrat, konnte den Eindruck haben, dass dort ein umkämpftes Eishockeyspiel stattfand. Auch wenn auf den Rängen 800 deutsche Fans mehr mit ihrer Polonäse zwischen den knallroten Sitzplätzen als mit dem Spiel beschäftigt waren. Bundestrainer Uwe Krupp rief derweil seinen Spielern zu: „Auf geht’s Jungs, das ist kein Testspiel!“, oder: „Schneller spielen!“ Auf dem Eis rannten die Deutschen bis zur letzten Spielsekunde energisch das Tor der Briten an. Dabei belegten die Zahlen auf dem Anzeigewürfel, dass die Deutschen es wie ihre Anhänger zum Schluss hätten locker angehen lassen können. Nach zwei Dritteln führten sie 5:0, und 8:0 siegten sie schließlich in ihrem dritten Spiel bei der B-WM in Frankreich. Deutschland führt die Tabelle vor den Partien heute gegen Ungarn und am Sonntag gegen Frankreich (20 Uhr, beide live im DSF) an.

Die deutschen Erfolge gegen Israel (11:2), Japan (4:0) und gegen die Briten waren keine Überraschung, die deutlichen Ergebnisse schon. 23 Tore in drei Spielen waren nicht zu erwarten, ebenso wenig, dass Torwart Robert Müller nun seit 120 Minuten ohne Gegentor ist. Aber die deutschen Verteidiger ließen bisher kaum Nachschüsse oder Konterchancen des Gegners zu, zudem war das Unterzahlspiel exzellent. Die Deutschen sind da noch ohne Gegentor. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass fünf Nationen in Amiens mit anderen Voraussetzungen antreten als die Deutschen. Ein Eishockeyprofi in Großbritannien verdient etwa 25 000 Euro im Jahr. Das ist eine Summe, für die kein erfahrener deutscher Nationalspieler den Schläger anfassen würde. „Wir gehören auch nicht hier hin“, sagt Marco Sturm, der in der National Hockey League (NHL) zwei Millionen Dollar pro Jahr verdient. Sturm und dessen Mitspieler sind aber nun mal in Amiens, haben aber bisher alles dafür getan, um aus der B-Gruppe herauszukommen.

Großbritanniens Trainer Rick Strachan imponiert die starke mentale Verfassung der Deutschen: „Die sind so entschlossen und fokussiert, die lassen zu keiner Sekunde nach.“ Uwe Krupp ist „Konzentration sogar wichtiger als Disziplin auf dem Eis“. Einen Ausflug mit der Mannschaft nach Paris an einem spielfreien Tag sagte der Bundestrainer ab. „Da wären wir zu lange unterwegs gewesen, das hätte nur unsere Konzentration gestört.“

Zudem ist es Krupp wichtig, dass der Zusammenhalt stimmt. „Bei uns sitzen die jungen Spieler in der Umkleidekabine nicht auf einer Seite und die älteren Spieler auf der anderen Seite, so wie das oft der Fall ist.“ Vielleicht ist das der Grund für den bisherigen Erfolg in Amiens. Krupp hat nicht unbedingt nur die besten deutschen Profis dabei, aber er hat ein Team ins Turnier geschickt, das sich selbstbewusst zeigt. Einen Sieg und ein Unentschieden braucht es noch, um sich für die A-WM 2007 in Russland zu qualifizieren. Marco Sturm ist optimistisch: „Bisher konnte ich Kraft sparen, vielleicht ist das noch von Nutzen.“ Es könnte sehr nützlich sein: Sonntag erwartet die Deutschen gegen Frankreich ein Auswärtsspiel.

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