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Sport: Ausgeruhter Kampfgeist

Nach der Pause in der DEL scheint Meister Eisbären Berlin doch noch in Form zu kommen

Berlin - Für Benoit Laporte lässt sich die Frage nach dem kommenden deutschen Eishockeymeister einengen. „Mannheim, Düsseldorf und Berlin waren die Favoriten zu Saisonbeginn im September“, sagt der Trainer der Nürnberg Ice Tigers, „und daran hat sich nichts geändert“. Auch nicht am 13. Februar, dem Tag an dem die Eisbären bei ihrem 6:3-Erfolg über die Franken im Sportforum so hinweg rauschten wie in allerbesten Zeiten. Und deshalb hat sich doch etwas geändert am Dienstag. Die Eisbären haben so selbstbewusst gespielt wie selten zuvor in einer Saison, in der sich der Meister schon aufgegeben zu haben schien.

Als Tabellenneunter sind die Berliner die letzten sieben Spiele der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) angegangen, offensichtlich hat ihnen die zwölftägige Spielpause in der Liga gut getan. Für Florian Busch war das erste Spiel nach der Pause sein erstes Spiel nach einer dreimonatigen Pause. Nach überstandener Schulterverletzung hat der agile Bayer den Eisbären Impulse geben können, als Torschütze und in besonderen Situationen wie dem Unterzahlspiel. „Es hat viel Spaß gemacht“, fasst der 22 Jahre alte Stürmer seinen ersten Auftritt im Jahr zusammen. Dafür habe ihm ein Nürnberger Spieler gesagt: „Das hat keinen Spaß gemacht gegen euch, weil es lief wie es früher immer lief.“ Zu stark waren Druck und Entschlossenheit der Berliner für die überforderten Franken. „Wir haben in der Pause viel trainiert, viel Theorie gepaukt“, sagt Busch. Dinge, die man halt so macht. Die emotionale Erklärung für den Aufschwung nach der Pause fällt da schon interessanter aus. „Wir hatten ein wenig frei, ein paar von uns sind nach Rom gereist, haben den Kopf freibekommen.“ Mancher scheint daher jetzt erst voll seine Begabung auf dem Eis ausleben zu können – allen voran Kelly Fairchild, dem gegen Nürnberg gleich drei Tore gelangen. „Das ist natürlich gut fürs Selbstbewusstsein“, sagt er. Und davon hat der US-Amerikaner genug. Wie man nun in die Play-offs komme, ob direkt als Tabellensechster oder über die zwischen den Plätzen sieben bis zehn ausgespielte Qualifikation, das sei ihm egal. „Wir sind der Meister“, sagt Fairchild, „uns muss schlagen, wer Meister werden will“.

Bis man den Meister in den Play-offs ärgern kann, dauert es noch sechs Spiele: Freitag gehen die Eisbären das erste davon in Frankfurt an, am Sonntag sind sie in Düsseldorf. „Das sind Sechs-Punkte- Spiele, würde unser Trainer sagen“, freut sich ein feixender Busch. Immerhin strahlte Pierre Pagé nach dem Erfolg gegen Nürnberg. „Zu 90 Prozent“ sei sein Team schon da, wo es einmal war. Dem Coach war nicht entgangen, dass seine Mannschaft im eigenen Drittel mitunter auf die Hilfe unsichtbarer Mächte zu bauen scheint: Auskontern ließen sich die Eisbären gegen Nürnberg bei aller Euphorie zu häufig. Bei sechs erzielten Toren allerdings lässt es sich mit löchriger Abwehr besser leben.

In der Offensive wollen die Eisbären nun „Freitag da weitermachen, wo wir am Dienstag aufgehört haben“, kündigt Florian Busch an. Wenn es so kommt, dann dürfte Nürnbergs Trainer Laporte mit seinen Einschätzungen der Titelkandidaten nicht danebenliegen. Der Meister aus Berlin scheint gerade rechtzeitig seine Außenseiterrolle ablegen zu können.

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