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Sport: Ausgezeichnetes Attentat

Sven Goldmann über das, was vom ChampionsLeague-Finale bleibt Wer keine Meinung hat zum Fußball und trotzdem mitreden will, der sollte es so machen wie die Strategen vom FC Bayern München: Einfach abwarten, was Franz Beckenbauer sagt – und dann das Gegenteil behaupten. So verfahren Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge in München schon seit ein paar Jahren mit wachsendem Erfolg, und so kann es auch ein jeder Fußballfan vor dem wöchentlichen Stammtisch halten.

Sven Goldmann über das, was vom ChampionsLeague-Finale bleibt

Wer keine Meinung hat zum Fußball und trotzdem mitreden will, der sollte es so machen wie die Strategen vom FC Bayern München: Einfach abwarten, was Franz Beckenbauer sagt – und dann das Gegenteil behaupten. So verfahren Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge in München schon seit ein paar Jahren mit wachsendem Erfolg, und so kann es auch ein jeder Fußballfan vor dem wöchentlichen Stammtisch halten.

Zum Beispiel, wenn es um die Bewertung des Champions-League-Finales zwischen dem AC Mailand und Juventus Turin geht, laut Beckenbauer „ein ausgezeichnetes Endspiel, sehr attraktiv!“ Das ist, sagen wir mal so, sehr im Sinne des Pay-TV-Senders „Premiere“ formuliert, der seinen Kommentator Franz Beckenbauer nicht dafür mit Geld zuschüttet, dass er ein teuer eingekauftes Spiel als schlecht bezeichnet, nur weil es wirklich schlecht war – oder „ein Attentat auf den Fußball“, wie die spanische Zeitung „AS“ urteilt.

Was wird in Erinnerung bleiben von diesem Finale der italienischen Riegel-Experten? Dass die Deutschen irgendwie die moralischen Sieger waren, weil der von ihnen gestellte Schiedsrichter Markus Merk der beste Mann auf dem Platz war? Dass die Zuschauer in Manchester um Haaresbreite das erste torlose Elfmeterschießen der Fußball-Geschichte verpasst haben? Oder dass ein brasilianischer Torhüter der Matchwinner war?

Ja, das sagt vielleicht am meisten aus über dieses Spiel. Ein brasilianischer Torhüter gewinnt dem AC Mailand die Champions League, obwohl doch die Begriffe „Brasilien“ und „guter Torhüter“ unvereinbar sind. An den Stränden zwischen Recife und Rio müssen immer diejenigen ins Tor gehen, die als letzte „nein!“ rufen. Ihre fünf WM-Titel haben die Brasilianer nicht wegen, sondern trotz ihrer Torhüter gewonnen. (Wissen Sie noch, wer im vergangenen Jahr beim WM-Finale gegen die Deutschen im Tor stand?).

Und nun hält dieser Nelson de Jesus Silva, genannt Dida, beim finalen Ausschießen von Manchester die Schüsse der Turiner Trezeguet, Zalayeta und Montero. Oder war er nur zu langsam, um auszuweichen? Gute Frage, aber sie wird an dieser Stelle nicht beantwortet. Warum? Wir wollen noch abwarten, was Franz Beckenbauer zum Mailänder Torhüter sagt.

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