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Sport: Ausgleichende Effektivität

Gegen starke Holländer gelingt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft kurz vor Schluss das 2:2

Für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hätte der Abend im Stadion von Rotterdam kaum unfreundlicher beginnen können. Darüber, dass ihre Nationalhymne vor dem Testspiel von einigen holländischen Fans mit einem Pfeifkonzert begleitet wurde, werden sich die Spieler von Bundestrainer Jürgen Klinsmann noch am wenigsten geärgert haben. Schlimmer war, was kurz nach Anpfiff passierte. Deutschland hatte zwei Mal Kontakt mit dem Ball gehabt, da lag er schon im Tor von Oliver Kahn. Eine verunglückte Kopfballabwehr von Christian Wörns landete auf den Füßen von Arjen Robben, der den Ball von der Strafraumgrenze ins linke obere Eck des Tores drosch. Von diesem Schock erholten sich die Deutschen lange nicht. Doch dank eines späten Treffers des Schalkers Gerald Asamoah kamen die Deutschen vor 45 500 Zuschauern im Stadion „De Kuip“ nach einem 0:2-Rückstand noch zu einem achtbaren 2:2 (0:1)-Unentschieden. „Das war sicherlich schmeichelhaft“, sagte Klinsmann nach dem Spiel. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns.“

Seit einem Amtsantritt hatten sich die Deutschen selten so indisponiert gezeigt wie in der ersten Halbzeit am Mittwoch. Im Spielaufbau lief fast alles schief, fehlte die Ordnung. Weder Michael Ballack noch Dietmar Hamann, der sein erstes Länderspiel unter Bundestrainer Jürgen Klinsmann bestritt, hatten gute Szenen. Und in der deutschen Innenverteidigung gab es zwischen Christian Wörns und Per Mertesacker ein Missverständnis nach dem anderen. Die deutsche Vierer-Abwehrkette kam zunächst nicht mit dem klassischen holländischen 4-3-3-System zurecht. Daher ergaben sich Chancen für die Niederländer in Serie. Zuerst schob Ruud van Nistelrooy unbehelligt den Ball knapp am Tor von Kahn vorbei, wenig später köpfte ihn Denny Landzaat an die Latte.

Auf der anderen Seite verlebte Edwin van der Sar zunächst einen ruhigen Abend. Nach exakt 20 Minuten nahm der holländische Torwart den Ball erstmals in die Hand – zum Abschlag. Ballack hatte zuvor deutlich über das holländische Tor geköpft. Nach der anfänglichen Offensive der Niederländer verflachte das Spiel vorübergehend.

Weil die Holländer sich zurückhielten, kamen die Deutschen auch zu einigen weniger guten Chancen, mit denen sie dann aber, wie zum Beispiel Michael Ballack nach einem Fallrückzieher, zu zaghaft umgingen.

In der interessanteren zweiten Halbzeit sollten dann der Schalker Gerald Asamoah und Sebastian Deisler anstelle ihrer überforderten Mannschaftskollegen Miroslav Klose und Fabian Ernst mehr Schwung in das deutsche Spiel bringen. Den gab es aber auf der anderen Seite, wo mit Bayern-Stürmer Roy Makaay (für van Nistelrooy) und HSV-Profi Rafael van der Vaart (für de Cler) zwei Bundesliga-Spieler bei den Holländern eingewechselt wurden. Für die erste gelungene Szene war aber wiederum der überragende Linksaußen Robben, der gestern häufig auch über die rechte Seite angriff, zuständig. Christian Wörns griff den Spieler vom Englischen Meister FC Chelsea im eigenen Strafraum nicht an. Robben nutzte die unerwartete Freiheit zu einem gelungen Torschuss, der unhaltbar im rechten unteren Eck hinter dem machtlosen Kahn im Tor landete.

Nur wenige Sekunden waren zu diesem Zeitpunkt erst wieder gespielt. Doch statt zu resignieren, wehrten sich die Deutschen nun ernsthafter. Vor allem Deisler zeigte Einsatz. Nach einem Eckstoß des Müncheners, es war bereits die fünfte Ecke der Deutschen, köpfte Ballack den Ball zum 1:2 ins Tor der Holländer. Zunächst blieb der Treffer von Ballack ein kurzer Lichtblick in einem ansonsten wenig einfallsreichen Spiel der Deutschen, das dann aber noch effektiv werden sollte: Gerald Asamoah gelang zehn Minuten vor Schluss mit einem Schuss aus spitzem Winkel der schmeichelhafte Ausgleich.

Deutsche Effektivität hatte in einem insgesamt guten Spiel gegen niederländische Eleganz doch noch zu einem Unentschieden gereicht.

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