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Guardiola erteilt Feierbefehl.

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Auslaufen mit Lüdecke: Die Bayern unter Druck

So langsam müssen die Bayern ihre Meisterschaft festzurren, soll Uli Hoeneß sie noch in Freiheit erleben.

Pep Guardiola sprach ein Machtwort. Wäre Bayern an diesem Wochenende Meister geworden, hätten die Spieler nicht feiern können. Nein. Sie hätte feiern müssen. Der Spanier erließ einen sogenannten Feierbefehl. Akribisch, wie dieser Trainerfuchs ist, wird er alles bis ins letzte Detail geplant haben. Tänze, Gesänge und auch die Bereitstellung dem Anlass angemessener Flüssigkeiten. Spanische Weine und solche Sachen. Das ist wichtig. Gerade wenn Spieler seit Monaten von Sieg zu Sieg eilen, geht ihnen sukzessive das Bewusstsein verloren, dass es etwas Besonderes zu feiern gibt. Eine Meisterschaft etwa.

Es hat aber nicht ganz gereicht. Schade. Man hat nachgerechnet und überraschenderweise festgestellt: Wahnsinn! Die Bayern können immer noch eingeholt werden! Nicht nur von Dortmund, auch noch von Schalke! Dann nämlich, wenn eine dieser beiden Mannschaften jedes der nächsten acht Spiele gewinnt und Bayern gleichzeitig alle verliert. Experten schätzen die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios als eher gering ein. Aber es hat ausgereicht, um die Zwangsfeierlichkeiten zu verhindern. Nun geraten die Bayern allmählich unter Druck. Sie müssen die Meisterschaft schleunigst festzurren, wollen sie sie noch im Kreise aller Liebsten in München an der Säbener Straße feiern. Bald sind sie nämlich an die Besuchszeiten der JVA Landsberg gebunden.

Nächsten Dienstag aber könnte es wirklich klappen. Da spielen die Bayern in Berlin, gegen den Hauptstadtklub. Die letzten 18 Spiele haben die Münchener gewonnen, die Berliner blieben die letzten Heimspiele durchweg sieglos. Experten meinen, das sähe gar nicht schlecht aus, für die Münchener.

Ein Wort noch zu Hertha. Die Berliner hatten an diesem Wochenende auch ein Spiel. In diesem Spiel – ich glaube Borussia Mönchengladbach hieß der Gegner – kam es zu einem brasilianischen Bruderduell. Einer der beiden Brüder war deutlich besser als der andere. Ich fürchte, es war der falsche. Wie das Spiel letztlich ausgegangen ist, habe ich aufgrund irgend so einer retroaktiven Hemmung vergessen. Das ist wirklich merkwürdig. Es gibt so Spieltage, da kann ich mir einfach keine Ergebnisse merken. Bis zur 27. Minute stand es noch 0:0. Das weiß ich noch. Was danach passiert ist, kann ich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Das muss ein synaptisches Problem sein, bei mir. Ich finde sowieso, dass man Fußballergebnisse nicht überbewerten sollte. Vor allem nicht die vom letzten Sonnabend.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt bei uns jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.
Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt bei uns jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

© dpa

Manchmal kommt mir noch ein anderer Gedanke. Was um Himmels Willen müssen wir nur tun, damit die deutsche Hauptstadt auch endlich mal eine Fußballmeisterschaft ihrer Mannschaft feiern kann? Mehr Geld reinpumpen? Bessere Jugendarbeit? Neue strategische Partner? Ich denke, das Einfachste wird sein, den Bundestag nach München zu verlegen.

Frank Lüdecke

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