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Der Adler ist gelandet: HSV-Torwart René Adler hat sich schonmal hingelegt und wartet auf die Audienz beim Schamanen.

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Auslaufen mit Lüdecke: Hamburger SV - mit Geistheiler im Abstiegskampf

Im Abstiegskampf setzen die Bundesligaklubs auf unterschiedliche Methoden: Der 1. FC Nürnberg entlässt wohl bald wieder seinen Trainer, während der Hamburger SV gerade erst einen Geistheiler engagiert hat. Eine Maßnahme, die auch für Berlin interessant werden könnte.

Für den Erfolg ist jedes Mittel recht. Deswegen hat der 1. FC Nürnberg für die letzten drei Spiele einen neuen Trainer verpflichtet. Das war notwendig geworden, weil der alte Trainer, der wegen Erfolglosigkeit seines Vorgängers verpflichtet werden musste, erfolglos geblieben war. Der Auftakt des ganz neuen Trainers blieb nun ebenso erfolglos. Er verlor sang- und klanglos 0:2 gegen Mainz. Vielleicht wird er diese Woche entlassen.

Immerhin, zwei Spieltage verbleiben den Verantwortlichen des 1. FC Nürnberg noch, neue Trainer zu präsentieren, die die Erfolglosigkeit ihrer Vorgänger weiterentwickeln. Aber dann ist dieses Prinzip ausgereizt. Dann werden sie in Nürnberg keinen Trainer mehr tauschen können, leider, sondern nur die Ligazugehörigkeit.

Eintracht Braunschweig ist in einer vergleichbaren Lage, hat aber einen ganz anderen Ansatz. Für sie ist der Weg das Ziel. Deswegen setzen sie konsequent auf Kontinuität und verlieren immer mit ein und demselben Trainer. Das läuft zwar im Ergebnis letztlich auf dasselbe hinaus, kommt aber viel sympathischer rüber. Die Braunschweiger konnten leider auch gegen die schlechteste Rückrundenmannschaft nicht punkten, ein Fußballteam aus der Bundeshauptstadt.

Hier steht der Trainer glücklicherweise nicht zur Disposition. Was auch daran liegt, dass sich die Fans uneins darüber sind, ob der Mann nun Erfolg hat oder nicht. In dieser Mannschaft stimmt aber zumindest der Einsatzwille. Die Spieler rennen und rennen! Das können sie wirklich gut. Leider verstolpern sie vor dem Tor ihre wenigen Möglichkeiten. Aber bevor man hier den Trainer entlässt, wäre zu überlegen, das komplette Team in eine Laufgruppe umzuwandeln.

So gesehen ist die Lage beim HSV wesentlich übersichtlicher. Hier wissen sowohl Fans als auch die Klubverantwortlichen: Dieses Team hat keinen Erfolg. Trainer wurden auch schon mehrfach gewechselt. Und man hat nun seine Schlüsse gezogen: Es bringt gar nichts, einen erfolglosen Trainer durch einen Trainer zu ersetzen, der keinen Erfolg hat. So kommt man nicht weiter. Und jetzt überrascht der HSV alle Fußballinteressierten durch ein absolut innovatives Krisenmanagement.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt bei uns jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.
Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt bei uns jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

© dpa

So wurde eigens für das Spiel in Augsburg ein metaphysischer Geistheiler und Bioenergetiker verpflichtet. Bravo! Wer weiß, vielleicht bricht ja hier eine ganz neue Epoche an? Vielleicht werden professionelle Fußballmannschaften demnächst nicht mehr von Fitnessgurus und Taktikfüchsen trainiert, sondern von Homöopathen und Parapsychologen. Damit wären die Hamburger die Ersten, die einen solchen Weg gehen.

Nein, stimmt gar nicht. Die Zweiten. Bayern München hat ja Matthias Sammer in einer ähnlichen Position fest verpflichtet. Wenn Hamburgs übersinnlicher Vorstoß am Ende den Abstieg abwenden sollte, würde ich diesen Geistheiler sofort zu Hartmut Mehdorn weiterreichen. Für eine bioenergetische Gebäudesanierung am Berliner Flughafen.

Frank Lüdecke

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