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Berlins Maximilian Mittelstädt (links) hält das Beinniveau von Münchens Douglas Costa.

© dpa

Auslaufen mit Lüdecke: Spannung, mal anders

Bayern München ist immer noch nicht Meister. Hertha BSC spielt immer noch um die Champions League. Unser Kolumnist kann all die Spannung in der Liga kaum fassen.

Was ist da los? Nur noch drei Spieltage und Bayern München ist immer noch nicht Meister?! Wie lange soll denn das jetzt noch dauern? Steht nicht in der Satzung der Münchner, dass die Meisterschaft nach der Hinrunde entschieden sein muss? Oder spätestens zu Ostern? Damit man sich auf die wirklich wichtigen Wettbewerbe vorbereiten kann? Und damit auch die bayerischen A-Jugendlichen endlich mal ihre Einsätze in der Bundesliga bekommen? Bahnt sich da eine Krise an? Theoretisch könnten sie immer noch abgefangen werden, von Dortmund. Wo gibt’s denn so was?

Gegen Hertha, so attestierte Trainer Guardiola, hätte man in der ersten Halbzeit jeden Zweikampf verloren! Jeden! Gegen Hertha! Gegen Plattenhardt, Pekarik & Co.! Wie soll denn das bitteschön diese Woche gegen Atlético Madrid funktionieren? Und Hertha spielte ja gewissermaßen mit einer B-Elf. Viele Stammkräfte wurden geschont, ein 19-Jähriger (Mittelstädt) spielte (gut) und auch Valentin Stocker durfte mal wieder von Beginn an ran. Bislang reichte das Vertrauen des Trainers in den Schweizer nur für die letzten drei Minuten. Ich kann mich irren, aber war Stocker nicht vor kurzem noch der „Königstransfer“ der Berliner?

Aber egal… Hertha kann schon jetzt auf eine tolle Saison zurückblicken. Die Europa League ist so gut wie erreicht. Und sollte vielleicht doch noch irgendein Spiel gewonnen werden – das kann man ja nie ganz ausschließen – ist vielleicht sogar auch noch mehr drin…

Drei Spieltage vor Schluss ist alles offen

Aber auch Bayern sollte sich nicht grämen. Andere Mannschaften sind noch viel schlechter. Stuttgart zum Beispiel. Zu Beginn der Rückrunde war der VfB Stuttgart kurzfristig mal die beste Mannschaft. Jetzt drängen sie mit Macht auf den Relegationsplatz. Sie geben sich wirklich alle erdenkliche Mühe. Ein einziger Punkt aus den letzten fünf Spielen. Sportvorstand Dutt beteuerte, ein Trainerwechsel sei ausgeschlossen. Das klingt besonnen und vernünftig. Die Saison ist ja praktisch vorbei. Wenn man keine Spiele mehr hat, bringt ein neuer Trainer in der Regel auch nicht viel.

Die derzeit erfolgloseste Mannschaft der Liga mit nur zwei Punkten aus den letzten sechs Spielen ist der VfL Wolfsburg. Die Fans sind ziemlich sauer. Das ist verständlich. Die Mannschaft verdient fast 100 Millionen Euro im Jahr und bietet ihren Anhängern als Output Platz zehn. Sie benötigen sogar noch einen Punkt, um nicht auf dem Relegationsplatz zu landen. Und das mit einem Aufwand von 100 Millionen Euro an Gehältern. Brutto. Wenn ich mir für 80 000 Euro einen VW-Geländewagen kaufe, der sich nur im ersten Gang fahren lässt, würde ich mich auch ärgern.

Halten wir fest: Drei Spieltage vor Schluss ist alles offen. Der Meister steht noch nicht fest. Die Champions-League-Teilnehmer nicht. Und dazu kennen wir erst einen Absteiger. Boahhh! Was für eine spannende Saison! Oder?

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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