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Zum Knutschen! Emil Forsberg und RB Leipzig sind Tabellenführer.

© dpa

Auslaufen mit Frank Lüdecke: Leipzig! Dürfen die das?

RB Leipzig ist jetzt Tabellenführer! Ist das überhaupt mit den Statuten vereinbar? Unser Kolumnist Frank Lüdecke ist der Frage nachgegangen.

Helle Aufregung in der Bundesliga! Aufsteiger Leipzig hat nach einem Drittel der Saison die Tabellenführung übernommen! Das hat viele Bundesbürger verwirrt. Wie jetzt?! Leipzig spielt in der Bundesliga? Die Experten sind schon einen Schritt weiter und prüfen den Vorgang. Ist das überhaupt mit den Statuten vereinbar? Dürfen Mannschaften, die von einem Getränkehersteller finanziert werden, vor Bayern München positioniert sein? Einer Mannschaft, die sich lediglich der Unterstützung der Telekom, Adidas, Allianz, DHL, Gigaset, Dunlop, Lufthansa, Tipico, Coca Cola und einigen anderen sicher sein kann?

Jetzt gehen die Analysen erst recht los. Aber ob mit RB Leipzig nun die böse Fratze des Kapitalismus Einzug in den Fußball gehalten hat oder ob der Fußball sowieso schon Teil des bösen Kapitalismus ist, das dürfen Sie mal getrost selber entscheiden, liebe Leser.

Ich finde eher erstaunlich, dass die Leipziger das überhaupt geschafft haben. Denn Geld haben andere Vereine auch investiert. Aber bei denen hat sich das Investment irgendwie nicht ausgezahlt. Ich möchte hier jetzt keine Namen nennen, weil das fies wäre.

Den Hamburgern gegenüber. Und den Wolfsburgern.

Eine Übermannschaft ist eigentlich nicht!

Wenn man sich mal die Aufstellung der Leipziger anschaut, also… eine Übermannschaft ist das ja nun eigentlich nicht. Es handelt sich auch nicht um die Ansammlung zusammengekaufter Weltklassespieler. Oder sagten Ihnen vor der Saison die Namen Halstenberg oder Ilsanker etwas? Oder Gulacsi? Okay, die Leipziger hatten Geld. Aber sie haben wohl auch ein sportliches Konzept, das funktioniert. Müsste auch mal anerkannt werden, von den Konkurrenten.

Man könnte dem Fußball allerdings auch zu Gute halten, dass er endlich mal eine Art integrative Kraft entwickelt. Denn nach einem Vierteljahrhundert Deutscher Einheit finden sich im Dax immer noch keine Unternehmen aus den östlichen Bundesländern, und in der Bundesliga blieben bislang die West-Vereine fast unter sich. Anfang der neunziger Jahre war mal – glaube ich jedenfalls – Hansa Rostock für ein paar Spieltage Tabellenführer.

Das wars dann aber auch. Ein schöner Nebeneffekt ist nun auch, dass die Münchner mal neue Erfahrungen machen. Zum Beispiel: Welche psychologischen Auswirkungen hat es, wenn sich ein bayerischer Serienmeister nur auf dem zweiten Tabellenplatz befindet? Was für ein unglaubliches Luxusphänomen! Dass man sich mit dieser Platzierung in einer sportlichen Krise befinden kann. Das sagt auch einiges aus, über den Zustand der Liga. Insofern kann man doch einen Tabellenführer Leipzig mal ganz gut verkraften, oder?

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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