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Mund und Nase abputzen. Aaron Hunt und der Hamburger SV erleben die nächste Krise.

© Daniel Reinhardt/dpa

Auslaufen mit Lüdecke: Ohne HSV würde etwas fehlen

Unser Kabarettist erfreut sich an den Geschichten rund um den Hamburger SV. Er wünscht dem Klub deshalb vieles - nur eines ganz bestimmt nicht.

Dieser Spieltag hielt einen richtigen Knaller für uns bereit. Der HSV traf auf Köln. Der Vorletzte gegen den Letzten!

Die Kölner gewannen und haben damit nach zwei Siegen in der Rückrunde genau so viele Punkte geholt, wie in der kompletten Hinrunde. Ebenso erstaunlich sind die Hamburger. Sie haben das sechste Spiel in Folge nicht gewonnen. Also haben sie jetzt ihren Trainer entlassen. Das war auch sehr wahrscheinlich, dann er war ja schon wieder über ein Jahr im Amt. Kinder, wie die Zeit vergeht! Für Hamburger Verhältnisse ist das eine Ewigkeit. Denn an der Alster wechselt man den Trainer in etwa so, wie Fahrzeughalter saisonbedingt ihre Autoreifen.

Es gibt so viele schöne Geschichten über den HSV. Im Sommer 2015 sammelte eine Altenpflegerin in einem Park verstreut herumliegende Dokumente auf. Es handelte sich um Kreditkarten, Autoschlüssel und Führerschein des HSV-Managers. Einige Verträge von Lizenzspielern waren auch dabei. Die gute Frau rief auf der Geschäftsstelle an. Dort erhielt sie die Information, man vermisse nichts.

Einwurf Klaus-Michael Kühne

Inspirierend auch immer die Einwürfe des Mäzens Klaus-Michael Kühne, der nach eigenen Angaben über 60 Millionen Euro in den Verein gesteckt haben soll. Er steht im regen Austausch mit dem Boulevard. Und so können die Spieler dann über sich lesen, sie seinen „Luschen“ oder „der Flop des Jahrhunderts“. Das schafft Verbundenheit. Viele Insider haben mittlerweile einige Zweifel, ob die Misere beim HSV wirklich immer an den Trainern liegt. Hinter vorgehaltener Hand hört man, irgendetwas würde mit den Strukturen nicht stimmen. Aber leider steht der Verein sehr oft unter Handlungsdruck. Und da es eben nicht so einfach ist, die Strukturen zu entlassen, wird der Trainer entlassen.

Seit einigen Jahrzehnten pflegen die Hamburger ein bemerkenswertes Ritual. Sie landen immer auf Platz 16 und retten sich dann in der Relegation vor dem Abstieg. Deswegen meinen Beobachter, es wäre besser, der HSV würde sich endlich mal zusammenreißen und mit einem Kraftakt absteigen. Ich zähle nicht zu diesen Leuten. Dafür bin ich viel zu egoistisch. Wenn ich ehrlich bin: Was wäre diese Glosse ohne den HSV? Um mal etwas auszuholen: Ich höre ja zum Beispiel auch sehr gerne Englisch-Reden von Günther Oettinger. Dabei geht es mir in erster Linie nicht um die Qualität von Politik oder Sprache. Nein. Es ist einfach lustig. Deshalb kann ich nur warnen: Ohne den HSV würde etwas fehlen.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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