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Da sah es noch gut aus für Hertha. Hosogai (links nach rechts), Beerens und Schulz jubeln über den ersten Treffer in Leverkusen.

© dpa

Auslaufen mit Lüdecke: Schöner shoppen mit Hertha

Nach zwei Spieltagen haben die Berliner schon zwei Superlative auf ihrer Seite - allerdings nur einen Punkt auf dem Konto. Doch bei Hertha ist viel Bewegung drin, findet unser Kolumnist Frank Lüdecke.

Schade, schade. Nach couragierter Leistung hat das Sportkollektiv von Hertha BSC 2:4 in Leverkusen verloren. Das ist aber nicht weiter schlimm. Denn die Berliner sind trotzdem die Mannschaft der Superlative. Und das nach nur zwei Spieltagen! Sie stellen den besten Torschützen (Julian Schieber), haben die meisten verletzten Spieler (halbe Mannschaft) und erlauben sich den Luxus, ihren Königstransfer vor den Augen der Öffentlichkeit zu verstecken (Valentin Stocker, Regionalliga).

Schon die Vorbereitung war rekordverdächtig. Viele Spieler gingen. Noch mehr kamen. Auf der Geschäftsstelle verlieren sie allmählich den Überblick. Kaum einer hat die Neuzugänge je zählen können. Waren es neun? Zehn? Sie kamen aus aller Herren Länder. Holland, der Schweiz, sogar aus Japan! Und von der Elfenbeinküste! Am Sonntag kam nämlich noch Salomon Kalou dazu, der mit Chelsea 2012 die Champions League gewann. Ein echter Weltstar! Kalou wechselt „nicht nur aus sportlichen Gründen“, sondern weil Berlin so eine „weltoffene, multikulturelle Metropole“ sei. Na wenigstens eine gute Nachricht, für den Bürgermeister.

Aber Hertha reicht es immer noch nicht. Es soll noch weiteres, frisches Personal folgen! Skjelbred vom HSV und möglicherweise sogar noch ein „Knaller“! Wow! Wer kann das denn bloß ein? Reus von Dortmund? Khedira aus Madrid? Import/Export-Preetz ist alles zuzutrauen. Bei Hertha ist inzwischen richtig Bewegung drin, auch außerhalb des Platzes. Das ist erstaunlich. Für einen Klub, der eben noch auf die Fantasie seiner Rechtsabteilung angewiesen war, um überhaupt in der Liga mitspielen zu dürfen.

Während übrigens Insider davon ausgehen, dass die Telefonrechnung des Hertha-Managers höher sei als der Spieler-Etat des SC Paderborn, befindet sich eben jener fulminante Aufsteiger genau da, wo Hertha einmal hin will. Auf einem Champions-League-Platz! Das ist eine der ersten schönen Pointen dieser Saison und war auch nicht unbedingt so von allen Experten vorhergesehen worden.

Während also die tapferen Recken aus Ostwestfalen-Lippe in der Liga für das Element des Neuen und der Überraschung stehen, steht der HSV für Kontinuität. Mit drei kassierten Toren im Heimspiel gegen Paderborn macht die Hamburger Abwehr nämlich genau da weiter, wo sie letztes Jahr aufgehört hatte. Das muss man auch erst mal hinkriegen: In zwei Spielen gegen beide Aufsteiger keinen Sieg erringen und kein Tor erzielen. Trainer Slomka sagte anschließend, dass es mit dem HSV so nicht weitergehen könne. Das ist insofern lustig, als alle anderen Trainer vor ihm das auch schon gesagt hatten. Es ging dann trotzdem immer so weiter mit dem HSV. Es ging weiter und weiter, und irgendwann mussten dann auch die Trainer weitergehen …

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga

Frank Lüdecke

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