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Sport: Außer Kontrolle

Die Nada entlässt Augustin und stellt sich neu auf

Berlin - Roland Augustin muss eigentlich vor einer deftigen Gehaltserhöhung gestanden haben – etwas anderes schien gar nicht mehr möglich, so wie Michael Hölz, Kuratoriumsvorsitzender der Nationalen Anti-Dopingagentur (Nada), über seinen Geschätsführer redete. Ein besseren Mann als Augustin konnte man sich für den Posten gar nicht vorstellen. Doch jetzt muss Roland Augustin gehen. Vertragsauflösung zum 30. Juni, der letzte Arbeitstag schon am 30. April.

Mit der Entscheidung bestätigte Hölz nach einer Kuratoriumssitzung in Berlin einen Bericht des Tagesspiegel vom Donnerstag. Augustin muss für die Pannen und Unregelmäßigkeiten der Nada bei unangemeldeten Trainingskontrollen büßen. Im vergangenen Jahr hatte die Anti-Doping-Agentur 201 versäumte Tests durch Sportler nicht deren Verbänden gemeldet. „Verantwortlich für die Versäumnisse sind auch Vorstandsmitglieder“, gab Hölz zu. Aber von denen ist nach dem Bekanntwerden der Pannen nur Hans-Hubertus Schröder zurückgetreten.

Doch jetzt soll alles „optimiert werden“, sagt Hölz. Die Agentur PWC, die im Nada-Auftrag Sportler beim Training testet, soll stärker beaufsichtigt werden, denn die Anti-Doping-Agentur fühlte sich in der Vergangenheit von PWC nicht immer ausreichend informiert. Vor allem aber soll jetzt klar geregelt werden, dass alle Mitglieder des Olympiakaders für Peking sich abmelden müssen, wenn sie länger als 24 Stunden von ihrem Wohn- und üblichen Trainingsort entfernt sind. Bisher war unklar, wer unter diese strenge Regel fällt. Und die Zeit der Ehrenamtlichkeit soll auch beendet werden. Vorstandsmitglieder arbeiten bisher umsonst, für Kuratoriumschef Hölz ein „ein optimaler Zustand“. Dieses Thema steht auf der Tagesordnung der nächsten Kuratoriumssitzung am Samstag.

Geld sorgt bei der Agentur intern bereits für einige Aufregung. Ein Insider kolportierte die Nachricht, Baumert mache mit sich selber auf Nada-Kosten Geschäfte. Der 63-Jährige besitzt die Sportberatungsfirma „baumert-kis“, ein Ein-Mann-Unternehmen. Diese Firma soll sich um den Auftrag bemüht haben, die Nada zu beraten. Für ein Honorar von 30 000 Euro.

Baumert weist ein Fehlverhalten empört von sich. „Ich wurde von der Nada gefragt, ob ich Augustins Arbeit als Geschäftsführer eine gewisse Zeit fortsetzen könnte“, sagte er. Wie diese Arbeit hätte honoriert werden können, sei unklar gewesen. „Da habe ich gesagt, wir können es doch über meine Firma machen.“ Die Summe von 30 000 Euro bestreitet er nicht. „Das ist nicht zu hoch. Aber ich gehe ja auch Risiken ein.“ Zudem würde ein Großteil der Summe versteuert. Doch in einer Vorstandsbesprechung am vergangenen Sonntag sei diese Idee wieder verworfen worden. „Sie ist nicht mehr existent“, sagt Baumert. Jetzt werde eine andere Lösung gesucht.

Baumert ist derzeit sowieso in Abwehrhaltung. Zu große Nähe zum Sport werfen ihm Kritiker vor. Baumert ist mehrmaliger deutscher Weitsprungmeister, er leitete den Olympiastützpunkt Berlin, er verfügt über ein dichtes Netzwerk. Kritiker werfen ihm deshalb vor, er verkörpere, anders als Augustin, nicht die Unabhängigkeit der Nada. Doch Baumert sieht seine „Vergangenheit nicht als belastend an“. Er kenne das Sportsystem „so gut wie kaum ein Zweiter“, er könne „neue Wege in der Kommunikation mit Verbänden und Sportlern gehen“.

Die Nada hatte im Jahr 2006 aber nicht bloß Probleme, sie hat auch gearbeitet. 4517 Trainingskontrollen wurden gemacht, 35 mehr als im Jahr 2005. Die Zahl der positiven Proben und weiterer Vergehen ging zurück: von 67 auf 62.

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