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Böses Erwachen. Andrea Petkovic musste wegen der frühen Spielansetzung ihren Schlafrhythmus umstellen und schied im Viertelfinale der Australian Open aus.

© Reuters

Australian Open: Andrea Petkovics Tanz fällt aus

Andrea Petkovic scheitert bei den Australian Open im Viertelfinale an der Chinesin Na Li – und will jetzt erst recht weiter nach oben.

Schon am frühen Dienstagmorgen flimmerte Andrea Petkovic über die Bildschirme. Das australische Frühstücksmagazin „Today“ zeigte noch einmal ihr Freudentänzchen, den „Petko-Dance“, mit dem die 23 Jahre alte Darmstädterin auch die Menschen verzückt hatte. Dass der Tanz gar nicht so leicht nachzuahmen ist, merkte der Moderator ziemlich schnell. Das Original bekamen die Fans in der Rod-Laver-Arena dann aber wenige Stunden später nicht mehr zu Gesicht. Es war die starke Chinesin Na Li, die Petkovic im Viertelfinale der Australian Open mit 6:2 und 6:4 austanzen sollte.

Eine schlimme Ahnung hatte Petkovic bereits am Montag verspürt, als sie die Spielansetzung sah. Sie musste schon um elf Uhr morgens ran, dabei hatte sie in dieser Saison bisher ausschließlich abends gespielt. Selbst beim Vorbereitungsturnier in Brisbane, wo sie erst im Finale unterlag, war Petkovic nie tagsüber angesetzt gewesen. Dementsprechend hatte sich ihr Körper seit Wochen an Nachtruhe ab drei Uhr morgens gewöhnt. „Ich habe keine Stunde geschlafen“, erzählte Petkovic später, „ich bin um 23 Uhr ins Bett gegangen und da lag ich dann.“ Nichts ging in dieser Nacht, nur die Zeit tickte runter. „Ich habe mich bestimmt 7000 Mal umgedreht. Irgendwann war es dann fünf Uhr, und ich sagte mir: Petko, du musst um elf Uhr spielen, das wird jetzt schwierig …“

Doch es war nicht so, dass Petkovic nicht alles probiert hätte. Drei Espressi trank sie trotz ihrer Abneigung gegen Kaffee, sie machte nach dem Aufstehen 20 Liegestütze und stellte sich unter die eiskalte Dusche. Doch der erhoffte Effekt blieb aus. „Mir fehlte einfach etwas Energie, ich war nicht bei hundert Prozent heute“, sagte Petkovic. Und so gelang es ihr eben nicht, wie noch im Achtelfinale gegen Maria Scharapowa, die Partie zu diktieren. Zudem stand sie einer Gegnerin gegenüber, die bereits im vergangenen Jahr das Halbfinale von Melbourne erreicht hatte und in dieser Saison noch ungeschlagen ist. „Sie hat viel Selbstvertrauen, das spürt man“, sagte Petkovic. „Sie spielt sehr stark.“

Dennoch kämpfte Petkovic im ersten Grand-Slam-Viertelfinale ihrer Karriere, ging in beiden Sätzen gar mit 2:0 in Führung. Aber die Weltranglistenelfte Na Li zählt zu den konterstärksten Spielerinnen überhaupt. Ihre Auftritte sind zwar wenig spektakulär, dafür umso effektiver. Mit harten, langen Schlägen setzte sie Petkovic unter Dauerdruck, dem diese schließlich nicht standhielt. „Ich habe alles versucht“, sagte Petkovic, die zu Beginn des zweiten Satzes sogar noch ihre Taktik umstellte und mit hohen Bällen, Stopps und Slicebällen variierte. Eigentlich die richtige Idee, doch „das ist überhaupt nicht mein Spiel“, sagte Petkovic, „ich habe mich ganz unwohl dabei gefühlt und dann Fehler gemacht.“ Doch diese Variationen will sie im Training nun noch mehr forcieren, denn Andrea Petkovic ist eine Perfektionistin, die aus jedem Misserfolg sofort lernt und sich dadurch stetig verbessert hat.

Seitdem Sabine Lisicki 2009 in Wimbledon unter den besten acht stand, hat es keine deutsche Spielerin bei einem Grand-Slam-Turnier mehr so weit geschafft. Der Erfolg von Melbourne bringt Petkovic bereits unter die 25 besten Spielerinnen der Welt – das soll jedoch nur eine Zwischenstation bleiben. Das nötige Potenzial für mehr hat Petkovic durchaus, ihr Spiel ist in den vergangenen Monaten konstanter geworden und die enorme Fitness verschafft ihr die nötige Sicherheit, um gegen die Stärksten der Branche bestehen zu können. Vor allem aber steht ihr der eigene Kopf nicht mehr so oft im Wege, der nach einer Niederlage stets schnell alles in Zweifel zog. „Ich will noch weiter nach oben“, sagte Petkovic daher, „es ist erst der Beginn meiner Reise, das war jetzt der Startschuss.“

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