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Sport: Australian Open: Bremsklötze auf dem Weg nach ganz vorn

Es waren Auftritte auf der Centre-Court-Bühne, die im Frust endeten: In einem Albtraum der verpassten Chancen verabschiedeten sich am Donnerstag die deutschen Tennisstars Nicolas Kiefer und Thomas Haas vom Australian-Open-Spektakel 2001. Gut, aber nicht gut genug für die Herausforderungen der zweiten Runde - und gut nicht dann, wenn es wirklich zählte bei den "Big Points" in knappen Duellen: Das war das Drehbuch eines verkorksten Tages für die Spitzenkräfte des Deutschen Tennis-Bundes, die ohne Nervenkraft, ohne Glück, aber auch ohne die Mentalität echter Champions ins Aus beim ersten Saisonhöhepunkt stolperten.

Es waren Auftritte auf der Centre-Court-Bühne, die im Frust endeten: In einem Albtraum der verpassten Chancen verabschiedeten sich am Donnerstag die deutschen Tennisstars Nicolas Kiefer und Thomas Haas vom Australian-Open-Spektakel 2001. Gut, aber nicht gut genug für die Herausforderungen der zweiten Runde - und gut nicht dann, wenn es wirklich zählte bei den "Big Points" in knappen Duellen: Das war das Drehbuch eines verkorksten Tages für die Spitzenkräfte des Deutschen Tennis-Bundes, die ohne Nervenkraft, ohne Glück, aber auch ohne die Mentalität echter Champions ins Aus beim ersten Saisonhöhepunkt stolperten. Kiefers Spruch zum Spiel war in etwa so verquer wie sein Spiel: "Ich habe mir lange den Arsch aufgerissen, und dann ist doch alles in die Hose gegangen."

Der ehrgeizige, aber zuweilen zu verkrampfte Niedersachse konnte einen 2:1-Satzvorsprung und eine 1:0-Führung im vierten Durchgang mit Break gegen den russischen Vorjahres-Finalisten Jewgeni Kafelnikow nicht verwerten und unterlag 2:6, 6:3, 6:3, 3:6 und 0:6. Thomas Haas gab bei seiner Dreisatzniederlage selbst 5:0-und 4:1-Vorsprünge aus der Hand.

Wenn in der nächsten Woche die Besten der Welt um die ersten Grand-Slam-Pokale des Jahres spielen, sind die Deutschen vermutlich nur enttäuschte Zuschauer - daran änderte auch nichts, dass Spieler wie Rainer Schüttler (6:3, 7:5, 4:6, 6:4 gegen den Armenier Sargis Sargsjan) und Lars Burgsmüller (7:6, 6:4, 6:3 gegen den Österreicher Stefan Koubek) in die dritte Runde schlüpften. Beiden fehlt das Potenzial für den Sprung in die internationale Elite. "Wir klopfen im Moment nur an die Tür zur Weltklasse, aber rein kommen wir nicht", sagte Steeb, der sein Führungs-Duo auch mit Blick auf die Erstrunden-Aufgabe des Daviscups im Februar gegen Rumänien "gern noch länger in Melbourne auf dem Platz gesehen hätte".

Doch wie ein Bremsklotz hing den beiden Hoffnungsträgern in Melbourne noch ihre missratene 2000er Saison am Bein, ein Jahr der Enttäuschungen, der Verletzungen und des Absturzes aus der Führungsgruppe im Welttennis: Ohne die nötige Wettkampfpraxis und psychische Härte in entscheidenden Situationen wirkten Haas und Kiefer am Ende wie Zauberer, die lange Zeit die schönsten Kunststücke aufführen, aber denen beim Höhepunkt ihrer Shows jegliche Magie verloren geht. "Diese Zwangspausen können beide nicht einfach so wegstecken", meinte Steeb. Schon gar nicht, wenn sie in Melbourne als ungesetzte Spieler, mit schwarz auf weiß festgehaltenem Abstand in der Weltrangliste, gleich auf zähe Konkurrenten wie Kafelnikow und Hewitt treffen.

"Ich bin wieder zurück in der Spitze", sagte Kiefer dennoch, der den russischen Olympiasieger zunächst beherrschte, dann aber im vierten Satz urplötzlich, nach einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung, Konzentration und klare Linie verlor. Binnen 30 Minuten war, vom 3:3 zum 3:6 und 0:6 der letzten beiden Durchgänge, alle Arbeit am Prestigeerfolg zerstört. Neun schwache Spiele in Folge, eine Bilanz, für die auch Kiefer keine rechte Erklärung parat hatte: "Rätselhaft. Tennis kann manchmal ein komisches Spiel sein." Doch ähnlich wie bei den US Open des letzten Jahres, als Kiefer gegen Kafelnikows Landsmann, den späteren Turniersieger Marat Safin, lange Zeit der bessere Spieler war, aber in vier Sätzen verlor, fehlte dem 23-Jährigen auch nun im Endspurt der Schuss einschüchternder Aggressivität. Es dürfte auch kein Trost sein, dass auch der Weltmeister, Gustavo Kuerten aus Brasilien, ausschied. Er unterlag dem Briten Greg Rusedski 6:4, 4:6, 3:6, 6:2, 7:9.

Während Schüttler und Burgsmüller ihre Aufgaben lösten, reihte sich auch Wimbledon-Held Alexander Popp in die Galerie der Verlierer. "Ich bin müde, krank, kaputt und niedergeschlagen", sagte der Mannheimer nach seiner 6:4, 3:6, 4:6 und 4:6-Pleite gegen den Amerikaner Chris Woodruff. Marlene Weingärtner hat nach dem 4:6, 7:6 (8:6), 6:0 gegen die Slowenin Tine Pisnik gegen Amanda Coetzer anzutreten. Andrea Glass ließ ihre Chance bei 6:2, 5:4 und 40:30 aus und verlor gegen die Russin Jelena Dementjewa 6:2, 6:7 (6:8) und 3:6.

Jörg Allmeroth

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