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Erlösung nach acht Jahren. Caroline Wozniacki herzt den „Daphne Akhurst Memorial Cup“ liebevoll wie ein Stofftier.

© AFP

Australian Open: Caroline Wozniacki und der lange Anlauf zum Grand-Slam-Champion

Für Caroline Wozniacki waren die Australian Open schon in Runde zwei fast gelaufen. Die Dänin aber kämpfte - und ist nun sogar Weltranglistenerste.

Und dann war Caroline Wozniacki endlich erlöst. Als der Vorhandball von Simona Halep im Netz hängen blieb, hatte das quälend lange Warten ein Ende. Die 27 Jahre alte Dänin ließ sich rücklings auf den blauen Court in der Rod-Laver-Arena fallen, geschüttelt von Glückstränen. Sie hatte jedoch nicht nur jene zehrenden drei Stunden ausgeharrt, in denen sie sich mit Halep im Finale der Australian Open an den Rand ihrer Kräfte trieb. Für Wozniacki dauerte das Warten schon 43 Major-Turniere, acht lange Jahre. Zweimal war sie in New York (2009 und 2014) bereits knapp an ihrem großen Traum gescheitert. Nun hatte sie es im dritten Anlauf geschafft: Sie ist Grand-Slam-Champion. Mit 7:6, 3:6 und 6:4 schlug sie Halep in einem mitreißenden und hochklassigen Match und verdrängte die 1,68m kleine Rumänin gleichzeitig vom Thron der Weltrangliste.

Doch das war an diesem Abend fast schon nebensächlich. Entscheidend vielmehr: Wozniacki war ihren Makel endlich los und ihre Kritiker ihr Futter. Als ihr die legendäre Billie Jean King 50 Jahre nach ihrem eigenen Erfolg in Melbourne schließlich den „Daphne Akhurst Memorial Cup“ überreichte, da umschlang Wozniacki den silbernen Pokal wie ein Kind sein Lieblingsstofftier. „Entschuldigt, aber ich muss Daphne kurz drücken“, sagte die Dänin, der immer noch die Tränen über die Wangen liefen, „ich heule eigentlich nie, aber heute ist ein sehr emotionaler Tag für mich“.

Dann wandte sie sich an Halep, die konsterniert hinter ihr stand. Auch die Rumänin war bereits zweimal im Finale der French Open (2014 und 2017) gescheitert, auch sie wollte ihren ersten Major-Titel unbedingt. Umso größer war Haleps Enttäuschung, aber es konnte an diesem schwül-heißen Melbourner Abend eben nur eine geben. „Ich weiß, das ist heute ein sehr harter Tag für dich“, sagte Wozniacki, „aber sorry, ich musste einfach gewinnen“.

Beide Spielerinnen standen schon kurz vor dem Aus

Während der vergangenen zwei Wochen hatte die Dänin öfter das Casino im Crown-Hotel besucht in der Vergnügungsmeile Melbournes und „ein paar hundert Dollar“ gewonnen. Mit ihrem Siegerscheck von 2,6 Millionen Euro braucht sie sobald nicht mehr am Spieltisch zocken, doch dieses Endspiel mutete fast wie Glücksspiel an: Diejenige, die etwas mehr Einsatz wagt, würde gewinnen. Die Chancen zwischen der Nummer eins und der Nummer zwei standen 50:50.

Dabei hatten beide Spielerinnen im Turnierverlauf schon fast ihren letzten Dollar verspielt – Wozniacki und Halep standen mit Matchbällen gegen sich kurz vor dem Aus, ein Novum in der Grand-Slam-Historie. „Manchmal braucht man einfach auch etwas Glück bei einem Turnier“, sagte Wozniacki, „ich hätte in Runde zwei schon weg sein können und nun stehe ich hier mit Daphne. Das ist alles irgendwie surreal.“ Auch Halep hoffte, dass sich das Blatt beim nächsten Grand Slam endlich für sie wenden würde und dass „mir das vierte Mal vielleicht Glück bringt“.

Für Wozniacki schließt sich in Melbourne der Kreis. Denn jene Zeit, als sie Ende 2010 mit gerade einmal 20 Jahren für 67 Wochen die Nummer eins der Welt wurde, hat spürbar Narben hinterlassen. Wozniacki war damals zwar die konstanteste Spielerin der Tour, hatte jedoch noch keinen Grand Slam Titel vorzuweisen. Woche für Woche musste sich die Dänin rechtfertigen und vorwerfen lassen, sie habe diese Position gar nicht verdient. Das nagte an ihr. Lange Zeit schwankte ihre Form. Sie hielt sich zwar weiter in den Top Ten, spielte aber nicht mehr oben mit. Dann kamen Verletzungen hinzu, vor anderthalb Jahren bei den US Open dachte sie sogar über ihr Karriereende nach. „Wenn man angeschlagen ist, sagt man so einiges“, sagte Wozniacki nun und strahlte, „aber ich bin froh, dass ich weitergekämpft habe“.

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