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Jung und kräftig. Bouchard schlug im Viertelfinale von Melbourne Ana Ivanovic. Foto: AFP

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Australian Open: Eugenie Bouchard: Verlegen nur bei Justin Bieber

Vor eineinhalb Jahren gewann Eugenie Bouchard noch den Juniorinnen-Titel in Wimbledon, nach ihrem Viertelfinalsieg über Ana Ivanovic steht die 19-Jährige nun kurz vor ihrem ersten Endspiel-Einzug bei einem Grand-Slam-Turnier.

Als Eugenie Bouchard ihren Matchball verwandelt hatte und glücklich die Arme in die Höhe riss, da kullerten ihr keine Freudentränen übers Gesicht. Es gab auch kein ausgelassenes Herumgehüpfe, kein seliges Gequieke, nicht einmal ungläubiges Kopfschütteln – nichts von allem, was man von einer 19-Jährigen eigentlich erwarten würde, die in Melbourne zum ersten Mal in ihrem Leben das Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers erreicht hatte. Vielmehr wirkte Bouchard so, als hätte sie genau damit schon immer gerechnet. „Es ist wirklich keine Überraschung für mich“, erklärte sie dann auch nach ihrem 5:7, 7:5 und 6:2-Sieg über Ana Ivanovic, die zuvor noch Serena Williams aus dem Turnier befördert hatte. „Ich arbeite seit meinem fünften Lebensjahr darauf hin und habe viele Opfer gebracht“, sagte Bouchard. „Ich erwarte immer das Beste von mir.“

Danach drängelten sich die Reporter um sie, jeder wollte einen Blick erhaschen auf diese junge Spielerin, die vor anderthalb Jahren noch den Juniorinnen-Titel in Wimbledon gewonnen hatte. Und die nun schon so früh bei den Australian Open für Furore sorgte, als erste Kanadierin in einem Major-Halbfinale seit 30 Jahren. Am Donnerstag trifft sie dort auf die Chinesin Li Na. Die vielen Fragen, die Objektive, die auf Bouchard gerichtet waren, das alles machte sie nicht die Spur nervös. Im Gegenteil. Dieser Teenager plauderte so entspannt und derart abgeklärt, als wäre das alles ganz alltäglich für Bouchard. „Ich nehme das alles ganz locker – je mehr Aufmerksamkeit, umso besser“, warf sie mit einem strahlenden Lächeln in die Runde. Dass sie auch als Fotomodell Karriere machen könnte, ist ihr sicher bewusst, doch Bouchard wirkt weder arrogant noch blasiert. Doch sie redet eben auch nicht wie ein kichernder Teenager, sondern wie ein reifer Vollblutprofi. „Ich denke, ich bin ein sehr konzentrierter, unglaublich getriebener Mensch“, sagte sie, und so sind ihre sehr frühen Erfolge wohl zu erklären.

Bouchard wurde gerade von der Spielerorganisation WTA zur „Newcomerin 2013“ gewählt, es war ihre erste komplette Saison bei den Profis. In der schaffte sie nicht nur den gewaltigen Sprung von Rang 144 bis auf Platz 32 am Jahresende, Bouchard bezwang dabei auch schon Topspielerinnen wie Samantha Stosur oder Jelena Jankovic – und auch Ivanovic. Das war im letzten Sommer an keinem geringeren Ort als dem altehrwürdigen Centre Court von Wimbledon. Die große Bühne liegt Bouchard. Gegen Maria Scharapowa unterlag sie bei den French Open, doch sie verkaufte sich bei ihrem ersten Grand-Slam-Turnier bemerkenswert. „Durch diese Matches in den größten Stadien habe ich so viel Erfahrung gewonnen“, sagte Bouchard, „ich fühle mich in diesem hier in Melbourne schon ganz zu Hause.“ So spielte sie auch gegen Ivanovic, die von einer Verletzung an der linken Hüfte gehandicapt war. Die Art, wie unbekümmert und ruhig Bouchard um jeden Ball kämpfte, war beeindruckend. Ivanovic hatte den ersten Satz gewonnen, aber davon ließ sich ihre Gegnerin nicht entmutigen: „Auch wenn ich zurückliege, höre ich nie auf zu kämpfen.“ Die Serbin bekam diese unbändige Willenskraft wie die harten Vorhandschläge zu spüren und musste sich nach zweieinhalb Stunden beugen.

Und dann wurde Bouchard beim Interview auf dem Court doch verlegen. Mit welchem Weltstar sie denn mal gerne ausgehen würde, wurde Bouchard gefragt. Sie wurde rot, kicherte und schlug die Hände vors Gesicht. Dann antwortete sie unter dem Gelächter der Zuschauer: „Justin Bieber.“ Es war der einzige Augenblick, in dem sie tatsächlich wie ein Teenager wirkte.

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