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Australian Open: Haas wie in besten Zeiten

Thomas Haas stürmt wild entschlossen einem Duell mit Roger Federer entgegen, der fußlahme Nicolas Kiefer schleppt sich unter Schmerzen von Runde zu Runde.

Melbourne - Wie erwartet sind die beiden besten deutschen Tennisprofis am Donnerstag in Melbourne dem Qualifikanten Denis Gremelmayr aus Lampertheim in die dritte Runde der Australian Open gefolgt. Dagegen mussten Florian Mayer (Bayreuth), Björn Phau (Weilerswist) und Anna-Lena Grönefeld (Nordhorn) als letzte der fünf gestarteten deutschen Damen bei sengender Hitze die Segel streichen.

Entsetzen machte sich am späten Abend (Ortszeit) unter den einheimischen Tennis-Fans breit. Ihr Hoffnungsträger Lleyton Hewitt, der im Vorjahr das Finale des Grand-Slam-Turniers gegen den Russen Marat Safin verloren hatte, schied nach einer 4:6, 4:6, 7:6 (10:8), 2:6-Niederlage gegen den Argentinier Juan Ignacio Chela in der zweiten Runde aus. Nach dem Matchball verließ Hewitt mit gesenktem Kopf fluchtartig die Rod-Laver-Arena, und auf dem Center Court herrschte gespenstische Stille. Für Hewitt war es das schlechteste Abschneiden seit seinem Erstrunden-Aus vor vier Jahren.

Während Haas Tennis wie zu seinen besten Zeiten zelebrierte und den Amerikaner Paul Goldstein in nur 76 Minuten mit 6:0, 6:1, 6:2 vom Platz fegte, machte Kiefer nach seinem 4:6, 6:1, 6:4, 6:1-Erfolg über den Serben Boris Pashanski kein glückliches Gesicht. «Der Fuß ist immer noch dick, Ich kann nur hoffen und beten, dass es so lange wie möglich geht», sagte der von einer Bänderdehnung im linken Köchel geplagte Hannoveraner, der erstmals seit sechs Jahren in Melbourne wieder die dritte Runde erreicht hat.

Haas ließ seiner Ankündigung «es wird schwer, mich zu schlagen» Taten folgen. «Das war heute so ein Abend, an dem man den Ball eine Sekunde früher und ein paar Zentimeter größer sieht als sonst», sagte der 27-Jährige, der es am Samstag mit Peter Luczak zu tun bekommt. Den australischen Wildcard-Spieler, auf dem nach dem Aus von Hewitt die Hoffnungen der Gastgeber ruhen, konnte er in der ersten Runde der US Open schlagen. «Er hat nichts zu verlieren und wird sicher auch mehr Applaus bekommen als ich, aber man unterschätzt jetzt sowieso keinen mehr», meinte Haas nach der Lehrstunde für Goldstein.

Gegen den Amerikaner ging er hochkonzentriert zu Werke, ließ lediglich vier Spielgewinne zu und stand insgesamt nur vier Minuten länger auf dem Platz als Federer bei seinem 6:1, 6:4, 6:0-Sieg über Florian Mayer. Haas könnte im Achtelfinale auf den Titelfavoriten treffen, doch mit dem Gedanken will sich der Melbourne-Halbfinalist von 1999 und 2002 noch nicht beschäftigen: «Das darf man auch nicht.»

Der von Federer vorgeführte Mayer glaubt ohnehin nicht, dass sein Daviscup-Kollege gegen den Weltranglistenersten gewinnen kann. «Tommy hat nur eine Chance, wenn er weit über seine Verhältnisse spielt. Wenn Federer so spielt wie heute, wird ihn keiner schlagen», stellte der Bayreuther nach seinem Schockerlebnis fest. «Egal, was ich gemacht habe, er machte es besser. Er ist einfach zu gut.»

Resigniert war auch Kiefer. «Normalerweise müsste ich eine Woche bis zehn Tage Pause machen», sagte er. Doch das kommt nicht in Frage: «Das ist schließlich ein Grand-Slam-Turnier. Da beißt man die Zähne zusammen.» Am Samstag geht es gegen den Spanier Juan Carlos Ferrero, French-Open-Sieger von 2003, um den Einzug ins Achtelfinale. Daviscup-Kapitän Patrik Kühnen munterte seinen lädierten Schützling auf: «Pete Sampras hat schon gesagt: Grand-Slam-Turniere gewinnt man in der zweiten Woche.»

Björn Phau ist dann nur noch Zuschauer. Der 26-Jährige unterlag Luis Horna aus Peru mit 3:6, 2:6, 1:6. Anna-Lena Grönefeld verabschiedete sich mit einer vermeidbaren 6:4, 4:6, 1:6-Niederlage gegen die Spanierin Maria Sanchez-Lorenzo. «Sie hat wie Julia Schruff eine Riesenchance verpasst», sagte Fedcup-Chefin Barbara Rittner. Auch Grönefeld war bitter enttäuscht: «Ich kann nicht sagen, dass sich die Reise gelohnt hat. Ich bin erst wieder bei 50, 60 Prozent.»

Als erste frühere Siegerin aus dem Damenfeld musste die Französin Mary Pierce die Koffer packen. Vier Tage nach ihrem 31. Geburtstag verlor die Titelträgerin von 1995 gegen Iveta Benesova aus Tschechien mit 3:6, 5:7. Martina Hingis setzte hingegen ihr wundersames Comeback auf großer Bühne fort. Die «Swiss Miss» spazierte mit einem 6:1, 6:1-Sieg gegen die Finnin Emma Laine in die dritte Runde. (Von Ines Bellinger und Andreas Bellinger, dpa)

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