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AUSWÄRTS Spiel: 1860 München II – FC Bayern II 3:2

3. 8. 2007, Stadion an der Grünwalder Str. Regionalliga Süd, 6600 Fans – 0 Verletzte

Tief in dieser warmen Nacht, als das Blaulicht der Polizeiautos erloschen war und wir im Biergarten saßen, wagte Stephan einen Vergleich. „Fangesang ist wie Rap“, sagte er, der nie zum Fußball geht, und schaute ernst in sein Weizenglas. „In den Kurven geht es so hart, witzig und spontan zu wie beim Hip-Hop, ja: Ihre Gesänge sind wie ein Battle zweier Gangs.“

Der Kampf der Kurven hatte Stunden zuvor begonnen. 1860 München empfing Bayern München – ein Klassiker, selbst bei den Amateurteams. Im Jahr zuvor hatte es Krawalle gegeben, 50 Festnahmen, Verletzte. Knapp 7000 Fans stehen am Stadion an der Grünwalder Straße auf den Tribünen. Schnell erzielen die Blauen, also 1860 München, das 1:0, der Kurvenbattle beginnt: „Bayern, wir hören nichts!“, rufen die Blauen und hören erst auf, als das 1:1 fällt und später gar das 1:2. Die 1500 Roten singen hämisch: „Wenn wir wollen, kaufen wir euch auf!“ Sie wedeln dabei mit Geldscheinen, die Polizisten lachen. Es wird hektischer, die 60er grölen: „Wir wollen euch laufen sehen!“ (nicht auf dem Fußballplatz, sondern auf der Straße), die Bayern-Fans antworten kess: „Wir wollen euch kämpfen sehen“ (auf der Straße). Dann passiert der Supergau: Als die Blauen auf einem Plakat sinngemäß verkünden, „rotes“ Blut solle durch Giesings Straßen fließen, zücken die Roten ein 20-Meter-Banner: „Das Einzige, was fließt, ist eure Stadionmiete!“ Jemand bei 1860 hatte den Spruch dem Erzfeind gesteckt – Hochverrat in der eigenen Kurve.

Kurz vor Schluss dann plötzlich: Tor, Tor! 2:2 und 3:2 für die Blauen. Draußen fährt die Polizei vor, kesselt die Schläger ein, es bleibt ruhig. Die Beamten atmen auf. André Görke

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André Görke

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