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AUSWÄRTS Spiel: Cracovia Krakau – Polonia Bytom

Polen, 16 Uhr, Stadion „Jan Pawel II“: Rückrundenstart im Land der EM 2012

Über die Fußball-EM in der Schweiz und Österreich reden alle, dabei wird auch in Polen gebaut, schließlich findet hier die Europameistertschaft 2012 statt (klar, mit der Ukraine zusammen). Seit einem Jahr wohne ich als Exil-Berliner in Krakau, mit 760 000 Einwohnern ist es die drittgrößte Stadt des Landes.

Zum Rückrundenauftakt zieht es mich in das Stadion „Jan Pawel II“, was übersetzt so viel heißt wie: „Johannes Paul II“ (und damit nicht weiter erklärungsbedürftig sein dürfte). Seit 1906 existiert der Verein Cracovia schon, er soll der älteste des Landes sein. Der große Rivale ist Wisla Krakau. Deren Stadion wird derzeit zur EM-Reservearena ausgebaut, falls bei den gesetzten vier Stadien in Warschau, Danzig, Breslau oder Posen etwas schief läuft.

Zu Gast ist an diesem Februarnachmittag in der Orange Ekstraklasa (so heißt die Erste Liga) Polonia Bytom, ein Aufsteiger. Cracovia spielt seit drei Jahren wieder erstklassig. Der Wind pfeift, es ist kalt, sehr kalt, trotzdem sind die Tribünen gut gefüllt. Auch der Gästeblock, Bytom liegt nur 85 Kilometer entfernt.

An den Stadiontoren wird man locker abgetastet, ein paar Männer schmuggeln sogar Flaschen hinein. Randale gibt es nicht, gegen Wisla ist das anders, vor dem Stadion sollte keiner Fanklamotten tragen. Der Hass zwischen Cracovia und Wisla forderte vor einigen Jahren sogar Todesopfer. Auffällig ist, dass oft viele junge Männer mit kurzgeschorenen Haaren im Stadion sind.

Nach 20 Minuten geht Krakau in Führung, die Fans jubeln, überhaupt ist die Stimmung im Stadion wirklich gut. In Polen werden bei fast jedem Spiel bengalische Fackeln angezündet, darüber regt sich niemand auf. 1:0 steht es zur Halbzeit, ein paar Cheerleader tanzen auf dem Rasen. Einziges Manko sind die Toiletten, die Fans müssen Dixi-Klos benutzen.

Anpfiff, 2. Halbzeit. Nach einer Stunde fällt der Ausgleich, 1:1, nicht unverdient. Und weil in der folgenden halben Stunde fast gar nichts passiert, werden die Spieler mit einem Pfeifkonzert vom Rasen geschickt. Immerhin, die Bratwurst war echt lecker.Björn Vendovszky

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Björn Vendovszky

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