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Nur Mut. Unions Sebastian Polter (M.) traf in Dortmund doppelt und will mit seinen Kollegen in Regensburg ähnlich beherzt auftreten.

© Leon Kügeler/Reuters

Auswärtsspiel bei Jahn Regensburg: Der Alltag hat den 1. FC Union wieder

Nach dem tollen Spiel im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund muss sich der 1. FC Union gegen Regensburg in der Liga beweisen. Eine schwere Aufgabe.

Von David Joram

Es gibt leichte und schwere Fußballspiele im Laufe einer Saison. Sich entsprechend auf das eine oder das andere einzustellen, ist die hohe Kunst, die sie nun beim 1. FC Union vor dem Auswärtsspiel beim SSV Jahn Regensburg (Sonntag, 13.30 Uhr, live bei Sky) schaffen wollen. Die Berliner kommen aus einer Woche, in der sie berechtigterweise viel Lob erhalten haben. Feststellen lässt sich aber eben auch, dass sie am Mittwoch die denkbar leichteste Aufgabe hatten, die der deutsche Fußball aktuell bietet. Beim Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund durfte der 1. FC Union nämlich antreten.

Zugegeben, am Ende reichte es nicht ganz, um das Achtelfinale des DFB-Pokals zu erreichen. Aber der Zweitligist lieferte dem BVB einen intensiven Schlagabtausch. Erst Marco Reus’ Elfmetertor beendete die Träume des Außenseiters in einem Duell, das im Prinzip schon vor dem Anstoß entschieden war – und den Unionern deshalb so leicht von den Füßen ging. Nichts zu verlieren hatten sie in Dortmund ja, wie sie die Woche zuvor fortlaufend gepredigt hatten. Und wenn Fußballer keinen Druck verspüren, sind sie des Öfteren zu außergewöhnlichen Leistungen in der Lage.

Nun haben die Berliner aber wieder einiges zu verlieren: Immer noch ihren Nimbus als einzige ungeschlagene Mannschaft in der Zweiten Liga. Zum anderen die Chance, bis Montagabend die Tabellenführung zu übernehmen. Und anders als gegen den BVB ist der 1. FC Union in Regensburg zumindest leicht favorisiert.

Dass der Umgang mit dem Trubel nach Dortmund, der Enttäuschung, dem Stolz eine große Aufgabe ist, bestätigt auch der Berliner Trainer, Urs Fischer. Dies sei nicht nur für die Spieler und den Trainer so, sondern für den ganzen Klub. Sich wieder auf den Alltag zu konzentrieren, sei herausfordernd. Als „größte Herausforderung“ bezeichnete Fischer dies gar, „ich bin zuversichtlich, dass die Mannschaft dazu bereit ist“, fügte er an.

Welchen elf Spielern Fischer die „schwere Aufgabe“ Regensburg zumutet, blieb wie üblich ein Rätsel. Außer Mittelfeldmann Felix Kroos, den eine Verletzung am Sprunggelenk plagt und dem schon länger pausierenden Abwehrspieler Marc Torrejon (Wadenprobleme), stehen Fischer alle Spieler zur Verfügung.

Rückt Polter in die Startelf?

Spekuliert wird über einen Startelfeinsatz Sebastian Polters, der im Zentrum den zuletzt eher unauffälligen Sebastian Andersson ersetzen könnte. Die besten Empfehlungen gab Polter mit seinen beiden Toren in Dortmund selbst ab. Fischer weiß, was er am Publikumsliebling hat: „Er hat in den Spielen, in denen er gespielt hat, immer gezeigt, dass er da ist.“ Auf einem guten Weg sei Polter, findet Fischer, der zudem den Umstand schätzt, dass der 27-Jährige dem ganzen Team positive Energie verleiht, sobald er das Feld betritt.

„Du bekommst schon das Gefühl, dass er eine Mentalität mitbringt, die anstecken kann. Das hilft in gewissen Situationen“, erklärt Fischer.

Just dies könnte ein Grund sein, Polter erstmals in dieser Saison von Beginn an in einem Ligaspiel einzusetzen. Denn die Regensburger gelten als unbequeme Mannschaft, bisweilen eklig und kampfstark. Die vergangenen sechs Spiele haben sie nicht verloren, darunter drei Remis und ein fulminanter 5:0-Sieg beim Hamburger SV. Das letzte Mal verließ der Jahn am 14. September gegen Dresden (0:2) als Verlierer den Platz.

„Das ist eine Mannschaft, die sehr gut drauf ist“, weiß Fischer. Gut organisiert sei sie in ihrem 4-4-2-System, gefährlich im Umschaltspiel, aggressiv, aber auch gewillt, Fußball zu spielen. „Die provozieren Ballverluste“, hat Fischer beobachtet und aus all seinen Informationen geschlossen, dass es wohl „eine ganz, ganz schwierige Aufgabe“ werde, aber auch „eine interessante Aufgabe“.

Über Dortmund, so Fischer, habe man jedenfalls nicht mehr allzu viel geredet. „Manchmal ist weniger mehr“, sagte er. Nur sei es schon so, dass man mit dem gleichen Mut, dem gleichen Kampfgeist und der gleichen Motivation in Regensburg auflaufen müsse. Oder eben: „Dass wir bereit sind zu leiden, dass wir viele guten Dinge aus dem Spiel gegen Dortmund mitnehmen.“ Das Toreschießen, das Union in der Liga zuletzt nicht beherrschte, dürfte Fischer damit auch gemeint haben. Vielleicht sogar an die Adresse Polters gerichtet.

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