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Sport: Auswege nach dem Urteil

Verbot von Wettanbietern stellt Sport vor Probleme

Von Til Knipper

Berlin - Nicht nur Werder Bremen darf heute im Auswärtsspiel bei Hannover 96 keine Werbung für seinen neuen Trikotsponsor bwin machen. Auch die Basketballliga BBL und die Handballbundesliga HBL, langjährige Partner von bwin, sind von dem Verbot des Sportwettenanbieters durch das Regierungspräsidium Chemnitz betroffen. BBL-Geschäftsführer Jan Pommer und sein HBL-Kollege Frank Bohmann hatten deswegen bereits am Mittwoch in einem offenen Brief an Sachsens Ministerpräsidenten Georg Milbradt und Innenminister Albrecht Buttolo gefordert, neben dem staatlichen Anbieter Oddset auch private zuzulassen. Ihre Forderung blieb ungehört.

Nach dem Verbot vom Donnerstag gibt sich Pommer aber erst mal gelassen. „Bisher haben die Länder noch die meisten Prozesse gegen bwin verloren.“ Die Drucksituation sei bei den Basketballern außerdem nicht so hoch, weil die BBL-Saison erst am 30. September anfängt. „Sollte allerdings die sächsische Entscheidung Bestand haben, wäre das ein harter Schlag für die BBL“, sagt Pommer. Es gehe immerhin um eine hohe sechsstellige Summe. „Das Geld fließt zwar laut Vertrag zunächst weiter. Aber wenn bwin Deutschland dann in die Insolvenz geht, hilft uns das auch nicht.“ Langfristig sei das Verbot privater Internet-Wettanbieter schon aus europarechtlichen Gründen nicht haltbar. Gefahren wie Spielsucht ließen sich auch in einem Konzessionsmodell für staatliche und private Anbieter kontrollieren.

Dem kann HBL-Marketingleiter Mark Schober nur zustimmen: „Die Untersagungsverfügung verstößt doch gegen den gesunden Menschenverstand. Es ist offensichtlich, dass die Entscheidung in Sachsen aus rein fiskalpolitischen Gründen gefallen ist.“ Der Staat wolle sich die Einnahmen aus der Lotterie alleine sichern. Leidtragender wäre im Handball der Jugendbereich. „Es fehlt uns dann das Geld, um unsere Nachwuchskonzepte weiterzuentwickeln“, sagt Schober. Die HBL ist aber zuversichtlich, den Vertrag mit bwin bis zum Ende erfüllen zu können. Vielleicht macht auch das Beispiel des TSV 1860 München Schule. Die Münchner, ebenfalls Werbepartner von bwin, spielen wegen eines Werbeverbots der bayerischen Behörden mit dem Schriftzug ,we win‘ auf den Trikots. „Bwin war bisher immer ein sehr kreativer Partner“, sagt Schober, „alles, was rechtmäßig ist, werden wir mitmachen.“

Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) hat den offenen Brief nicht mitunterschrieben, da sie selber keinen Vertrag mit bwin hat. Man verfolge das Verfahren aber sehr genau, sagt DEL-Sprecher Andreas Ulrich. „Immerhin arbeitet fast jeder Verein in der DEL mit einem privaten Wettanbieter zusammen. Früher oder später werden die alle verboten.“ Ulrich unterstützt deswegen auch die Linie von Pommer und Schober. „Vor allem hätte ich mir gewünscht, dass man bei einer solchen Entscheidung eine Übergangsfrist einräumt, wie beim Tabakwerbeverbot in der Formel 1.“ Dann hätten sich alle Beteiligten besser auf die Situation einstellen können. Stattdessen werde nun überstürzt an bwin ein Exempel statuiert. Dabei habe das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil vom März den Bundesländern bis Ende 2007 Zeit gegeben, die Regeln für die Durchführung von Glücksspielen zu ändern.

Von einer anderen Frist profitieren die Weltreiterspiele, die vom 20. August bis 3. September in Aachen stattfinden. Auch hier tritt bwin als Sponsor auf. „Das Regierungspräsidium Chemnitz hat bwin am Donnerstag aufgegeben, innerhalb von 14 Tagen seine Tätigkeit einzustellen“, sagt Michael Mronz, Geschäftsführer der Reiterspiele. Bei Ablauf dieser Frist sei die erste Woche der Reiterspiele schon vorbei. Da der Wettanbieter außerdem gerichtlich gegen die Verbotsverfügung vorgehen will, ist Mronz sicher, dass „die Spiele beendet sind, bevor das Verwaltungsgericht Dresden entschieden hat.“

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